Besondere Buchhandlungen in Berlin

Besondere Buchhandlungen in Berlin


Buchhandlungen wurden in Zeiten digitaler Medien oft schon totgesagt, doch trotz Online-Handel – oder gerade deswegen – gibt es sie noch. Wir stellen drei besondere Berliner Buchhandlungen vor.

Buchhandlungen wurden in Zeiten digitaler Medien oft schon totgesagt, doch trotz Online-Handel – oder gerade deswegen – gibt es sie noch. Wir stellen drei besondere Berliner Buchhandlungen vor.

Text: Lenya Meislahn, Fotos: Uslar & Rai: Markus Schädel, Buchhandlung am Bayerischen Platz: André Kirchner

Schnörkellos kommt er daher, der Buchladen Bayerischer Platz in der Schöneberger Grunewaldstraße. Deckenhohe Regale gefüllt mit Büchern, kleine Tische, auf denen noch mehr Bücher liegen. „Wir sind dann gute Buchhändler, wenn wir unsere eigenen Interessen zurückstellen und das richtige Buch zum richtigen Leser bringen“, sagt Christiane Fritsch-Weith. Sie lässt sich auf ihr Gegenüber ein, hört zu und holt dann mit sicherem Griff das passende Buch aus den Regalen. Ihr Lesetipp für den Frühling: „Herkunft“ von Saša Stanišić. „Ein fein gearbeitetes Buch, das zum Nachdenken anregt“, sagt Christiane Fritsch-Weithe.

Buchhandlung mit Geschichte

Gegründet wurde der Buchladen Bayerischer Platz im März 1919 von dem jüdischen Schriftsteller Benedict Lachmann an der damals vornehmen Adresse Bayerischer Platz 13/14. An diesem Platz trifft sich direkt nach dem Ersten Weltkrieg die Gesellschaft, schlürft Austern zum Champagner und kauft mondäne Mode in den Geschäften ringsherum. Ein guter Buchladen passt dazu. Lachmann ist Mitglied der „Novembergruppe“ und sympathisiert mit der gerade gegründeten Bauhausbewegung. Damit alle Bürger an Bildung durch Bücher teilhaben können, integriert Lachmann eine Leihbibliothek in seinen Laden. 1937 verkauft er die Buchhandlung noch vor der Zwangsarisierung an seinen Mitarbeiter Paul Behr, der schon als Lehrling bei ihm war. Nach einem Bombenschaden im Zweiten Weltkrieg zieht Behr mit dem Laden in die Grunewaldstraße. 1975 übernimmt Christiane Fritsch-Weith mit 25 Jahren und voller Tatendrang den Buchladen und führt die Tradition seitdem fort. Das hundertjährige Jubiläum in diesem Jahr wird gebührend gefeiert. „Wir freuen uns ganz besonders auf die große Party mit all unseren Leserinnen und Lesern am 24. August.“

Buchhandlung Bayerischer Platz

Tipps vom Profi

Christiane Fritsch-Weith lebt Literatur. Einmal in der Woche verschickt sie ihren Newsletter „Literaturkurier“. Inzwischen hat sie rund 2000 Abonnenten. Sehr persönlich gibt sie darin Empfehlungen, schreibt Anekdoten auf und im Jubiläumsjahr auch regelmäßig durch die Zeiten hindurch einen Brief an den Gründer Benedict Lachmann, dem sie von der heutigen Welt und aus dem Buchladen berichtet. Zweimal im Jahr, vor den Sommerferien und vor Weihnachten, lädt Christiane Fritsch-Weith Leserinnen und Leser zum Empfehlungsabend ein. Jedes Mal stellt sie 23 Bücher vor. „Vom spannenden Krimi, dem Buch für die Freundin oder Schwiegermutter oder auch für zwanzigjährige Nichtleser ist alles dabei“, wie sie sagt. Bekannte und noch zu entdeckende Autorinnen und Autoren kommen regelmäßig zu Lesungen in die Buchhandlung Bayerischer Platz. Nächster Termin: Am 10. Mai liest Alina Bronsky aus ihrem neuen Roman „Der Zopf meiner Großmutter“.

Kleiner Laden, großes Sortiment

Mit dem „Debütantenball“ und „Die Lieblingsbücher von…“ bringt die Buchhandlung Uslar & Rai in der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg junge Autoren und neue Sichtweisen auf Bücher zu ihren Leserinnen und Lesern. Seit 2012 gibt es den kleinen Laden mit dem großen Sortiment: Romane, Erzählungen, Gedichte und auch Kinder-, Koch-, und Reisebücher werden von den Inhabern Katharina von Uslar und Edgar Rai sowie ihren Mitarbeitern mit Liebe zur Literatur, schöner Gestaltung und bereichernden Inhalten ausgewählt. Besondere Lieblingsbücher und Neuerscheinungen präsentieren sie jedes für sich im weißen Holzrahmen und mit einer persönlichen Empfehlung versehen, warum sich das Lesen lohnt.

Bücher und Kaffee

In der Buchhandlung Ocelot in der Brunnenstraße in Mitte duftet es nach Kaffee. Den Namenszusatz „not just another bookstore“ machen die Betreiber seit 2012 zum Programm: Leser, Kunden, Gäste können sich an großen Holztischen niederlassen, bei Kaffee und Gebäck Zeitunglesen oder in Büchern blättern. Ein Ort zum Verweilen und Wohlfühlen, auch für die Schriftstellerin Alexa Hennig von Lange. In den hohen Regalen, den Nischen und Ecken der 265 Quadratmeter großen Buchhandlung warten Romane und Sachbücher, Kinderbücher, Kochbücher, englische Literatur und Zeitschriften auf ihre Leser. Sorgfältig ausgewählt vom familiären Team und oft versehen mit kleinen Kärtchen, auf denen die Mitarbeiter handschriftlich festgehalten haben, warum sie gerade dieses Buch empfehlen und auch wem. Zum gemeinsamen Diskutieren über Gelesenes trifft sich alle drei Monate ein offener Lesekreis. Bei Kaffee oder Wein wird dann an den Holztischen bis spät in den Abend diskutiert.

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