Cleantech – innovative Technologien zum Schutz des Klimas

Cleantech – innovative Technologien zum Schutz des Klimas


Klimaschutz ist wichtig, aber teuer – so die landläufige Meinung. Dass innovative grüne Ideen zu attraktiven Geschäftsmodellen führen können, beweisen jedoch junge Unternehmen aus Deutschland. Vom grünen Wasserstoff bis zum Fotovoltaik-Abo für Hausbesitzer – es gibt viele Wege, ökologisch nachhaltig zu wirtschaften. Und ein Zauberwort verbindet sie: Cleantech.

Klimaschutz ist wichtig, aber teuer – so die landläufige Meinung. Dass innovative grüne Ideen zu attraktiven Geschäftsmodellen führen können, beweisen jedoch junge Unternehmen aus Deutschland. Vom grünen Wasserstoff bis zum Fotovoltaik-Abo für Hausbesitzer – es gibt viele Wege, ökologisch nachhaltig zu wirtschaften. Und ein Zauberwort verbindet sie: Cleantech.

Text: Christian von Jakusch-Gostomski, Foto: metamorworks / Shutterstock

Was ist Cleantech, und warum ist die Cleantech-Branche gerade so angesagt? Der Begriff steht für Clean Technologies, saubere Verfahren, bislang häufig Greentech genannt. Eine einheitliche Definition gibt es nicht, üblicherweise werden damit Techniken, Produkte oder Dienstleistungen bezeichnet, die zwei Gemeinsamkeiten haben: Sie erhöhen die Effizienz, Leistung oder Produktivität und senken zugleich Emissionen und Ressourcenverbrauch. So tragen sie dazu bei, auf innovative Art und Weise das Klima und damit unseren Planeten und unsere Lebensgrundlagen zu schützen.

Globales Wachstum

Saubere, grüne Technologien boomen seit Jahren. Der Markt für „Umwelttechnik und Ressourceneffizienz“, wie es beim Bundesumweltministerium etwas bürokratisch heißt, hatte 2020 weltweit ein Volumen von mehr als 4,6 Billionen Euro – und ist damit deutlich schneller gewachsen als prognostiziert: 2011 rechnete die Bundesregierung für 2020 mit einem Volumen von lediglich rund 3,2 Billionen Euro. Bis 2030 soll sich der Markt auf 9,4 Billionen Euro mehr als verdoppeln, was ein jährliches Wachstum von 7,3 Prozent bedeuten würde. In Deutschland wird für Cleantech sogar ein noch stärkerer Anstieg erwartet: Ausgehend von einer Wachstumsrate von 8,1 Prozent pro Jahr soll das deutsche Marktvolumen bis 2030 von 392 auf 856 Milliarden Euro steigen und der deutsche Anteil am Weltmarkt von 8,5 auf 9,1 Prozent wachsen. Deutschland belegt bei Cleantech also einen internationalen Spitzenplatz. Hierzulande macht die Umwelttechnik 15 Prozent der Wirtschaftsleistung aus, wie die Unternehmensberatung Roland Berger ermittelt hat. Zu diesem Anteil – und damit zur globalen Bedeutung der deutschen Cleantech – tragen auch viele Start-ups bei.

Mit Fotovoltaik-Abo zum Einhorn

Das Berliner Sonnenenergie-Start-up Enpal ist seit 2017 aktiv. Es vermietet Fotovoltaikanlagen an Hausbesitzer. Eigentümer zahlen statt hoher einmaliger Investitionskosten eine monatliche Miete an Enpal und können die Anlage nach 20 Jahren für einen Euro kaufen. Das Unternehmen begleitet den gesamten Prozess und kümmert sich um Planung, Bau und Installation der Solardächer. Das soll es deutlich einfacher machen, sein Haus mit Sonnenenergie zu versorgen. Oder, wie Enpal-Mitgründer Mario Kohle es formuliert: „Wir erschaffen eine No-Brainer-Solaranlage.“ Kohle hat für die Zukunft große Ziele: „Unser Traum ist es, eine Solaranlage auf jedes Dach zu bringen, einen Batteriespeicher in jedes Haus und ein Elektroauto vor jede Tür.“

Ganz so weit ist das innovative Solar-Start-up zwar noch nicht, aber bereits heute hat Enpal nach eigenen Angaben mehr als 10000 Kunden und bezeichnet sich selbst als „Marktführer für Solarlösungen für Hausbesitzer in Deutschland“. Das Konzept hat 2021 anscheinend viele überzeugt: Nachdem Enpal für sein schnelles Wachstum im Juli bereits 100 Millionen Euro bei verschiedenen Investoren einsammeln konnte, erhielt das Berliner Unternehmen Ende des Jahres weitere 150 Millionen Euro vom japanischen Techgiganten Softbank. Laut Enpal ist die Bewertung damit auf mehr als eine Milliarde Dollar gestiegen – das Start-up ist zum „Einhorn“ geworden. Das Geld soll dazu dienen, die Enpal-Leistungen künftig auch in anderen Ländern anzubieten.

Löst grüner Wasserstoff Öl, Gas und Kohle ab?

Auch Enapter-Gründer Sebastian-Justus Schmidt und seine 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen von Berlin aus ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Vision des Unternehmens: „Eine Zukunft, in der fossile Brennstoffe nicht mehr verbrannt werden und erneuerbare Energie den Strom und grüner Wasserstoff den Treibstoff für die Welt bereitstellt.“ Um das zu erreichen, setzt Enapter auf Elektrolyse. In Elektrolyseuren wird Strom genutzt, um Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten. Stammt der verwendete Strom aus erneuerbaren Energien, spricht man von grünem Wasserstoff. Dieser lässt sich beispielsweise als Kraftstoff nutzen oder als Energiespeicher, um zu einem späteren Zeitpunkt oder an einem anderen Ort damit Strom zu erzeugen.

Das Besondere an der Enapter-Technologie: Die Elektrolyseure sind modular aufgebaut – anstatt mit großem Aufwand und hohen Kosten komplexe Großanlagen zu bauen, werden je nach Bedarf so viele koffergroße Standardmodule miteinander gekoppelt, wie für den jeweiligen Anwendungsfall benötigt werden. Aktuell entwickelt Enapter seinen ersten Megawatt-Elektrolyseur, der aus 420 Modulen bestehen soll – gefördert vom Bundesforschungsministerium mit mehr als fünf Millionen Euro. 2021 erhielt das Start-up den vom britischen Prinzen William initiierten renommierten Earthshot-Preis. Die Auszeichnung lohnte sich nicht nur wegen des Preisgeldes in Höhe von einer Million Pfund, sondern vor allem wegen der Kontakte zu einflussreichen Persönlichkeiten wie dem britischen Premierminister Boris Johnson oder den Milliardären Bill Gates und Michael Bloomberg.

Enapter geht eines der derzeit wohl größten Probleme des grünen Wasserstoffs an: Bisher ist die Produktion zu teuer, um als Energieträger wirklich konkurrenzfähig zu sein. Um diese Herausforderung zu meistern, baut die Firma aktuell auf einer Fläche von 82000 Quadratmetern den Enapter- Campus – eine Fabrik für die Massenproduktion von Elektrolyseuren. In der münsterländischen „Klimakommune“ Saerbeck sollen künftig nicht nur 120000 Enapter-Module im Jahr entstehen, sondern auch bis zu 300 Arbeitsplätze. Die automatisierte Massenfertigung der Elektrolyseure soll dafür sorgen, dass die Kosten für die Geräte sinken und grüner Wasserstoff wettbewerbsfähig wird.

Cleantech boomt in ganz Deutschland

Aber nicht nur in Berlin sind Cleantech-Start-ups entstanden. Auf der „Global Cleantech 100“-Liste sind nur die USA und Kanada mit mehr Unternehmen vertreten als Deutschland. Zu den hiesigen Vertretern zählt beispielsweise Twaice aus München, das eine Software zur Batterieanalyse entwickelt hat, die etwa bei E-Autos die Akku-Lebensdauer optimieren kann. Ebenfalls zu den Top 100 gehört Cloud&Heat aus Dresden, das die Wärme von Cloud-Computing-Servern nutzt, um Gebäude mit Heizwärme und Warmwasser zu versorgen. In Erlangen arbeitet Hydrogenious an einfachen, effizienten und sicheren Wasserstoffspeichern, was den Franken einen Platz sowohl in der Top-100-Liste als auch im Finale des Deutschen Gründerpreises einbrachte. Ebenfalls ein wichtiges Cleantech-Unternehmen ist tado. Die Münchner sind nach eigenen Angaben europäischer Marktführer bei smarten Thermostaten und Klimaanlagen für Privathaushalte. Die cleveren Produkte lassen sich per App steuern und sparen Energie – laut tado konnten dadurch bereits 730000 Tonnen CO2-Emissionen vermieden werden.

Wer prägt die Zukunft?

Cleantech weist zahlreiche Erscheinungsformen und Technologien auf – manche Ideen klingen naheliegend, andere etwas ausgefallener. Viele innovative Unternehmerinnen und Unternehmer zeigen auch und gerade in Deutschland, dass Klimaschutz mehr sein kann und muss, als Kohlekraftwerke abzuschalten oder seinen alten Diesel-Pkw gegen ein modernes E-Auto zu tauschen. So manches Start-up könnte mit seinen Visionen unsere Vorstellungen von einem klimafreundlichen Leben in den nächsten Jahren nachhaltig prägen. Und so dazu beitragen, unsere Erde den kommenden Generationen zu bewahren.

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