Esther Perbandt

Die „Weber-Bank“ mit Esther Perbandt

In jeder Ausgabe geben uns Persönlichkeiten auf der „Weber-Bank“ Einblicke in ihre Welt. Sie zeigen uns ­einen Ort, der für sie eine besondere Bedeutung hat und an dem sie ihr Bank-Geheimnis mit uns teilen.

Bereits mit zwölf stand für Esther Perbandt fest, dass sie „Mode machen will“, diesen Weg hat sie auch eingeschlagen: Perbandt studierte in Berlin und Paris, ihr Unternehmen „esther perbandt“ brachte sie 2004 an den Start. Die deutsche Hauptstadt sei ihre Inspirationsquelle, sagt die gebürtige Berlinerin, das Schwarz des Asphalts ihr Marken­zeichen. Als „postfeministisch, minimalistisch und feminin“ charakte­risiert sie ihren Stil. Sie habe lange gebraucht, um ihre eigene Handschrift zu finden, ungeduldig sei sie und perfektionistisch – was ja nicht unbedingt von Nachteil sein muss, wenn man ihre Erfolge betrachtet. Sie arbeitet mit Künstlerinnen und Künstlern aus den Bereichen Film, Musik und Fotografie, entwarf die Arbeitsuniformen für die Komische Oper Berlin. Ihre Shows, zum Beispiel jene in der Berliner Volksbühne anlässlich der ­Fashion Week, in der sie Größen wie Veruschka von Lehndorff für sich laufen ließ, gelten als legendär – nicht nur in Deutschland.

Heute treffen wir sie in ihrem Atelier in Mitte. „Es ist der Ort, an dem ich sechs Tage die Woche zehn bis sechzehn Stunden verbringe, und das seit vierzehn Jahren“, sagt die Designerin, „ich bin die gute Seele dieses Hauses.“ Zwölf Jahre lang habe sie hier als Hausmeisterin gearbeitet, um sich die Miete leisten zu können – eine Zeit, die prägt. „Neulich habe ich mit der Hausbesitzerin gescherzt, dass wohl ich der Geist bin, den ein Mieter immer wieder nachts in Gestalt einer jungen Frau gesehen hat.“ Sie wirkt nachdenklich. „Wohl kaum jemand verbringt so viel Zeit in diesen ‚Gemäuern‘ wie ich.“

Wenn sie sich einen Wunsch erfüllen dürfte, würde sie gern eine Zeitreise in das Berlin der 1920er-Jahre machen und ihre Großmutter treffen, die außerhalb Berlins ebenfalls ein Modegeschäft hatte: „Wenn ich mir vorstelle, wie sie mit kurzem Haar und Zigarette hier auf Entdeckungsreise war, das ist ein Bild, das ich in mir trage.“ Und ihre Pläne für die Zukunft? Sie wolle mit ihrer Marke wachsen, sagt ­Esther Perbandt, und zwar in diesen Räumen: „Es ist der Ort, der mir die Möglichkeit gegeben hat, das zu werden, was ich bin.“

Text: Anke Bracht
Foto: Magnus Petterson
Datum: Oktober 2022

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