Erbe verpflichtet

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Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg wacht über einige der wichtigsten Kulturschätze des Landes. Ihr Generaldirektor Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr geht neue Wege, um das Welterbe noch mehr Menschen zugänglich zu machen.

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg wacht über einige der wichtigsten Kulturschätze des Landes. Ihr Generaldirektor Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr geht neue Wege, um das Welterbe noch mehr Menschen zugänglich zu machen.

Text: Anke Bracht, Foto: Paula Winkler

Der Blick wandert über die Weinterrassen hinab zur großen Fontäne, weiter links ragt der Turm der Friedenskirche in die Höhe. Keine Frage, das Gesamtkunstwerk Sanssouci mit seinen Schlössern, Pavillons und einer beeindruckenden Parkanlage ist ein herausragendes Meisterstück deutscher Architektur- und Gartenbaukunst. Mehr als eine Million Besucher pilgern im Jahr nach Potsdam, um auf den Spuren der preußischen Herrscher zu wandeln. Wird das barocke
Ensemble auch in erster Linie mit Friedrich dem Großen in Verbindung gebracht, so hat doch bereits sein Vater, „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I., die Weichen für das spätere Refugium seines Sohnes gestellt: Er ließ die Eichen auf der Erhöhung fällen, um das Holz für die Befestigung von Häusern im sumpfigen Potsdam zu verwenden. Was dann geschah, ist Geschichte.

Der „Alte Fritz“ verbrachte ab der Fertigstellung von Schloss Sanssouci 1747 so viel Zeit wie möglich an seinem Lieblingsort. 1873 jedoch wurde es still auf dem Weinberg. In jenem Jahr starb die letzte Bewohnerin des Schlosses, Elisabeth Ludovika, die Witwe Friedrich Wilhelms IV. Wer dieser Tage das Refugium Friedrichs II. besucht, erlebt ein Ensemble im Winterschlaf. Die Kübel mit den Palmen stehen sicher verwahrt in den Pflanzenräumen der Orangerie, die Bäume im Park sind noch kahl. Sie machen dem Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr, gerade besonders viel Sorgen. „Durch die Folgen des Klimawandels haben wir hier inzwischen an die 1000 Bäume verloren“, sagt Vogtherr, „dazu kommen die Schäden durch Vandalismus.“ Der respektlose Umgang mit der Parkanlage sei nicht hinnehmbar, sagt der Generaldirektor, ein probates Mittel, um dagegen vorzugehen, habe er allerdings nicht. Gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Michael Rohde, Direktor der Gartenabteilung, berate er zurzeit über die anstehenden Neupflanzungen. Zudem entstehe in Zusammenarbeit mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK gerade ein Konzept für eine „große Ausstellung über den Klimawandel und eine begleitende Publikation“.

Die Rekultivierung des Schlossparks von Sanssouci ist nur eines von vielen Projekten, die der promovierte Kunsthistoriker auf den Weg bringt. Mehr als 30 Schloss- und Gartenanlagen in Berlin, Potsdam und Brandenburg fallen in seinen Verantwortungsbereich, darunter die Pfaueninsel und Schloss Rheinsberg. Doch es geht ihm nicht nur um das Bewahren, sondern auch um Kommunikation. Seit Februar 2019 im Amt, hat der vormalige Direktor der Hamburger Kunsthalle bereits früh Position bezogen für eine neue Herangehensweise an die Kulturvermittlung: „Wir sprechen immer über ‚den Staat Preußen‘. Doch wer weiß heute noch, was das bedeutet? Wir brauchen neue Formate, um unsere Inhalte für die jungen Generationen interessant und verständlich zu machen.“ Die Digitalisierung sei hierbei eine Chance, die es zu nutzen gelte, sagt Vogtherr. „Wir bewahren das Erbe eines pränationalen, multiethnischen Staates. Diese Wissenslücke bei vielen Menschen wollen wir füllen.“ Um hierfür die geeigneten Medien auszuwählen, hat die Stiftung beim Bundesministerium für Kultur und Medien die Förderung für eine Befragung beantragt. „Wir müssen wissen, wie wir die Menschen ansprechen und was wir voraussetzen können – und natürlich wollen wir Neugierde beim Besucher wecken“, beschreibt Vogtherr seine Erwartungen an die Ergebnisse, die voraussichtlich Ende 2021 vorliegen werden.

Diesen Beitrag lesen Sie in ganzer Länge in unserem Magazin diskurs Nr. 31. Bestellen Sie ein kostenloses Exemplar bei Roland Lis, Berater Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, Tel.: (030) 897 98 – 403, E-Mail: roland.lis@weberbank.de 

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