Kreative Adresse

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Die Gegend rund um den Moritzplatz ist inzwischen eine begehrte Büroadresse für Gründer und Kreative. Neue Bauprojekte schaffen mehr Raum für StartUps und Ideen.

Die Gegend rund um den Moritzplatz ist inzwischen eine begehrte Büroadresse für Gründer und Kreative. Neue Bauprojekte schaffen mehr Raum für StartUps und Ideen.

Text: Alexander Visser, Foto: Reno Engel

Früher lag der Moritzplatz direkt an der Berliner Mauer und war wegen seiner schwachen Sozialstruktur das Sorgenkind der Berliner Lokalpolitik. Inzwischen ist die Gegend um den befahrenen Kreisverkehr eine begehrte Büroadresse für Gründer und Kreative. Neue Bauprojekte schaffen mehr Raum für Gründer und Ideen.

Noch Anfang dieses Jahrtausends dümpelte der Moritzplatz trist vor sich hin. Der einst so belebte Gründerzeitplatz mit dem Kaufhaus Wertheim und dem Bierhaus Aschinger wurde von Weltkriegsbomben und Nachkriegsstadtplanern rasiert. Nur im Nordosten blieben Altbauten erhalten. Der Brachialbetonbau im Südwesten und die Brache im Südosten machten den Moritzplatz zu einer Gegend, die man lieber mied – auch nachdem die Berliner Mauer, an die er im Norden grenzte, abgetragen war.

Die damals noch günstigen Büromieten ermöglichten es den Betahaus-Gründern 2009, in der Prinzessinenstraße ihren ersten Coworking Space zu eröffnen. Das Betahaus wurde schnell zur Anlaufstelle für Start-ups und digitale Nomaden. Hier nahmen die Erfolgsgeschichten bekannter Startups wie Coffee Circle, Orderbird oder GoEuro ihren Anfang.

Auf der benachbarten Brache entstanden die Prinzessinnengärten. Ein Urban-Gardening-Projekt, das sich an die Kiezbewohner richtet, aber zum Mittagessen auch Mitarbeiter aus den benachbarten Kreativbüros, zum Beispiel im Aqua-Carree in der Lobeckstraße, anlockt, die hier das zu Curry verarbeitete, lokal angebaute Gemüse genießen. Auch das Fabrikgebäude im Südwesten, in dem früher Bechstein-Klaviere produziert wurden, ist verschwunden. Der Aufbau-Verlag eröffnete hier 2011 seine Zentrale. Im Aufbauhaus entstehen nicht nur Bücher; dank Theater, Club und Designkaufhaus lockt es viele Kreative an.

Und die Entwicklung geht weiter: Betahaus-Vermieter GSG erneuert das Coworking-Gebäude und ergänzt das Areal um einen modernen Zusatzbau. „Wir tun was wir können, um die starke Nachfrage befriedigen zu können“, sagt GSG-Sprecherin Merusa Puls. Auch die benachbarten Aqua-Höfe in der Lobeckstraße baut die GSG aus. Das Betahaus zieht mit seinen rund 600 Mitgliedern weiter in die Rudi-Dutschke-Straße.

Auch Robben & Wientjes verlässt den Kiez. Der Autovermieter wurde 2017 vom Konkurrenten Buchbinder übernommen, der das Areal an der Prinzenstraße 89/90 an die Pandion AG verkauft hat. Das Immobilienunternehmen will dort ein sechsstöckiges Gebäude bauen, das den Blockrand an der Prinzenstraße Ecke Ritterstraße schließt. Im Hof ist ein weiterer Fünfgeschosser geplant. Insgesamt sollen 18.000 Quadratmeter neue Gewerbeflächen entstehen. Projektentwickler Yasin Tuncer will „klassische Gewerbehöfe neu interpretieren“. Der neue Raum für Start-up-Gründer und wachsende Unternehmen wird die Gegend weiter beleben.

 

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