Die Avus – das neue Vorzeigeobjekt Berlins

Die Avus – das neue Vorzeigeobjekt Berlins


Der Umbau hat begonnen. Die morschen Holzbänke sind bereits entfernt, als nächstes wird das Dach erneuert, und zwar nach historischem Vorbild. Keine Frage: Es tut sich was an der Avus-Tribüne.

Text: Katharina Hummer, Foto: dreidesign

Der Umbau hat begonnen. Die morschen Holzbänke sind bereits entfernt, als nächstes wird das Dach erneuert, und zwar nach historischem Vorbild. Keine Frage: Es tut sich was an der Avus-Tribüne. Der Berliner Unternehmer Hamid Djadda will das Baudenkmal mit einem neuen Nutzungskonzept wieder in das öffentliche Interesse rücken.

Der gebürtige Iraner ist in der Hauptstadt gleich mit mehreren Unternehmungen vertreten. Neben dem Fachgeschäft für persische Delikatessen „Shatoh“ betreibt er auch das Berliner Blechschildmuseum und die Immobiliengesellschaft BTM. Dass die Avus-Tribüne seit zwei Jahren auch zu seinem Portfolie gehört, sei vor allem seinem persönlichen Interesse an dem Berliner Wahrzeichen geschuldet, so lässt er sich zitieren. Bereits 2007 war die Tribüne an einen privaten Eigentümer verkauft worden, doch es passierte nichts. Das Bauwerk an der ältesten Autobahn der Welt rottete vor sich hin. Dort, wo bis 1998 Autorennen ausgetragen worden waren, legte sich stille Tristesse über die Szenerie. Das änderte sich erst, als Djadda die heruntergekommene Immobilie erwarb und ein Konzept zur Neunutzung in Auftrag gab. Spätestens 2021, wenn die Avus ihren 100sten Geburtstag feiert, soll die Umgestaltung abgeschlossen sein.

Nun wird an der Stelle, wo die Architekten Fritz Wilms und Walter Bettenstaedt 1936 auf 240 Meter Länge Platz für 4000 Zuschauer schufen, ein Veranstaltungskomplex mit Büros und Gastronomieflächen entstehen. Für das ambitionierte Vorhaben engagierte Djadda den Hamburger Architekten Christoph Janiesch, der bereits die historische Tribüne von Hamburgs Galopprennbahn umbaute. Sein Konzept für die Avus-Tribüne spielt mit den Gegensätzen von Alt und Neu und erhält die ursprüngliche Struktur des Bauwerks. Laut Projektbeschreibung sind lediglich „behutsame Eingriffe“ geplant, sie sollen die neue Nutzung des Baudenkmals ermöglichen, ohne dass es sein „Gesicht verliert“. So werden im Erdgeschoss auf 1400 qm Büroflächen, Cafés und Ladengeschäfte entstehen; ein Avus Museum ist ebenfalls geplant, aber noch nicht endgültig beschieden. Auf der Tribünenanlage sind gläserne Boxen für Präsentationszwecke vorgesehen.

Das Zentrum ist und bleibt jedoch die in der Mitte gelegene Kanzel: Von drei Seiten verglast wird sie als Veranstaltungsort für bis zu 400 Gäste zum Einsatz kommen. Besonders reizvoll dürfte die alte, neue Avus-Tribüne bei Dunkelheit sein – ein blendfreies, indirektes Beleuchtungskonzept verwandelt das Gebäude bei Nacht in ein kunstvolles Lichtobjekt. Nach dem Willen des Investors soll die Nutzung des Tribünen-Gebäudes künftig ganz im Zeichen der Historie und der Zukunft des Automobils stehen – aber ob hier jemals wieder Rennen ausgetragen werden, ist fraglich. Denn das, so ließ der Investor in einem Zeitungsinterview wissen, läge leider nicht in seiner Entscheidungshoheit.

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