Finn Hänsel: Die Vision von Cannabis

Finn Hänsel: Die Vision von Cannabis


Er hat Australiens führenden Online-Händler THE ICONIC aufgebaut, Movinga neu erdacht und braut Craft Beer. Nun hat Finn Hänsel ein neues Wirkungsfeld gefunden – mit seinem Start-up Sanity Group will er die Arzneipflanze Cannabis zurück in die Apotheke bringen.

Er hat Australiens führenden Online-Händler THE ICONIC aufgebaut, Movinga neu erdacht und braut Craft Beer. Nun hat Finn Hänsel ein neues Wirkungsfeld gefunden – mit seinem Start-up Sanity Group will er die Arzneipflanze Cannabis zurück in die Apotheke bringen.

Text: Anke Bracht, Foto: Maximilian König

Was will ich wirklich? Diese Frage begleite ihn sein Leben lang, sagt Finn Hänsel. Also lautet sein Motto „Ausprobieren“ – bereits mit 17 gründet er ein „Mini-Start-up“, wie er es nennt. Es folgt ein Studium der Betriebswirtschaft, Auslandssemester in Auckland und Budapest inklusive. Als er gegen Ende des Studiums den zu der Zeit größten Universitätswettbewerb im Bereich Management gewinnt, die L’Oréal eStrat Challenge 2007, wird Boston Consulting Group (BCG) auf ihn aufmerksam. Für BCG geht er zuerst nach Düsseldorf, dann nach Südafrika, und zum Schluss nach Sydney, wo er fünf Jahre lebt. „Die Arbeit als Berater war nicht immer 100% erfüllend“, sagt Hänsel rückblickend, doch ein Gutes hat der Aufenthalt in down under trotzdem: „Mein Mitbewohner gründete ein Start-up, da habe ich einfach Blut geleckt.“

Das trifft sich gut, denn die Samwer-Brüder aus Berlin bieten ihm an, in Australien den Online-Versandhandel aufzumischen. Hänsel greift zu – und baut ein Unternehmen mit inzwischen mehr als 100 Mio. Euro Jahresumsatz auf. Zudem lernt er bei THE ICONIC Fabian Friede kennen, Mitgründer der Sanity Group GmbH. Doch bis die beiden ihr Unternehmen an den Start bringen werden, soll es noch dauern. Denn zurück in Berlin geht Hänsel 2015 bei Movinga an Bord. „Ein total gehyptes Unternehmen damals, innerhalb von wenigen Monaten hatte die Firma 400 Mitarbeiter.“, erinnert er sich. Als der einzig verbliebene Geschäftsführer durchlebt Hänsel mit dem Start-up eine „harte Phase“, kann schließlich neue Investoren gewinnen und zwei erfolgreiche Finanzierungsrunden abschließen. Die Gründer sind zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr an Bord. „Nach fast vier Jahren bei Movinga wollte ich noch einmal etwas Neues wagen und habe festgestellt, dass Movinga auch ohne mich funktioniert“, sagt Finn Hänsel, „während mir früher immer die Idee fehlte, habe ich sie 2018 gemeinsam mit Fabian gefunden“.

Von da an hat Hänsel mit der Sanity Group seinen Weg klar definiert. Ausschlaggebend ist die Änderung des Betäubungsmittelgesetzes am 1. März 2017, wonach Ärzte nun Cannabisblüten und -extrakte verschreiben dürfen. Schnell realisiert er das Wachstumspotenzial dieses neuen Marktes. „2018 war klar, dass wir in dem Bereich gründen werden“, sagt Finn Hänsel. In 2019 verlässt er Movinga, um im Mai 2019 die Sanity Group zusammen mit seinem Mitgründer an den Start zu bringen. Und er hat Großes vor: Er will das Unternehmen zum europäischen Champion im Markt für pharmazeutisch wertvolles Cannabis aufbauen. „Wir nehmen Fahrt auf“, beschreibt er die aktuelle Situation, „sind im ersten Halbjahr von null auf 40 Mitarbeiter gewachsen.“ Dass Cannabis nach wie vor immer noch mit Drogenkonsum in Verbindung gebracht wird, kann er zwar verstehen, möchte die Sicht auf die seit tausend Jahren probate Heilpflanze jedoch schnellstens ändern. „Cannabis hat rund 110 Wirkstoffe, darunter das Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Beide Wirkstoffe haben klare Anwendungsbereiche.“ U.a. wirken sie bei verschiedenen Indikationen entspannend, lindern Angstzustände und Muskelschmerzen.

Mit Sanity Group stellt sich Finn Hänsel bewusst breit auf. Ziel sei es, das „gesamte Potenzial der Pflanze zu nutzen“. Kernsäule ist der medizinische Bereich. Ein vierköpfiges Team betreibe bereits Sekundärforschung; 2020 soll ein Labor die Arbeit aufnehmen. Zudem finanziere das Unternehmen Forschungsarbeiten wie z.B. eine klinische Studie für Arzneimittel und strebe Kooperationen in diesem Bereich an, so Hänsel. Des Weiteren sind kosmetische und Pflegeprodukte in der Konzeption, die als Apothekenmarke positioniert werden sollen. Als dritten Geschäftsbereich gibt Hänsel Beratungs- und Serviceleistungen rund um das Thema Cannabis an. Und das ist noch nicht alles. Mittelfristig will Hänsel einen Verband gründen, „Sprachrohr zur Politik“ sein. Eine Gefahr, dass ihm bei all dem Engagement die großen Pharmakonzerne dazwischen grätschen könnten, sieht er nicht. „Cannabis ist für viele traditionelle Pharmaunternehmen nicht attraktiv, weil der Wirkstoff nicht patentierbar ist.“

Viel zu tun also, aber Auszeiten nimmt er sich dennoch: „Ich habe jahrelang mit meinem Vater an der Ostsee in Flensburg mit unserem Segelboot gesegelt“, erzählt Finn Hänsel, „letztes Jahr habe ich es an den Wannsee verlegt und das ist inzwischen mein schönster Rückzugsort an Wochenenden in Berlin geworden.“

Für alle Fragen rund um Ihr Vermögen steht Ihnen Roland Lis, Berater Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, telefonisch und per E-Mail zur Verfügung: Tel.: (030) 897 98 – 403, E-Mail: roland.lis@weberbank.de

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