Caroline E. Heil: Lebensmittel neu denken – Rethink Meat!

Caroline E. Heil: Lebensmittel neu denken – Rethink Meat!


Caroline E. Heil ist die neue Vorständin bei The New Meat Company AG (TNMC), einer Investmentgesellschaft mit Fokus auf den stark wachsenden alternativen Protein- und Fleischersatzmarkt. Ihre Position: Wenn wir eine intakte Umwelt und gesunde Menschen auch in Zukunft wollen, müssen wir die Produktion und den Konsum von tierischen Lebensmitteln ganzheitlich neu denken.

Caroline E. Heil ist die neue Vorständin bei The New Meat Company AG (TNMC), einer Investmentgesellschaft mit Fokus auf den stark wachsenden alternativen Protein- und Fleischersatzmarkt. Ihre Position: Wenn wir eine intakte Umwelt und gesunde Menschen auch in Zukunft wollen, müssen wir die Produktion und den Konsum von tierischen Lebensmitteln ganzheitlich neu denken.

Text: Redaktion BBE, Foto: Jan Zühlke

„Ich esse auch gern mal ein Steak“, sagt Caroline E. Heil, „aber ich versuche an mindestens fünf Tagen die Woche auf Fleisch komplett zu verzichten.“ Die 32-jährige Juristin und ehemalige EY-Beraterin hat eine klare Position: Wenn wir eine intakte Umwelt und gesunde Menschen auch in Zukunft wollen, müssen wir die Produktion und den Konsum von tierischen Lebensmitteln ganzheitlich neu denken. Wie dies gelingen kann, das will sie in ihrer neuen Position unter Beweis stellen. „Mir geht es um den bewussteren Umgang mit Lebensmitteln: Die vorherrschende intensive Tierproduktion hat einen negativen Einfluss auf unsere Umwelt. Hohe CO2-Emissionen, massiver Wasserverbrauch, großer Flächenbedarf und schon ein fast paradoxer Futterinput: 12 Kilogramm Soja für ein Kilogramm Fleisch. Wir stehen global vor so vielen Herausforderungen – Klimawandel, Degradierung der Böden, Wasserknappheit und 10 Milliarden Menschen in 2050 sind nur einige davon. Für mich steht fest: Wir müssen den Fleischkonsum reduzieren und Alternativen finden bevor wir den Tipping-Point überschritten haben.“

Die neue Vorständin von The New Meat Company hat Agrar- und Ernährung zu ihrem Thema gemacht, dafür brennt sie. Das Interesse für die Herstellung von Lebensmitteln, für Landwirtschaft und Tierzucht wurde ihr quasi in die Wiege gelegt: Caroline E. Heil verbringt viel Zeit auf dem Bauernhof ihrer Großeltern auf dem Feld und im Stall. Ihr Vater ist Veterinär mit Schwerpunkt Lebensmittelüberwachung, sie selbst besitzt seit dem 18. Lebensjahr den Jagdschein, arbeitete zwei Monate in Namibia auf einer Rinderfarm und liebt Natur und Landwirtschaft. Trotzdem entscheidet sie sich für eine juristische Ausbildung. Nach Stationen bei Freshfields Bruckhaus Deringer im private M&A, im Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung und in einer Boutique Kanzlei für Agrarrecht, wechselt sie als Anwältin in die Praxisgruppe M&A zu EY in Berlin. Dort wird sie schnell Teil des globalen Agribusiness Teams von EY und bekommt die Chance internationalen Lebensmittelkonzernen nicht nur juristisch sondern auch strategisch zu beraten und Sektorenwissen zu sammeln. „Für meine Zeit bei EY bin ich sehr dankbar. Ich habe mich mit Themen befasst, über die ich vorher nicht einmal nachgedacht habe und wurde sehr für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisiert. Hier bin ich auch auf den spannenden alternativen Proteinmarkt aufmerksam geworden, weil wir einen internationalen Konzern in seiner strategischen Neuausrichtung global unterstützen durften“, sagt Caroline E. Heil, „EY war für mich der Schlüssel zu Sektorwissen und einem extrem spannenden, weltweiten Netzwerk in die Agrar- und Lebensmittelindustrie.“

Nun also The Next Meat Company. „Wir sind eine Plattformgesellschaft, die ein nachhaltiges Portfolio an Beteiligungen anstrebt. Dabei verfolgen wir eine Buy-and-Build Strategie“, sagt Caroline E. Heil. „Wir investieren in Start-Ups mit dem Fokus auf Alternativen zu Tierprodukten oder gründen auch selbst. Cellbased Meat oder veganes Ei und Burger, auch den gesamten Gesundheitsmarkt „Gesunde Ernährung statt Medikamente und Folgekosten für das Gesundheitssystem“ und den Bereich Foodtech beobachten wir stark. Wir sind zum Beispiel an Planty of Meat beteiligt. Planty hat eine breite vegane Produktpalette von Burger über Nuggets und legt großen Wert auf lokale Produktion und Rohstoffe. Soja kommt da nicht auf den Tisch.“

Caroline E. Heil möchte den Fokus jedoch nicht nur auf Alternativen zum Fleisch legen, auch im konventionellen Fleischmarkt sieht sie einiges an Optimierungspotenzial: „Fleisch wird immer Teil unserer Kultur sein. Wie kann man die bestehende Tierproduktion „besser“ machen?“ Mehr Tierwohl, weniger schädliche Umwelteinflüsse. Regenerative Landwirtschaft interessiert die die junge Vorständin, alles was ein Umdenken erfordert: „Wir müssen uns fragen, wie kann man nachhaltiger produzieren? Tiere sind ein wichtiges Thema in unserer Kultur und Weidehaltung ist wichtig für die Bodengesundheit. Auch Wild als durch und durch nachhaltiges Lebensmittel darf nicht vergessen werden.“

Ein Thema im Bereich Fleischersatz reizt Caroline E. Heil besonders: „Die Fleischerzeugung zählt zu den größten Treibern des Klimawandels. Die Erzeugung von Fleisch im Labor dagegen erfordert 90 Prozent weniger Einsatz von Ressourcen und hat eine 90% geringere CO2-Emission. Josh Tetrick von Eat Just hat es gezeigt: Auch Veganer kann man mit Laborfleisch überzeugen.“ Wie laborgezüchtete Produkte am Markt funktionieren können, mache gerade Singapur vor, wo künstlich erzeugtes Fleisch seit Anfang diesen Jahres verkauft und gut angenommen wird. Europa und Novelfood wird da natürlich eine Herausforderung sein, aber Heil möchte in diesem Bereich unbedingt tätig werden. Caroline E. Heil ist davon überzeugt, dass zumindest der Zenit der Massentierhaltung überschritten sei: „In den Niederlanden und Deutschland werden Fleischsteuern diskutiert. Die Konsumenten achten zunehmend auf Umwelt und Tierwohl. Auch die EU setzt Zeichen mit Farm to Fork und den ehrgeizigen Zielen des Greendeals.“ Heil freut sich über das Umdenken: „Das Thema Umweltschutz ist in den Köpfen der Menschen und bei großen wie kleinen Unternehmen angekommen. Wir sind bereit einen Unterschied zu machen.“

Diese Bereitschaft ist auch an den aktuellen Entwicklungen des Fleischersatzmarktes abzulesen: Schätzungen gehen von einem globalen Fleischersatzmarkt zwischen 72 Mrd.* und bis zu 392 Mrd. US-Dollar** in 2030 aus mit CGAR von 29 % bis 38 %. Dies reizt die Investoren und wird durch die große Investitionsbereitschaft untermauert. In 2020 wurden bereits über 3,5 Mrd. US-Dollar in Start-Ups im Bereich Alternative Proteine/ Fleischersatz investiert – weiter steigende Zahlen werden für die nächsten Jahre prognostiziert. Allein Impossible Burger konnte in Q3/2020 eine Finanzierungsrunde über 500 Mio. US-Dollar abschließen. Eins steht fest: Fleischersatz und Alternative Proteine sind ein globaler Trend, der langfristig bleiben wird. Gute Aussichten für TNMC.

Caroline E. Heil sieht die Zukunft der Ernährung in einem Mix aus regenerativer Landwirtschaft, Verbesserung der heutigen Produktionsprozesse und alternativer Fleischerzeugung. Den Einsatz von Blockchain Technologie im Lebensmittelsektor sieht sie als zukünftigen Standard und glaubt an ein großes Potenzial: „Blockchain Technologie trägt zu mehr Transparenz bei, sowohl was die Herkunft als auch was die Lieferketten betrifft“, sagt die Vorständin von The New Meat Company. „Wir arbeiten aktuell an einer non-profit Kooperation mit BayWa, die unter dem Namen ‚combayn’ ein sehr spannendes Projekt für die Förderung von Blühflächen und Biodiverstiät auf den Weg gebracht haben. Umweltschutz durch Blockchain. Die Möglichkeiten der Technologie sind gigantisch. Als Impact-Investor wollen wir diese Möglichkeiten in die breite Masse bringen.“, so Heil.

Sie freue sich auf die neuen Herausforderungen, sagt Caroline E. Heil: „Es ist Zeit Lärm zu machen. Was Gutes für die Umwelt tun und dabei ein lukratives Unternehmensportfolio aufbauen. Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und die eher konservative Lebensmittelindustrie mal etwas aufmischen. Das haben wir vor.“, so Heil. Das klingt nach einem guten Plan.

*Quelle: . JP Morgan
**Quelle: AT Kearney

Für alle Fragen rund um Ihr Vermögen steht Ihnen Roland Lis, Berater Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, telefonisch und per E-Mail zur Verfügung: Tel.: (030) 897 98 – 403, E-Mail: roland.lis@weberbank.de

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