Dr. Christopher Oster: Mehr Durchblick bei Versicherungen

Dr. Christopher Oster: Mehr Durchblick bei Versicherungen


Dr. Christopher Oster ist der Gründer und CEO des InsurTech-Unternehmens CLARK. Mit dem Produkt – digitales Versicherungsmanagement in Kombination mit persönlicher Beratung – strebt Oster die Marktführerschaft in Europa an.

Dr. Christopher Oster ist der Gründer und CEO des InsurTech-Unternehmens CLARK. Mit dem Produkt – digitales Versicherungsmanagement in Kombination mit persönlicher Beratung – strebt Oster die Marktführerschaft in Europa an.

Interview: Redaktion BBE, Foto: Patrick Reymann

Vor der Gründung von CLARK war Dr. Christopher Oster COO bei Wimdu und leitete unter anderem die internationale Expansion. Außerdem war er mehrere Jahre bei der Boston Consulting Group als Berater für Unternehmen der Finanzbranche tätig. Im Juni 2015 brachte er CLARK an den Start. Das Unternehmen konnte die Series C im Januar 2021 mit 69 Millionen Euro Wagniskapital abschließen. Wir trafen Christopher Oster zum Interview.

Herr Dr. Oster, was gab den Ausschlag, einen digitalen Versicherungsmanager an den Markt zu bringen?

Die Idee kam mir, als ich mich 2015 mit meiner eigenen Versicherungssituation beschäftigt habe. Versicherungen sind ein leidiges Thema – viel Papierkram und jede Menge Kleingedrucktes. Da den Durchblick zu behalten, ist nicht einfach. Und ich dachte mir: Wir shoppen, daten und banken online, warum sollte es da bei Versicherungen anders sein? Die Antwort auf diese Frage war dann CLARK.

Wie lang war der Weg von der Idee zur App?

Der Weg war gar nicht so lang, wie man denken könnte. Wir hatten schnell unser erstes Team zusammengestellt und waren schon wenige Monate nach der Gründung mit unserer Webseite online.

Was waren besondere Herausforderungen?

Die gab es gleich zu Beginn: Für unsere erste Finanzierungsrunde haben wir circa 300 Investoren angesprochen und praktisch jeden Tag Absagen erhalten. Damals gab es noch viele Player mit ähnlichen Angeboten am Markt. Auf lange Sicht konnten wir uns mit technischem Know-how und unserem Beratungskonzept aber durchsetzen.

Als Sie gründeten, hätten Sie gedacht, dass Ihr Produkt die Disruption der Versicherungsbranche einleiten würde?

Das war immer unser Ziel, da die Versicherungsbranche zum Zeitpunkt unserer Gründung zu einem großen Teil noch in den digitalen Kinderschuhen steckte. Gleichzeitig hatten und haben wir aber auch großen Respekt vor dieser Aufgabe. Wir freuen uns gemeinsam mit über 160 Versicherern in Deutschland und Österreich die digitale Zukunft der Versicherungsbranche gestalten zu können.

Wie reagieren die klassischen Versicherer auf die digitale Konkurrenz bzw. auf die digitalen Versicherungsmanager? Bemerken Sie z.B. einen Digitalisierungsschub?

Die meisten „klassischen Versicherer“ sind unsere Partner und schätzen unseren innovativen Beratungsansatz. Ob sie ihre eigenen Prozesse deswegen verändern, kann ich nicht beantworten. Ganz allgemein unterscheidet sich unser Geschäftsmodell ja maßgeblich von denen der Versicherer: Wir sind ein digitaler Versicherungsmanager, der nicht auf ein Produkt oder einen Versicherer spezialisiert ist, sondern aus den Tarifen von über 160 Versicherern Algorithmus-basiert den individuell passenden findet.

Inwieweit haben die Corona-Monate Ihr Geschäft beeinflusst?

Dank unseres digitalen Geschäftsmodells hat die Pandemie auf uns bisher keine wirtschaftlichen Auswirkungen gehabt. Wir können die Kundenberatung und den Service für unsere Kunden auch weiterhin ohne Einschränkungen wie gewohnt online und telefonisch weiterführen. Auch unsere Expansion nach Österreich im April 2020 und unsere Series C im Dezember haben wir trotz dessen erfolgreich absolviert.

In einem Interview (mit VWheute, ET 27.04.2020) haben Sie einmal gesagt „Wachstum geht vor Profit“. Stimmen Sie dem immer noch zu? Was ist Ihre Vision für die nächsten zwei, drei Jahre?

Wir verfolgen eine klare Wachstumsstrategie. Unser Ziel ist es, mittelfristig der größte Versicherungsmakler für Verbraucher in Europa zu werden. Deswegen stehen für uns Parameter wie das Kundenwachstum im Vordergrund. Derzeit betreuen wir über 400.000 Kunden in Deutschland und Österreich.

Neben dem Standort Berlin sind Sie auch in Frankfurt a.M. vertreten. Wenn Sie beide Städte vergleichen, wie beurteilen Sie die Chancen für junge Unternehmen?

Berlin und Frankfurt bieten beide sehr unterschiedliche Vorteile für junge Gründer. In Berlin gibt es ein großes Start-up-Netzwerk. Kreative Menschen, Investoren und Gründer schätzen dieses Umfeld sehr und profitieren davon. Unser Headquarter haben wir dennoch in Frankfurt. Einerseits, weil zwei unserer vier Gründer aus dem Raum Frankfurt stammen. Andererseits aber auch, weil die Stadt die Finanzmetropole Deutschlands ist. Zudem etablieren sich Hessen und auch explizit Frankfurt branchenunabhängig immer stärker als Start-up-Standort, was sich anhand von erfolgreichen Unternehmen wie Emma oder Lizza zeigt.

Was könnte Berlin in seiner Gründerszene besser machen?

Die Berliner Gründerszene kann sich wirklich sehen lassen. Es sind in den letzten Jahren ein paar wirklich tolle Unternehmen entstanden. Aber ich denke, die Gründer könnten noch ein bisschen mehr in Richtung „Welteroberung“ denken. Viele sind mit dem Aufbau eines vernünftigen Unternehmens schon zufrieden. Wir brauchen aber auch ein paar globale Champions, die Amazon, Facebook und Co. Konkurrenz machen.

Diesen Artikel empfehlen