Gute Nachrichten aus der Berliner eHealth-Szene: Bei der Vergabe des Digitalen Gesundheitspreises standen in diesem Jahr zwei Nominierte aus der Hauptstadt auf dem Treppchen – Open.IU (2. Platz) und The Open Project (Publikumspreis). Über den ersten Platz freute sich das Team von Neolexon aus München.

Text: Redaktion BBE, Foto: Pete Linforth / Pixabay

Die eHealth-Branche zählt zu den Gewinnern dieses ereignisreichen Jahres, das steht außer Frage. Dass sich die Shortlist-Kandidaten des Digitalen Gesundheitspreises allerdings bis zum Oktober würden gedulden müssen, um das Ergebnis ihrer Nominierung zu erfahren – damit hätte zu Beginn des Jahres wohl niemand gerechnet. So fand die ursprünglich für den 26. März angesetzte Preisverleihung nun erst am 1. Oktober statt, als rein digitales Format.

Ein Award als Innovationstreiber für die Branche: Mit diesem Anspruch hatten Novartis und Sandoz/Hexal den Digitalen Gesundheitspreis (DGP) 2018 ins Leben gerufen. Bereits zum dritten Mal in Folge wurden „smarte Köpfe mit innovativen Ideen gesucht, die dabei helfen, die Gesundheitsversorgung in Deutschland zu verbessern“, wie es auf der Webseite von Novartis heißt.

Open.IU – digitale Hilfe bei Computerspielabhängigkeit

Studien zufolge* sind fünf bis zehn Prozent der Jugendlichen hierzulande abhängig von Computerspielen. Sie zu erreichen, ist oft schwer: Selbst, wenn die Bereitschaft zur Behandlung besteht, dauert es häufig mehrere Monate, bis ein spezialisierter Therapeut zur Verfügung steht. Viel zu lange, sagte sich Dr. med. Olga Geisel, Kinder- und Jugend-Psychiaterin an der Berliner Charité. Geisel leitet dort eine Suchtsprechstunde mit dem Schwerpunkt Computerspielabhängigkeit und will die Jugendlichen „in ihrem Medium“ erreichen – per App und über eine Online-Plattform. Die Beantwortung eines validierten Fragebogens bildet die Basis für die Kontaktaufnahme zu lizensierten Therapeuten und die Durchführung einer Online-Therapie. Der Nutzer hält seine Erlebnisse in einem digitalen Tagebuch fest und hat damit einen Überblick über seine Fortschritte. Weitere Felder, in denen Open.IU zukünftig tätig werden möchte, sind die Bereiche ADHS, Angststörungen, Alkoholismus und Depression.

The OPEN Project – Forschungsprojekt künstliche Bauchspeicheldrüse

Publikumspreis und 3. Platz ging an The OPEN Project in Kooperation mit Dedoc Labs. The OPEN Project ist eine Forschungsinitiative von Charité – Universitätsmedizin Berlin und weiteren akademischen und nichtakademischen internationalen Partnern aus unterschiedlichen Bereichen (Diabetologie, Technologie, Soziologie, Verhaltensforschung, Data Science, Diabetes Online Community), die sich in einem interdisziplinären Konsortium zusammengeschlossen haben und gemeinsam moderne Therapiemethoden für Patienten und Patientinnen mit Typ-1-Diabetes entwickeln. Dies ist dringend erforderlich, denn Diabetes ist ein 24/7 full-time job ohne Urlaub. Patienten mit dieser Krankheit müssen täglich bis zu 250 therapierelevante Entscheidungen treffen, um ihren Blutzucker mit Hilfe von Insulin und Kohlehydraten zu regulieren. Die künstliche Bauchspeicheldrüse übernimmt einen Teil dieser täglichen Last, indem sie die Insulinzufuhr auf Basis kontinuierlich übermittelter Glukosewerte (fast) autonom steuert.

Die fünf Shortlist-Kandidaten im Überblick:

BEN Europe – Kultursensible Pflege
Einsatz von eLearning-Formaten zum interkulturellen Training und berufsbezogenem Deutsch von Pflegefachkräften

Mindable
App-gestützte Verhaltenstherapie für Patienten mit Panikstörung und Agoraphobie (Platzangst)

Neolexon
Individuell gestaltetes Sprachtherapie-System für Patienten nach einer Hirnschädigung

Open.IU
Online-Anwendung zur Vorsorge, Früherkennung und Behandlung von Internetabhängigkeit

The Open Project
Forschungsprojekt zum Einsatz einer künstlichen Bauchspeicheldrüse bei Patienten mit Typ-1-Diabetes, welche die Insulinzufuhr fast autonom steuert