Erlebnisraum Kunst – die neue Galerie Bastian in Dahlem

Erlebnisraum Kunst – die neue Galerie Bastian in Dahlem


Im November 2021 bezog die Galerie Bastian ein neu erbautes Ausstellungshaus in Berlin-Dahlem. Der eingeschossige, puristische Pavillon steht für die Botschaft des Galeristen Aeneas Bastian: Konzentration auf das Wesentliche.

Im November 2021 bezog die Galerie Bastian ein neu erbautes Ausstellungshaus in Berlin-Dahlem. Der eingeschossige, puristische Pavillon steht für die Botschaft des Galeristen Aeneas Bastian: Konzentration auf das Wesentliche.

Text: Sintje Wilms, Foto: Birgit Kaulfuß

„Die Besucher nehmen den Ort wahr“, sagt Aeneas Bastian. Der Ort – das ist der Ausstellungsraum, bezeichnet aber auch die Naturkulisse, in die der britische Stararchitekt John Pawson den minimalistischen Pavillon gesetzt hat. Das von japanischer Architektur inspirierte Design biete „einen einzigartigen Kontext für die Präsentation von Kunst“, gleichzeitig erlebe der Besucher in Dahlem „ein anderes Gleichgewicht zwischen Natur und Kultur als mitten in der Stadt“. Das Konzept werde sehr gut angenommen, sagt der Galerist, es ziehe ein „gut informiertes, ernsthaft interessiertes und kenntnisreiches“ Publikum an. Noch bis zum 30. Juli ist es die Ausstellung „Rauschenberg – A Window to the World“, die Kunstbegeisterte ins grüne Dahlem lockt. Die kleine Retrospektive zeigt mit Bildern, Collagen und Skulpturen einen Ausschnitt des Spätwerks des US-amerikanischen Künstlers, der seine letzten Lebens- und Schaffensjahre auf Captiva Island in Florida verbrachte. Robert Rauschenberg (1925 bis 2008) zählt wie Joseph Beuys, Anselm Kiefer, Cy Twombly und Andy Warhol zu den Vertretern der Nachkriegsmoderne, die neben Emil Nolde und Max Liebermann in der Galerie Bastian vertreten sind. Eine Kunstepoche, die den Galeristen von klein auf geprägt hat. Der Sohn des Sammler- und Kuratorenpaares Heiner und Céline Bastian ist mit Kunst und Künstlern aufgewachsen, selbst Künstler werden wollte er nie: Die direkte Nähe zu Beuys, Rauschenberg und Warhol sei es gewesen, die „das eigene kreative Experimentieren an einen solchen Maßstab“ gebunden hätte, dass es diesen Weg unmöglich gemacht habe. „Hätte ich einen anderen, unbefangeneren Zugang gehabt“, sagt der Galerist, „wer weiß…“ Er habe einen „relevanten Beitrag“ für die Kunstwelt leisten wollen, entschied sich für ein Studium an der Sorbonne in Paris und promovierte 2004. Dort zu bleiben und eine Galerie aufzubauen sei für ihn und seine Frau Harriet keine Option gewesen: „Die Pariser Kunstwelt definiert sich über alte Meister, Künstler des 19. Jahrhunderts und der frühen Moderne“, sagt der Galerist, „aber nicht über Nachkriegsmoderne und Gegenwartskunst.“

Also zurück nach Berlin. Dort gründet das Ehepaar 2005 die Galerie upstairs berlin, 2012 tritt der Sohn in die Galerie seines Vaters ein, die er 2016 übernimmt. Fünf Jahre später eröffnet Aeneas Bastian die Bastian Gallery in Mayfair, der Londoner Hochburg für Kunst. „Der Kontrast könnte nicht größer sein“, sagt der Galerist, „in London sind wir mitten im Galerieviertel, einem internationalen Schaufenster für Sammler aus der ganzen Welt.“ Berlin dagegen sei die Bühne für ein nationales und europäisches Publikum. Und diesem Publikum will Bastian ein neues Kunsterlebnis bieten. Fernab von Galeriehopping und unreflektiertem Kunstkonsum hat der Galerist einen Ort geschaffen, der zum nachhaltigen Austausch mit Kunst und Kunstschaffenden einlädt. In Ergänzung zu den Ausstellungen plant er ein Programm mit Vorträgen, Diskussionsrunden, Lesungen und Konzerten. Sämtliche Veranstaltungen sind kostenlos, der Ausstellungsort wird allen Kunstinteressierten offen stehen, nicht nur den Sammlern und Kunden der Galerie: „Dass es keine Barrieren oder Bedingungen geben soll, ist ein Prinzip.“ Genau wie die Konzentration auf das Wesentliche.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in unserem Magazin diskurs Nr. 37. Bestellen Sie ein kostenloses Exemplar bei Roland Lis, Berater Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, Tel.: (030) 897 98 – 403, E-Mail: roland.lis@weberbank.de 

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