Die Zukunft der Messebranche

Die Zukunft der Messebranche


Im kommenden Jahr feiert die Messe Berlin ihr 200-jähriges Bestehen. Doch wie sieht die Messe der Zukunft aus – in einer Zeit mit und nach Corona? Dazu ein Interview mit Martin Ecknig, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin GmbH.

Im kommenden Jahr feiert die Messe Berlin ihr 200-jähriges Bestehen. Doch wie sieht die Messe der Zukunft aus – in einer Zeit mit und nach Corona? Dazu ein Interview mit Martin Ecknig, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin GmbH.

Interview: Readktion BBE, Foto: © Messe Berlin GmbH

Herr Ecknig, die letzten Monate haben Messeveranstaltern und Ausstellern viel Kreativität und Durchhaltevermögen abverlangt. Wie haben Sie diese Zeit erlebt, was waren sowohl für Sie als auch für Ihre Kunden die größten Herausforderungen?

Die fehlende Planbarkeit war sicherlich eine der größten Herausforderungen für uns aber auch für unsere Aussteller und Partner. Gerade bei großen internationalen Veranstaltungen wie der IFA und logistisch anspruchsvollen Messen wie der InnoTrans haben wir einen Vorlauf von mehreren Monaten. Doch niemand kann genau sagen, wie sich die Corona-Pandemie weiter entwickeln wird. Wann können Menschen aus aller Welt wieder weitestgehend uneingeschränkt zu uns nach Berlin kommen? Sind Präsenzveranstaltungen in Räumen möglich? Wenn ja, mit wie vielen Teilnehmenden? Daher plädieren wir dafür, nicht nur auf die Inzidenz zu schauen, sondern sich stärker an der 3G-Regel zu orientieren: also Zutritt zu Veranstaltungen für Genese, Geimpfte oder Getestete. Ergänzend dazu haben wir ausgefeilte Sicherheits- und Hygienekonzepte vor Ort, die den Veranstaltungsbesuch so sicher wie möglich machen.

Haben hybride oder rein digitale Messeevents langfristig eine Chance? Oder sind sie vielleicht sogar ein „Brandbeschleuniger“ der Gesamtentwicklung der Branche?

Grundsätzlich sind wir davon überzeugt, dass der persönliche Austausch ein zutiefst menschliches Bedürfnis ist und dass Menschen sich live treffen möchten. Das melden uns auch viele Aussteller und Teilnehmenden zurück, bei denen sich nach mehr als einem Jahr Pandemie eine gewisse Bildschirm-Müdigkeit abzeichnet. Daher werden wir, sobald es irgendwie möglich ist, zu Präsenzveranstaltungen zurückkehren. Digitale Elemente werden aber auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen – z.B. in der Vor- und auch Nachbearbeitungsphase und auch in der Übergangsphase, wenn noch nicht alle Kunden wieder reisen können.

Inwieweit bedingen die neuen Formate auch neue Themen? Und werden dadurch vielleicht sogar andere – interessantere – Zielgruppen angesprochen?

Ob Livestreams oder virtuelles Networking – digitale Angebote sind natürlich für diejenigen ideal, die nicht am Live-Event teilnehmen können. Sei es aufgrund von Reisebeschränkungen oder weil die Zeit nicht für eine mehrtägige Dienstreise reicht. Gerade unsere On-Demand-Angebote bieten hier eine hohe Flexibilität. So erreichen wir Zielgruppen, die wir mit einem reinen Live-Angebot nicht erreicht hätten. Daher werden wir das auch nach Corona fortführen.

Werden wir in fünf Jahren vielleicht etwas völlig anderes unter dem Begriff „Messe“ verstehen als vor der Pandemie?

Die Messe Berlin feiert bald ihr 200-jähriges Jubiläum. Das zeigt uns: Messe an sich kommt nicht aus der Mode. Denn Messen sind ein Marktplatz, auf dem sich Menschen informieren und persönlich austauschen. Nur die Themen und Formate entwickeln sich natürlich weiter. Hier gilt es, am Puls der Zeit zu bleiben und den entsprechenden Rahmen für die Aussteller und Partner zu bieten, die ihre Innovationen präsentieren. Man darf aber schon jetzt, und nicht erst in fünf Jahren, davon ausgehen, dass es nicht nur um den eigentlichen Veranstaltungstermin an sich geht, sondern eine 365 Tage-Beziehung geschaffen und gestärkt wird.

Welchen strategischen Weg wird die Messe Berlin gehen?

Es gibt nicht den einen Weg für alle Veranstaltungen, denn jede Branche tickt anders und hat unterschiedliche Bedürfnisse. Wichtig für uns ist, im engen Austausch mit unseren Kunden und Partnern zu sein und individuelle Lösungen für sie anzubieten. Unter dem Oberbegriff Messe Plus entwickeln wir aktuell Konzepte und Geschäftsmodelle für die Zeit nach Corona, bei denen digitale Angebote natürlich eine wichtige Rolle spielen. Aber eines ist klar: Der Kern unserer Veranstaltungen – das persönliche Treffen – das wird bleiben.


Martin Ecknig, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin GmbH
Foto: © Messe Berlin GmbH

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