eTretroller in Berlin: Kritischer Blick auf den neuen Verkehrsteilnehmer

eTretroller in Berlin: Kritischer Blick auf den neuen Verkehrsteilnehmer


In Städten wie Zürich oder Barcelona gehören sie längst zum Stadtbild. In Deutschland dürfen elektrische Tretroller nun auch durchstarten. Doch sind die kompakten Gefährte wirklich so umweltfreundlich wie man denkt? Und was gilt es bei der Anschaffung zu beachten?

In Städten wie Zürich oder Barcelona gehören sie längst zum Stadtbild. In Deutschland dürfen elektrische Tretroller nun auch durchstarten. Doch sind die kompakten Gefährte wirklich so umweltfreundlich wie man denkt? Und was gilt es bei der Anschaffung zu beachten?

Text: Patrick Lindner, Foto: Pixabay

Ab Sommer herrscht noch mehr Vielfalt auf Berlins Straßen. Am 17. Mai 2019 machte der Bundesrat den Weg für die Zulassung sogenannter eTretroller frei. Ein entsprechender Kabinettsbeschluss muss noch folgen, gilt jedoch als sicher. Nach Carsharing, Leihrädern und Ride-Sharing-Diensten sollen die elektrischen Tretroller der nächste Meilenstein auf dem Weg in eine grünere mobile Zukunft sein. Zu erwarten sind neben öffentlichen Leihsystemen auch zahlreiche Privatanschaffungen, die durch moderate Preislagen von 300 bis 900 Euro begünstigt werden.

eTretroller: Störenfriede im Straßenverkehr?

Im Rahmen der Zulassung von Elektrorollern entbrannte eine hitzige Debatte um deren künftiges Einsatzgebiet. Grundsätzlich gilt: Wer mit dem eTretroller unterwegs ist, muss Straßen und Fahrradwege nutzen. Der Bürgersteig bleibt im Gegensatz zu Ländern wie Österreich oder Spanien tabu. Berlinern und ihren neuen Gefährten stehen somit insgesamt 6250 Kilometer Fahrweg zur Verfügung. Es gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern und eine allgemeine Versicherungspflicht. Zudem muss jeder Roller zugelassen werden. Welche Modelle hierfür in Frage kommen, erkennen Käufer am Fabrikschild „Elektrokleinstfahrzeug“, auf dem die Genehmigungsnummer vermerkt ist. Und noch ein Tipp für die Fahrpraxis: Helme sind zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber wie auch beim Fahrrad empfehlenswert.

Die klimaschonende „letzte Meile“

Befürworter von eTretrollern argumentieren häufig mit der umweltfreundlichen Überbrückung der „letzten Meile“ – also der Entfernung zwischen einer ÖPNV-Haltestelle und dem Wohnort, beziehungsweise Arbeitsplatz. Ohne Zweifel ist ein Roller für solche Zwecke ein Komfortplus. Die Frage der Umweltfreundlichkeit steht jedoch auf einem anderen Tableau. Schließlich enthalten die verbauten Akkus Kobalt, Nickel und andere Rohstoffe, deren Gewinnung in der Regel mit großen Umweltbelastungen einhergeht. Auch die Herstellung der Batterien selbst ist energieintensiv. Eine positive Umweltbilanz kann sich folglich erst einstellen, wenn der eTretroller Autofahrten ersetzt. Sofern eine Person den gleichen Weg in Vergangenheit zu Fuß oder mit dem Rad erledigt hat, geht die Rechnung nicht mehr auf.

Berliner Startups stehen in den Startlöchern

Wenngleich die kleinen Roller keine Mobilitätsrevolution lostreten dürften, ist das wirtschaftliche Interesse von Gründern und Investoren geweckt. Unter ihnen befindet sich das Berliner Startup „Tier Mobility“. Bislang waren die Mietroller des Unternehmens nur im Ausland verfügbar, durch die heißersehnte Gesetzesänderung öffnet sich nun auch der heimische Markt. Die Investoren (u.a. Northzone, Speedinvest und Point Nine) hoffen auf eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie bei den US-amerikanischen Pionieren Lime und Bird. Insgesamt 25 Millionen Euro Wagniskapital stellten sie dem Berliner Startup Ende 2018 zur Verfügung. Auch der stärkste Mitbewerber von Tier Mobility kann sich nicht über fehlende Gelder beschweren: Rund 55 Millionen Euro strich Delivery-Hero-Mitgründer Lukasz Gadowski mit seinem Startup Flash bei der letzten Finanzierungsrunde ein. Der Run auf die Marktanteile im Mobilitätssegment kann beginnen.

Lesen Sie auch unseren Beitrag über neue Mobilitätskonzepte für Berlin.

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