Daniela Teichert: Balance zwischen Tempo und Qualität

Daniela Teichert: Balance zwischen Tempo und Qualität


Daniela Teichert ist designierte Vorständin der AOK Nordost. Im Interview spricht sie über die Chancen der Digitalisierung, die Zusammenarbeit mit Start-ups und über ihre Vision eines modernen Gesundheitsdienstleisters.

Daniela Teichert ist designierte Vorständin der AOK Nordost. Im Interview spricht sie über die Chancen der Digitalisierung, die Zusammenarbeit mit Start-ups und über ihre Vision eines modernen Gesundheitsdienstleisters.

Interview: Anke Bracht, Foto: Andrea Katheder/AOK Nordost

Sie sind seit mehr als 25 Jahren für die AOK tätig. Wie haben sich in dieser Zeit die Anforderungen an das Gesundheitswesen, insbesondere an die Krankenkassen, verändert?

Ich denke da als erstes an das Smartphone – vielleicht das augenscheinlichste Beispiel dafür, wie unser Leben in den vergangenen Jahren nachhaltiger verändert wurde und wird, als wir uns das damals vorstellen konnten. Diese technologisch getriebenen Veränderungen sind mittlerweile mit Wucht im traditionell sehr trägen deutschen Gesundheitssystem angekommen. Heute befinden wir uns in einem permanenten Veränderungsprozess, der auch uns als gesetzliche Krankenversicherung fordert. Die Digitalisierung bietet uns als Gesundheitskasse, genauso wie unseren Versicherten zugleich völlig neue Möglichkeiten. Als AOK Nordost waren wir etwa die erste Krankenkasse, die seit 2016 ein vollständig digitales Bonusprogramm per App anbietet. Zudem beschäftigen wir uns mit Ansätzen wie Open Daten bereits sehr intensiv. Hier die Balance zwischen Tempo und Qualität zu halten, ist das Gebot der Stunde. Gleichzeitig kommen die Kunden mit ganz neuen Erwartungen zu uns. Sie wollen uns rund um die Uhr auf allen Kanälen erreichen – und weiterhin auch persönlich vor Ort. Darauf haben wir uns eingestellt. Wie die Kundenberatung der Zukunft in Balance zwischen digitalen Angeboten und dem persönlichen Kontakt aussehen kann, zeigen und entwickeln wir in unserem Innovations-Servicecenter in Potsdam.

Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Meilensteine der AOK in dieser Zeit?

Da könnte ich viele nennen. Das beginnt natürlich in der Nachwendezeit – hier hat die AOK in den neuen Bundesländern ein neues Gesundheitssystem maßgeblich mit aufgebaut. Das ist uns – auch wegen des großen Engagements der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen – gut gelungen. Meine berufliche Karriere begann in dieser Zeit bei der AOK Brandenburg. Veränderungen prägten aber auch die darauffolgenden Jahre. So fusionierten 2010 die AOKs Berlin und Brandenburg, ein Jahr später kam die AOK Mecklenburg-Vorpommern hinzu. 2011 war die offizielle Geburtsstunde der AOK Nordost als Drei-Länder-Kasse. Heute bewegen uns ganz andere Themen. Man kann sagen: Unsere Aufgabe hat sich vom Aufbau eines Gesundheitswesens hin zum Gestalter im Gesundheitswesen entwickelt. Insbesondere mit dem Fokus auf die digitale Transformation. Hier entwickeln wir die von der Politik initiierten Vorhaben weiter und setzen eigene Akzente – wie beispielsweise bei der digitalen Patientenakte. Hier steht für uns die Vernetzung aller an der Gesundheitsversorgung Beteiligten im Fokus. Das AOK-System ist dabei auf einem guten Weg. Die ersten Piloten unseres digitalen Gesundheitsnetzwerkes in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin laufen erfolgreich. Jetzt müssen sie weiterwachsen. Mit der bundesweiten Initiative Stadt.Land.Gesund. zeigt die AOK-Gemeinschaft derzeit, mit welchen innovativen Versorgungsangeboten wir als größte regionale Versorgerkasse die Betreuung der Versicherten zukunftsfähig gestalten. Unser Ziel ist dabei, gleichwertige, zeitgemäße und passgenaue Versorgungsangebote in den einzelnen Regionen zu schaffen.

Das Thema Gesundheit hat inzwischen auch die Gründerszene erreicht. Wie schätzen Sie die Bedeutung dieser MedTech start-ups in Hinsicht auf eine bessere Gesundheitsversorgung ein?

Da gibt es großes Potential. Klar ist: Wir brauchen die Innovationskraft regionaler Start-ups. Dieses Feld dürfen wir nicht allein den Global Playern überlassen, bei denen das kommerzielle Interesse oftmals an erster Stelle steht. Aber bei allen neuen Ideen und Konzepten ist wichtig – die Qualität dahinter muss stimmen. Das fängt beim konkreten Nutzen für die Versicherten an und ist beim Thema Datenschutz noch nicht zu Ende.

Arbeitet die AOK mit Start-ups zusammen bzw. gibt es ein Netzwerk, in dem Sie sich mit Gründern aus dem MedTech Bereich austauschen?

Selbstverständlich. Wir arbeiten bereits erfolgreich mit verschiedenen Start-ups zusammen und bekommen fast täglich neue Anfragen. Unser hauseigenes InnoLab ist das Herzstück, neue Ideen zu entwickeln. Hier vernetzen wir uns mit den digitalen Playern und bieten jungen Gründern auch unsere Unterstützung an. Mit der #eHealthCon organisieren wir gerade ein Treffen für Innovatoren und Entscheider aus der Gesundheitswirtschaft. Bis zu 30 Start-ups aus der eHealth-Branche stellen am 7. November bei uns in der Berliner Wilhelmstraße ihre Geschäftsmodelle vor. Hier wird es viel Raum zum Austausch und zum Netzwerken geben. Denn neben den Gründern erwarten wir bis zu 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft und dem Gesundheitssektor.

Immer wieder ist zu lesen, dass viele Versicherte die kostenlosen Vorsorgeuntersuchungen nicht in Anspruch nehmen. Was macht die AOK, um ihre Mitglieder zu motivieren?

Auch hier gehen wir neue Wege und versuchen unsere Versicherten vor allem auch auf den ständig wachsenden digitalen Kanälen zu erreichen. Mit unserer Vorsorge-Kampagne #hosenrunter bekommen wir gerade in den sozialen Medien viel Aufmerksamkeit. Dafür wurden wir bereits mehrfach ausgezeichnet. Außerdem machen wir den Nutzen der Vorsorge erfahrbar – und zwar dort, wo die Menschen im Alltag ansprechbar sind. Das gelingt uns zum Beispiel mit einem begehbaren Darmmodell, das auch dieses Jahr wieder im Nordosten tourt. Das prominente Gesicht dieser Tour ist Ex-Fußballprofi Jimmy Hartwig. Mit seiner unverwechselbaren Art spricht er insbesondere die männlichen Vorsorgemuffel an. Ganz neu ist die Bewegungskampagne #kleineSiege. Zusammen mit Olympiasieger Robert Harting will die Gesundheitskasse die Menschen mit den kleinen, wichtigen Erfolgserlebnissen zu mehr Bewegung und Fitness im Alltag motivieren. Zusätzlich klären wir unsere Versicherten aktiv über alle Vorsorgeuntersuchungen auf und erinnern sie daran. Das geschieht natürlich auch über alle möglichen Kontaktkanäle – sei es per Einladung oder Information, über unsere Kundenmagazine, Apps und Social Media und natürlich vor Ort in unseren mehr als 100 Servicecentern.

Welche der vielen Aufgaben und Themen, mit denen Sie sich befassen, werden Ihnen als künftige Vorständin besonders am Herzen liegen?

Ab Januar 2020 übernehme ich gemeinsam mit meinem Stellvertreter Hans-Joachim Fritzen den Vorstand der AOK Nordost. Schon jetzt bereiten wir uns intensiv darauf vor. Meine Vision ist es, dass wir unser Standing als erster Ansprechpartner für Politik und Gesellschaft im Nordosten noch weiter festigen. Als künftige Vorständin eines modernen Gesundheitsdienstleisters steht für mich der Ausbau der digitalen Infrastruktur ganz oben auf der Agenda. Dazu zählt für mich ein innovativer Kundenservice genauso wie als digitaler Netzwerkpartner die Gesundheitsversorgung im Sinne unserer Versicherten zu gestalten. Auch in gesundheitspolitischen Fragen wird sich die AOK Nordost kräftig einbringen. Hier gibt es viele drängende Themen. Sei es die Reform der Pflege oder der Krankenhausstruktur sowie der Patientenschutz. Und persönlich liegt es mir auch sehr am Herzen, die Gesundheitskasse in eine sichere, erfolgreiche Zukunft zu führen – im Sinne unserer Versicherten, ebenso wie unserer Mitarbeitenden.

 

Für alle Fragen rund um Ihr Vermögen steht Ihnen Robby Pietschmann, Leitender Direktor und Leiter Institutionelle Kunden, Weberbank Actiengesellschaft, telefonisch und per E-Mail zur Verfügung: Tel.: (030) 897 98 – 588, E-Mail: Robby.Pietschmann@Weberbank.de

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