Experten-Kommentar: „Nachhaltige Firmen sind langfristig erfolgreicher“

Experten-Kommentar: „Nachhaltige Firmen sind langfristig erfolgreicher“


Erfolgsfaktor Nachhaltigkeit? Wenn es nach Alexander Lukas – Portfoliomanager der Weberbank – geht, dann ist das so. In diesem Fachbeitrag erklärt er, warum.

Erfolgsfaktor Nachhaltigkeit? Wenn es nach Alexander Lukas – Portfoliomanager der Weberbank – geht, dann ist das so. In diesem Fachbeitrag erklärt er, warum.

Text: Gründerszene, Foto: Stanislav Kondratiev/Unsplash

Ist Nachhaltigkeit nur eine Modeerscheinung?

„Das Thema Nachhaltigkeit in der Geldanlage ist in aller Munde und hat in den letzten Jahren deutlich an Aufmerksamkeit gewonnen. Klimaextreme oder Initiativen wie Fridays for Future haben das Bewusstsein für den Klimaschutz in der Öffentlichkeit erhöht. Dabei geht das Verständnis, was unter dem Begriff zu verstehen ist, natürlich auseinander. Unter Nachhaltigkeit verstehe ich im Allgemeinen, dass Ressourcen über einen langen Zeitraum klug eingesetzt werden, sodass ihre Quellen nicht versiegen. Der Duden erklärt den Begriff mit dem forstwirtschaftlichen Prinzip, dass nicht mehr Holz gefällt werden darf, als wieder nachwachsen kann. Das leuchtet ein.

Nachhaltigkeit ist natürlich auch beim Thema Geldanlage fest verankert, und das nicht erst seit wenigen Jahren. Die Initiative der United Nation (UN) für nachhaltiges Investieren – die Principles for Responsible Investments (PRI) – wurde zum Beispiel bereits im Jahr 2006 ins Leben gerufen. Aus meiner Sicht ist nachhaltiges Investieren weit mehr als nur ein Modewort, auch wenn die Nachfrage nach entsprechenden Anlagemöglichkeiten zuletzt rasant gewachsen ist. Vielmehr ist es Ausdruck eines wichtigen Bedürfnisses großer Teile der Gesellschaft, dass auch mit Geldanlagen ökologische, ethische und soziale Ziele verfolgt werden. So beinhalten nachhaltige Geldanlagen nicht nur den Erhalt unseres Planeten, sondern auch soziale Aspekte und Grundsätze einer guten Unternehmensführung, die so genannten ESG-Kriterien: Environmental, Social und Governance.”

Welche Unternehmen gelten als nachhaltig?

„Für uns in der Weberbank ist das Thema nachhaltiges Investieren aktueller denn je – und mehr als nur eine Mode, die nach ein paar Jahren wieder verschwinden wird. Unser Selbstverständnis in diesem Bereich bringen wir auch damit zum Ausdruck, dass wir uns Anfang 2017 den bereits erwähnten UN-Prinzipien für nachhaltiges Investieren verpflichtet haben. Kürzlich haben wir zudem unsere langjährigen hausinternen Prozesse zu diesem Thema in einer Leitlinie für verantwortungsvolles und nachhaltiges Investieren gebündelt. Auf diesem Weg und mit einer Investitionsstrategie, die mehr als die finanzielle Rendite in den Vordergrund stellt, bekräftigen wir unser Bekenntnis zu Transparenz, Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung. Wir merken bei unseren Kunden seit Jahren den steigenden Bedarf an entsprechenden Anlagelösungen. Für viele Kunden investieren wir daher in Aktien und Anleihen von Unternehmen und Staaten, die nach ihrem und unserem Verständnis nachhaltig sind.

Um nachhaltige Unternehmen und Staaten zu identifizieren und die Spreu vom Weizen zu trennen, gibt es viele Möglichkeiten. Eine klassische Herangehensweise ist, einige Branchen im Vorhinein auszuschließen. Oftmals betrifft das Ölkonzerne, Rüstungsfirmen und Versorgungsunternehmen, die in Atomkraft und Kohle involviert sind. Viele Anleger möchten zum Beispiel auch keine Konsumaktien von Unternehmen, die Tierversuche durchführen oder Kinderarbeit bei Zulieferern zulassen.

Eine andere, etwas offenere Möglichkeit ist der Best-in-Class-Ansatz, bei dem keine Branchen per se ausgeschlossen werden. Vielmehr sucht man hier die jeweils nachhaltigsten Unternehmen eines Sektors oder identifiziert diejenigen, die auf einem guten Weg dorthin sind. Das kann natürlich zu Meinungsverschiedenheiten führen. Viele nachhaltige Fonds verfolgen diesen Ansatz. Das bedeutet, dass der Manager durchaus auch ein Ölunternehmen kaufen darf, wenn dieses zum Beispiel durch hohe Umwelt- und Arbeitssicherheitsstandards hervorsticht. Daher sollte man sich mit den jeweiligen Richtlinien, nach denen der Fonds investieren darf, intensiv auseinandersetzen: Decken sich diese Richtlinien mit meinen Vorstellungen von Nachhaltigkeit? Fonds werden heutzutage übrigens auch mit einem Nachhaltigkeitsrating versehen, das mir als Investor eine Orientierung bieten kann.”

Wird das gute Gewissen mit einem Performance-Nachteil erkauft?

„Für den Großteil unserer nachhaltig orientierten Kunden verfolgt die Weberbank den ersten, rigideren Weg. Anhand eines umfangreichen Kriterienkatalogs werden kritische Geschäftsfelder und -praktiken identifiziert und als Anlage ausgeschlossen. Da einige grundsätzlich als nachhaltig eingestufte Unternehmen einen geringen Teil ihres Geschäfts auch in kritischen Bereichen machen, werden Toleranzgrenzen gezogen. Das hat sich als praktikabel erwiesen und soll nur die Unternehmen ausschließen, die einen substanziellen Teil ihrer Umsätze in nicht erwünschten Geschäftsfeldern erzielt. Bei Staaten stehen dann oft andere Themen im Vordergrund. So verzichten wir auf Investitionen in Staatsanleihen von Ländern, die zum Beispiel die Todesstrafe anwenden, die besonders korrupt sind oder in denen Kinderarbeit weit verbreitet ist.

Viele Anleger fragen sich, ob das gute Gewissen mit einem Performance-Nachteil erkauft wird, denn bekanntermaßen machen auch Ölfirmen, Rüstungskonzerne oder Zigarettenfirmen satte Gewinne, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Wissenschaft hat dazu allerdings keine eindeutige Antwort. Studien zeigen aber, dass Nachhaltigkeit zumindest kein Nachteil in der Wertentwicklung sein muss. Wir in der Weberbank haben im Bereich des nachhaltigen Investierens seit vielen Jahren unsere eigenen Erfahrungen gesammelt, denn wir bieten nachhaltige Anlagelösungen bereits seit 2007 an. Meine Antwort ist daher ein klares ‚Ja!‘– nachhaltige Firmen sind langfristig erfolgreicher!

Nachhaltigkeit bedeutet für uns in diesem Zusammenhang nämlich, dass die Unternehmen dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg erzielen. Diese Unternehmen reduzieren in der Regel den Ressourcenverbrauch und arbeiten effizienter; das erhöht die Wettbewerbsfähigkeit und den Gewinn. Sie haben ein gutes Management, halten sich aber auch an ethische Normen und behandeln Mitarbeiter und Zulieferer fair. Das führt zu besseren Produkten und Dienstleistungen und reduziert zusätzlich das Reputationsrisiko. Ich denke dabei an die jüngsten Datenschutzskandale oder Arbeitsbedingungen in der Zuliefererkette. In Summe sollten diese Unternehmen also erfolgreicher sein und seltener von Skandalen erschüttert werden – was sich am Ende bei Aktien in höheren Kursen niederschlagen wird.”


Alexander Lukas, Portfoliomanager der Weberbank

Weitere Informationen zum Thema nachhaltiges Investieren können Sie hier direkt anfordern.

Für alle Fragen rund um Ihr Vermögen steht Ihnen Roland Lis, Berater Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, telefonisch und per E-Mail zur Verfügung: Tel.: (030) 897 98 – 403, E-Mail: roland.lis@weberbank.de

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