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Zeit für einen Anlagen-Check: Der Kommentar von Daniel Schär, Leiter Portfoliomanagement Weberbank, zu den Entwicklungen an den Finanzmärkten vom 3. September 2021.

Zeit für einen Anlagen-Check: Der Kommentar von Daniel Schär, Leiter Portfoliomanagement Weberbank, zu den Entwicklungen an den Finanzmärkten vom 3. September 2021.

Autor: Daniel Schär, Leiter Portfoliomanagement
Beitragsfoto: Dan Gold / Unsplash

Die Sicht auf die kommenden Monate ist etwas weniger klar als bisher. Steigende Infektionszahlen, steigende Inflation und anhaltende Probleme in den Lieferketten belasten den Ausblick. Wie wir das aktuelle Umfeld einschätzen, lesen Sie in der neuen Ausgabe von Finanzmarkt aktuell.

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Dynamik der Erholung nimmt ab

Seit Beginn der COVID-19 Pandemie im Winter 2020 gab es drei wesentliche Triebfedern für die dynamische Aufwärtsbewegung, die wir an den Kapitalmärkten erlebt haben. Den ersten Impuls setzten die Notenbanken mit zusätzlicher Liquidität in nie dagewesener Größenordnung, vor allem über den Aufkauf von Staats- und Unternehmensanleihen. Die zweite wichtige Säule bildeten staatliche Hilfsprogramme und Investitionspakete, die erst die Volkswirtschaften stabilisierten und dann stimulierten. Die dritte und für die nachhaltige Bewältigung der Krise wichtigste Größe stellten die neuen Impfstoffe dar, die den Marktteilnehmern jede Menge Zuversicht gaben. Alle drei Triebfedern haben deutlich an Schubkraft verloren. Die Notenbanken beginnen damit, Vorbereitungen für eine Reduzierung der Anleihekäufe zu treffen. Staatliche Hilfsmaßnahmen laufen sukzessive aus, und auch der Impffortschritt flacht ab. Die Erholungsbewegung läuft somit in unseren Augen langsam aus und bildet ein neues Umfeld, das durch moderatere Steigerungsraten von Wirtschaft und Börsen geprägt sein sollte. Viele volkswirtschaftliche Vorlaufindikatoren, zeigen leichte Rückgänge an. Etwas deutlicher gilt es in nächster Zeit die Wirtschaftsdaten aus China im Blick zu behalten. Hier zeichnet sich zunehmend eine Wachstumsverlangsamung ab, da sowohl Staat, als auch Notenbank bereits seit Beginn des Jahres restriktiver agieren. Insgesamt deutet sich somit weltweit eine Normalisierung der Wachstumsniveaus an.

Inflationsrate bleibt auf erhöhten Niveau

Das ist allerdings kein Grund, Trübsal zu blasen. Die Auftragsbestände der Unternehmen sind weiter hoch und die Lager gering gefüllt. Die Produktion hat also genug zu tun. Hauptprobleme sind die aktuell nach wie vor gestörten globalen Lieferketten und die gestiegenen Preise für Rohstoffe und Vorprodukte. Die Situation kann unserer Meinung nach noch ein paar Monate anhalten. Das wird einerseits das Wachstum dämpfen und in das kommende Jahr verschieben. Andererseits sollten die Inflationsraten dadurch auf erhöhten Niveaus verharren. Sogar ein weiterer Anstieg kann nicht ausgeschlossen werden. Das dürfte den Druck auf die Notenbanken aufrechterhalten. Die Deutschen sind gebrannte Kinder, was das Thema Inflation anbelangt, und so lässt uns die jüngst gemeldete Inflationsrate von 3,9 Prozent aufhorchen, die den höchsten Stand seit 28 Jahren markiert. Wir erwarten jedoch spätestens im kommenden Jahr eine Entspannung bei den Lieferproblemen und Rohstoffpreisen, was den Preisdruck dann abmindern sollte.

Höchste Zeit für den Check bestehender Anlagen

Wie in unserem Newsletter vor vier Wochen bereits thematisiert, sind die jüngsten Inflationsraten für Sparerinnen und Sparer keine guten Nachrichten. Durch den Anstieg der Inflation sinkt die Realverzinsung in Deutschland auf einen neuen Negativrekord von über minus 4 Prozent. Die Realverzinsung stellt die Verzinsung risikofreier Anlagen abzüglich der Inflation dar. Seit 2016 ist diese nun konstant im negativen Bereich, was zu einem Kaufkraftverlust von ca. 10 Prozent in diesem Zeitraum geführt hat. Hätte man stattdessen einen Teil des Geldes in Sachwerte, wie beispielsweise Aktien, investiert, so hätte man die Kaufkraft erhalten und sogar noch steigern können. Für viele ist Inflation eine sehr abstrakte Zahl, die schwer zu greifen ist und folglich bei Geldanlagen wenig berücksichtigt wird. Die meisten Anlegerinnen und Anleger fokussieren sich auf den reinen Wertzuwachs ihrer Anlagen bzw. den Erhalt des investierten Kapitals. Das kann ein folgenschwerer Fehler sein, da die Preise für Güter regelmäßig steigen. Denken Sie nur an den Preis für eine Kugel Eis, der früher bei 30 Pfennig lag und heute bei 1,50 Euro angekommen ist. Es ist in unseren Augen höchste Zeit, seine Anlagen auch mit Blick auf den Inflationsschutz zu überprüfen.


Daniel Schär, Leiter Portfoliomanagement Weberbank Actiengesellschaft

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