Entlarvt: Der Trick mit dem falschen Enkel

Entlarvt: Der Trick mit dem falschen Enkel


Laut Berliner Landeskriminalamt (LKA) glückt rund jeder zehnte Enkeltrick – mit teils erheblichen finanziellen Schäden für die Opfer. Unsere Experten verraten Ihnen, wie Sie sich und Ihre Angehörigen wirksam schützen.

Laut Berliner Landeskriminalamt (LKA) glückt rund jeder zehnte Enkeltrick – mit teils erheblichen finanziellen Schäden für die Opfer. Unsere Experten verraten Ihnen, wie Sie sich und Ihre Angehörigen wirksam schützen.

Text: Patrick Lindner, Foto: Unsplash

Mit dem Begriff „Klassiker“ assoziieren die meisten Oldtimer, Bauhaus-Möbel oder liebgewonnene Ohrwürmer aus ihrer Jugend. Unter Kriminologen fallen auch Delikte und Betrügereien nach ewig gleichem Muster in diese Kategorie – beispielsweise der „Enkeltrick“. Das Vorgehen bei diesem arglistigen Täuschungsmanöver hat sich seit Jahrzehnten kaum verändert: Für gewöhnlich ereilt ältere, alleinlebende Personen ein Anruf mit einer offenen Frage wie „Rate mal, wer hier spricht?“ oder „Erinnerst du dich an mich?“. Diese Masche dient den Betrügern als Einfallstor, um eine persönliche Bindung zum Opfer zu suggerieren. Denn häufig halten die überraschten Personen den Anrufer für einen Verwandten, das eigene Kind oder den Enkel.

Anschließend erzählen die vermeintlichen Verwandten ihrem Opfer von einer dringenden Notlage und bitten um kurzfristige finanzielle Hilfe. In der Regel wird ein Strohmann angekündigt, der das Geld zu einem bestimmten Zeitpunkt beim Betroffenen abholen soll. Reagieren die Betroffenen nicht, werden sie durch wiederholte Anrufe unter emotionalen Druck gesetzt, bis sie schließlich einwilligen, das Geld zu zahlen. In einigen Fällen recherchieren die Trickbetrüger auch persönliche Informationen im Web, um ihr Lügenkonstrukt möglichst plausibel auszugestalten.

Allein das Berliner Landeskriminalamt verzeichnet pro Jahr rund 800 Enkeltrick-Betrugsfälle, wobei die Dunkelziffer deutlich höher liegt. Im Juli dieses Jahres sprachen Ermittler gegenüber dem Rundfunk Berlin-Brandenburg sogar von einer Zunahme der Fälle. Neben teils gravierenden finanziellen Folgen leiden Betroffene vor allem an einem Gefühl von Schutzlosigkeit. Zwar können kriminelle Anrufe prinzipiell jeden treffen, simple Tricks helfen jedoch ihnen vorzubeugen oder sie respektive zu entlarven:

1. Gehen Sie nie auf psychologische Spiele ein, sondern fordern Anrufer immer auf, Ihren Namen zu nennen.
2. Stellen Sie offene Rückfragen, die nur Ihre wirklichen Angehörigen und Freunde beantworten können.
3. Lassen Sie Klarnamenseinträge in Telefonbüchern modifizieren oder ganz löschen. Achten Sie darüber hinaus darauf, welche frei zugänglichen Informationen über Sie im Netz kursieren.
4. Fordert der Anrufer Geld, beziehen Sie stets eine dritte unabhängige Vertrauensperson mit ein.
5. Bewahren Sie Wertsachen nicht zu Hause auf, sondern im Bankschließfach.
6. Wenn Sie der Betreuer (Vormund) einer gefährdeten Person sind, schränken Sie größere Bargeldverfügungen ein.
7. Erhalten Sie einen verdächtigen Anruf, informieren Sie unverzüglich die Polizei. Jeder Hinweis hilft, künftige Opfer zu schützen.

Vor Haustürgeschäften, falschen Polizisten oder sich für Pflegekräfte ausgebenden Betrügern sollten Senioren ebenso auf der Hut sein. Informieren Sie sich bei der Abteilung Seniorensicherheit der Berliner Polizei oder rufen Sie unter der Telefonnummer (030) 4664 979222 an.

Marc Schwarzer, Leiter Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, steht Ihnen für Ihre Fragen telefonisch und per E-Mail zur Verfügung: Tel.: (030) 897 98 – 186, E-Mail: marc.schwarzer@weberbank.de

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