Fachkräftemangel: Wenn Not erfinderisch macht

Fachkräftemangel: Wenn Not erfinderisch macht


Viele Branchen haben ein Nachwuchsproblem. Die Charité geht das Problem kreativ an und rekrutiert erfolgreich Pflegekräfte in Albanien und Mexiko. Welche Wege können Unternehmen sonst noch aus der Krise führen?

Viele Branchen haben ein Nachwuchsproblem. Die Charité geht das Problem kreativ an und rekrutiert erfolgreich Pflegekräfte in Albanien und Mexiko. Welche Wege können Unternehmen sonst noch aus der Krise führen?

Text: Patrick Lindner, Foto: Unsplash

Schwierige Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Ein Credo, das sich viele HR-Manager zurzeit auf die Fahne schreiben dürften. In der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Berlin gaben 70 Prozent der Betriebe an, dass der Fachkräftemangel für sie das größte Wachstumsrisiko darstelle. Insgesamt fehlen der regionalen Wirtschaft 121.000 qualifizierte Mitarbeiter. Der Löwenanteil entfällt auf Ausbildungsberufe (knapp 100.000 freie Stellen) – vor allem im Handwerk, Maschinenbau und in der Pflege. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei den akademischen Berufsgruppen ab: Nebst Medizinern und Ingenieuren mangelt es zudem an IT-Entwicklern sowie Fachkräften in angrenzenden MINT-Branchen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik).

Um ihren Personalbedarf im Pflegesektor zu decken, beschloss die Charité im Ausland zu suchen und wurde in Albanien und Mexiko fündig. In beiden Ländern herrscht sogar ein Überschuss an gut ausgebildeten Pflegekräften. Seit 2017 wurden über 70 Krankenschwestern und -pfleger erfolgreich von der Charité angeworben. Nach Willen von Pflegedirektorin Judith Heepe sollen jährlich 60 weitere folgen. Neben einer guten beruflichen Perspektive bietet das Krankenhaus seinen neuen Mitarbeitern Unterstützung bei Amtsgängen, übernimmt die Wohnungssuche, organisiert Sprachkurse und bietet Integrationshilfe in Einzelsprechstunden. Heepes Bilanz kann sich sehen lassen: Bislang sei nur eine Pflegerin in ihr Heimatland zurückgekehrt – aufgrund von Schwangerschaft.

Doch nicht immer muss oder kann der Blick beim Recruiting ins Ausland schweifen. So unterstützt die Berliner Handwerkskammer vor allem kleine Betriebe mit einem interaktiven Leitfaden zur Mitarbeiterakquise. Um Mitarbeiter zu gewinnen bzw. zu binden, gibt es darüber hinaus eine Vielzahl an staatlichen Fördermitteln. Monetäre Anreize sind allerdings nicht alles: Flexible Arbeitszeitmodelle, Weiterbildungsangebote und eine harmonische Unternehmenskultur können helfen sich im „War of Talents“ von Mitbewerbern abzuheben. Daher sollten solche Benefits in Stellenausschreibungen offensiv kommuniziert werden.

Wer junge Menschen für eine Ausbildung begeistern möchte, sollte nicht warten bis sie ihren Abschluss in der Tasche haben, sondern sie frühzeitig durch Praktika oder auf Informationsveranstaltungen von seinem Betrieb überzeugen (weiterführende Links siehe unten). Auch ein zeitgemäßer Auftritt im Web und auf Social Media Plattformen kann helfen, die junge Zielgruppe zu erreichen. Einen praktischen Leitfaden mit Maßnahmen zur Azubi-Suche bietet die IHK Berlin.

Veranstaltungstipp: „Qualifizierung 2030! Qualifizierte Fachkräfte in und für Berlin“

Bei der Gemeinschaftsveranstaltung des Weberbank-Partners VBKI mit FiBS im Atrium der DKB diskutieren am 14.01.2019 Experten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft über eine zukunftsorientierte Bildungs- und Qualifizierungsstrategie für Berlin. Wenn Sie dabei sein möchten, können Sie sich auf der Website des Vereins Berliner Kaufleute und Indistrieller kostenfrei registrieren. Dort finden Sie nähere Informationen zu Rednern sowie Eckdaten zur Anfahrt.

Weiterführende Links zu Recruiting-Messen in Berlin (Januar – Februar 2019)

 

 

 

 

 

 

 

 

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