Falsche Bescheidenheit: Venture Capital in Deutschland

Falsche Bescheidenheit: Venture Capital in Deutschland


In Deutschland fällt es Gründern oft sehr viel schwerer Wagniskapital einzuwerben als in anderen Ländern – wie beispielsweise den USA. Langfristig bedroht das die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Wirtschaft. Wie lässt sich diese Situation ändern?

In Deutschland fällt es Gründern oft sehr viel schwerer Wagniskapital einzuwerben als in anderen Ländern – wie beispielsweise den USA. Langfristig bedroht das die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Wirtschaft. Wie lässt sich diese Situation ändern?

Text: Patrick Lindner, Foto: Andrew Palmer/ Unsplash

Deutsche Gründer haben es nicht leicht. Zum einen müssen sie höhere bürokratische Hürden meistern als ihre ausländischen Kollegen, zum anderen fehlt es ihnen häufig an der passenden Finanzierung. Zu diesem Schluss kam der „Gründerreport 2018“ des Deutschen Industrie- und Handelskammertags im Juli vergangenen Jahres. Etwa jedes zweite Start-up bemängele laut Umfragen die unübersichtliche Förderlandschaft mit komplizierten Antragswegen. „Hier ist jetzt die Politik am Zug“, fordert der DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. „Gründerinnen und Gründer brauchen dringend in ganz Deutschland schnelles Internet, weniger Bürokratie, zentrale Anlaufstellen für Behördengänge und E-Government auch in ländlichen Regionen.“

Europa hinkt hinterher

Wenn schon der Staat wenig für seine Gründer tut, dann doch zumindest die Wirtschaft. In einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Roland Berger, dem Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften und der Internet Economy Foundation (IE.F) zeichnen die Analysten ein gemischtes Bild: Zwar haben sich die europäischen Wagniskapitalinvestitionen in nur fünf Jahren verdreifacht, doch liegen sie mit 16 Milliarden Euro noch immer weit hinter dem US-amerikanischen Jahresvolumen von umgerechnet 64 Milliarden Euro. „Auch Asien holt hier mit rasanter Geschwindigkeit auf“, berichtet Friedbert Pflüger, Vorsitzender der IE.F. „Länder wie China investieren immense staatliche Mittel in Tech-Ökosysteme und haben es innerhalb kürzester Zeit geschafft, die Finanzierungslücke zu den USA zu schließen. In der Folge hat China eine globale Führungsrolle in zentralen Zukunftssektoren wie der Künstlichen Intelligenz eingenommen.“

Hausaufgaben für Deutschland

Besonders bedenklich sei in Deutschland die Finanzierungslücke für Jungunternehmen in der sogenannten „Later Stage“ – sprich für Start–ups, die ihre erste Wachstumsphase hinter sich haben und sich nun langfristig am Markt etablieren wollen. Die Ideen, um diesem Umstand entgegenzuwirken, reichen von mischfinanzierten Fördermodellen mit staatlicher Beteiligung, mehr kapitalbasierten Elementen im Rentensystem bis hin zu einem „Zukunftsfonds Deutschland“, der die Hemmschwelle für institutionelle Investoren wie Versicherungen senken könnte. Weiterhin sollte Bürokratie systematisch abgebaut und die Werbetrommel für Leuchtturm-Projekte gerührt werden.

Hilfe bei der Nutzung bereits vorhandener Strukturen bieten u.a. Start-up-Campusse wie „Factory Berlin“, auf deren Gelände sich Jungunternehmen und Risikokapitalgeber gleichermaßen ansiedeln können. Der Bundesverband Deutsche Startups sieht einen weiteren Hebel in der Vernetzung von Jungunternehmen mit dem traditionell starken heimischen Mittelstand: „Die von Generation zu Generation vererbten Eigenkapitalmassen können sinnvoll und mehrwertbringend für alle Beteiligten in Wachstumsunternehmen investiert werden. […] Start-up-Unternehmer sind Familienunternehmer der ersten Generation und damit der natürliche Partner der Industrie.“

Sie interessieren sich für weitere Startup-Themen? Hier finden Sie Informationen zu Green-Startups in Berlin oder einen Bericht zu Berliner Innovationsschmieden.

Für alle Fragen rund um Ihr Vermögen steht Ihnen Roland Lis, Berater Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, telefonisch und per E-Mail zur Verfügung: Tel.: (030) 897 98 – 403, E-Mail: roland.lis@weberbank.de 

 

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