Armin Dietrich: Farben, Formen und Rituale

Armin Dietrich: Farben, Formen und Rituale


Transparenz, Formen und Farbe in kraftvoller Kombination: In seinem aktuellen Werkzyklus dekonstruiert der Künstler Armin Dietrich konventionelle Fotoformen mit einer malerischen Note. Mit poetisch formulierten Anweisungen ziehen die Werktitel den Betrachter hinein in vielschichtige Ebenen und Gedankenwelten. Der Zyklus „TRACES of RITUALS“ ist noch bis Ende Mai in Berlin zu sehen.

Transparenz, Formen und Farbe in kraftvoller Kombination: In seinem aktuellen Werkzyklus dekonstruiert der Künstler Armin Dietrich konventionelle Fotoformen mit einer malerischen Note. Mit poetisch formulierten Anweisungen ziehen die Werktitel den Betrachter hinein in vielschichtige Ebenen und Gedankenwelten. Der Zyklus „TRACES of RITUALS“ ist noch bis Ende Mai in Berlin zu sehen.

Text: Lenya Meislahn, Foto: Franziska Krug

„Throw a cookie in the air and catch it with your tongue“ oder „Whisper your fears to the clouds and watch them disappear“: In den Werktiteln seiner aktuellen Serie „TRACES of RITUALS“ formuliert der in Berlin lebende Künstler Armin Dietrich Aufforderungen oder sogar Aufträge an den Betrachter. Manchmal spielerisch, manchmal mystisch korrespondieren die Sätze mit den verschiedenen Ebenen der aus transparenten und farbigen Flächen kombinierten Kunstwerke.

Armin Dietrich ist seit mehr als zwanzig Jahren Fotograf. Über Umwege und als Autodidakt kam er zur Fotografie und stellte sein grafisches Gespür für den Kern der Wirklichkeit in namhaften Werbekampagnen und Editorials unter Beweis. Seine Themen reichten von Accessoires, Schmuck und Uhren über Kosmetik, Haute Cuisine und Interieurs. Berühmt wurde Dietrich durch seine Stilllebenbilder: fotografische Erzählungen, die dem Betrachter eine völlig neue Perspektive auf Objekte und Formen geben. Er spielt mit den Wahrnehmungen, manchmal mit subtil humorvollen Andeutungen. Für Dietrich ist Fotografie viel mehr als nur einen Moment einzufangen. Das Wechselspiel zwischen kreativem Prozess und verfeinerter Handwerkskunst markiert für ihn den Treffpunkt von Moment und Gefühlen: ein genaues Dokument des realen Lebens oder die Darstellung surrealer neuer Welten.

Transparente Experimente

„Schon in meiner Kindheit haben mich Kirchenfenster fasziniert“, sagt Armin Dietrich. Dieses Gefühl wollte er in seine Kunst bringen. Nach seinen Serien „UNICLAD“ (2017) und „GODS and MONSTERS“ (2018) nähert sich Armin Dietrich noch weiter an die Transparenz an. „Schon seit dem ersten Zyklus wollte ich meine Werke wie handgemachte, große Dias wirken lassen.“ Er habe dann mit Materialien wie Acryl- und Epoxidharzen experimentiert und ließ sie mit Lichtzeichnungen und Farbpigmenten reagieren, um immer größere Transparenz zu erreichen. Und so erscheinen die Werke denn auch wie überdimensionierte Dias, die Dietrich aus Fotografie und Objektkunst zusammensetzt. Übereinandergelegte Farben, Folien und Fotos lassen fragmentierte Flächen entstehen, die leuchtend sind, durchsichtig und in der Kombination kraftvoll.

Rituale neu interpretiert

Die Werke erscheinen dreidimensional, von der Seite wirkt die Oberfläche wie emailliert. Aber wenn das Licht dann hineinfällt, ergeben sich Schattenspiele und die Ebenen werden sichtbar, ziehen den Betrachter ganz hinein in eine mythische Welt. „Wann ist Fotografie noch Fotografie und wann fängt die Malerei an“, seien Themen, die mit denen er sich auseinandersetzen wollte, sagt Dietrich. Ausgehend davon habe er experimentiert und die Grenzen so immer mehr verwischt und in diesem Zyklus nun fast schon aufgehoben. Auf der Inhaltlichen Ebene habe er sich mit Ritualen beschäftigen wollen. „Leider ist der Begriff ‚Rituale‘ heute eher negativ besetzt“, sagt Dietrich. Das sei bedauerlich, denn „sie können eine ganz eigene, positive Kraft entwickeln, da Rituale zusammenhalten, ob es Familien oder Freundschaften sind“. Die Titel der Bilder wollte er daher als Anweisungen gestalten, um Ritualen eine positive Wirkung zu geben.

Inspiriert durch Yoko Ono

Angeregt dazu hat ihn das Schaffen der japanisch-US-amerikanischen Konzeptkünstlerin Yoko Ono. „Eine meiner liebsten Künstlerinnen und eine große Inspirationsquelle“, wie Dietrich sagt. In den 1960er Jahren bewegte Yoko Ono die New Yorker Kunstszene mit ihren poetischen Performances, 1965 veröffentlichte sie mit dem Buch „Grapefruit“ Ideenskizzen und rituelle Choreographien zum Nachinszenieren und losgelöst von einer physischen Präsenz eines Kunstwerks. Yoko Onos populärste Anweisung aus „Grapefruit“ ist bis heute: „Listen to the sound of the earth turning“. Damit sollte das Kunstwerk im Kopf entstehen, losgelöst von seiner physischen Präsenz. Bei Armin Dietrich sind seine formulierten Rituale oder Anweisungen mit dem tatsächlichen Bild verbunden. Der Werktitel zieht den Betrachter noch tiefer in die Ebenen der transparenten Flächen und Schattenwürfe hinein. In den Umrissen lassen sich dann je nach Betrachter auch Figuren erkennen. Wer mag, findet sogar den kleinen, blauen Keks, den mit der Zunge aufzufangen sich lohnen könnte.

Armin Dietrichs Zyklus „TRACES of RITUALS“ ist noch bis Ende Mai in den Räumen von Knueppel & Compagnon in der Dorotheenstraße 14 in Berlin zu sehen.

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