Beatrice Kramm ist die erste Frau an der Spitze Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin. Seit 2016 bekleidet die promovierte Volljuristin das Präsidentenamt. Die Interessensvertretung der kreativ Schaffenden ist ihr ein persönliches Anliegen.

Text: Anke Bracht, Foto: Oliver Lang

Ungeduld sei ihre größte Schwäche, ließ sich die Präsidentin der IHK Berlin nach ihrer Wahl im März 2016 zitieren, Offenheit ihre größte Stärke. Beides dürfte ihr inzwischen schon das eine oder andere Mal von Nutzen gewesen sein, schließlich steht mit ihr zum ersten Mal seit Gründung der IHK Berlin vor 116 Jahren eine Frau an der Spitze. Und die weiß genau, was sie erreichen möchte. Als Mitglied der Gruppe Kreativwirtschaft setzt sie sich für die kreativen Berufe ein und wirft einen kritischen Blick auf die Bildungssituation in Berlin: Rund 10 Prozent der Jugendlichen in Berlin haben keinen Schulabschluss, 11,7 Prozent sind ohne Arbeit. Das mache ihr große Sorgen, denn: „diese jungen Menschen gehören schon heute zu den Verlierern einer der größten wirtschaftlichen Umwälzungen, die es in den letzten Jahrzehnten gegeben hat: der Digitalisierung.“ Die jüngste Studie der IHK zum Thema Digitalisierung habe ergeben, das Jobs, die ohne Abschluss oder Ausbildung zu machen sein, „massiv unter Druck geraten.“ Berlin als „Gründermetropole und Start up-Hauptstadt“ könne es sich nicht leisten, „auf Dauer jeden zehnten Jugendlichen an die Perspektivlosigkeit zu verlieren. 2018 sollte das Jahr der Bildung werden.“ Die Präsidentin fordert „Bildung first“, denn nur dann, so Beatrice Kramm, wird die Jugendarbeitslosigkeit sinken, gibt es weniger Ausbildungsabbrüche und mehr Digitalisierungsgewinner.“ Als Unternehmerin – die promovierte Juristin ist Vorsitzende der Geschäftsführung bei der POLYPHON Film- und Fernsehgesellschaft – weiß sie, wovon sie spricht.