Green Start-ups – Trend oder Zukunftsmodell?

Green Start-ups – Trend oder Zukunftsmodell?


Klimawandel, Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft: Mit ihren Businessmodellen leisten Green Start-ups einen wichtigen Beitrag zur Green Economy. Dazu ein Interview mit Simon Thies, Seriengründer, Investor und Co-Gründer der Branchen-Plattform Greentech Alliance.

Klimawandel, Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft: Mit ihren Businessmodellen leisten Green Start-ups einen wichtigen Beitrag zur Green Economy. Dazu ein Interview mit Simon Thies, Seriengründer, Investor und Co-Gründer der Branchen-Plattform Greentech Alliance.

Interview: Redaktion BBE, Foto: John O‘Nolan / Unsplash

Die gute Nachricht zuerst: Inzwischen beträgt der Anteil von Green Start-ups bei Neugründungen in Deutschland 30 Prozent. Zu dieser Feststellung kommt der Green Startup Monitor 2021, herausgegeben vom Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit gGmbH und dem Bundesverband Deutsche Startups e.V. „Grüne Startups sind Motor der nachhaltigen Transformation zur Klimaneutralität bis 2050, wie sie sich der Europäische Green Deal zum Ziel gesetzt hat.“, heißt es im Vorwort der Initiatoren, doch ein aufmerksamer Blick in die Erhebung zeigt, dass Green Start-ups „in vielen Märkten mit vielen Barrieren“ zu kämpfen haben. Und: „Die Herausforderung der Kapitalbeschaffung nimmt zu und bleibt bei grünen Startups deutlich größer.“ Vor diesem Hintergrund sprachen wir mit Simon Thies. Der Berliner Unternehmer und Investor ist Mitgründer der global agierenden Branchenplattform Greentech Alliance. Sie verbindet Unternehmen unterschiedlichster Produkte und Dienstleistungen im Bereich Umwelt, Wissenschaft, Technik und Wirtschaft, die eines gemeinsam haben: Ein finanziell, sozial und ökologisch nachhaltiges Unternehmensziel. Zudem sind auch Mentoren aus Venture Capital, Medien, Wissenschaft und Wirtschaft Teil des Netzwerks.  

Herr Thies. Sie sind Co-Gründer der Greentech Alliance, Co-Gründer und Head of Innovation der Thies Network GmbH, Gründer und Geschäftsführer des Start-ups Eyyeon und Mehrheitseigner bei Green City Solution (um die es auch im Beitrag gehen wird). Wo engagieren Sie sich zurzeit besonders?

Erst einmal vielen Dank für das Interesse und die Möglichkeit uns an dieser Stelle vorzustellen. Ja, so sieht es aus und ich stehe vor der täglichen Herausforderung, verschiedenste Rollen auszufüllen ohne das große Ganze aus den Augen zu verlieren. Es ist schwer zu sagen, welche Rolle am meisten Ressourcen und Engagement benötigt. Am meisten Spaß macht mir die Arbeit mit und in der Greentech Alliance. Inhaltlich bin ich aktuell jedoch am dichtesten an Green City Solutions dran, da wir hier bereits Produkte im Markt haben und jetzt skalieren wollen. Ich bin auch sehr stolz und dankbar für die gemeinsamen zwei Jahre mit diesem tollen Team. Übrigens würde ich gerne anmerken, dass ich die Rolle von Thies Network und mir, in Bezug auf Green City Solutions, als die eines Company Builders interpretiere. Ich bin quasi wie ein später dazu gestoßener Co-Founder, welcher den Gründern und dem Team zur Seite steht. Dies ist wichtig, gerade weil Investitionen heutzutage sehr nach traditionellem Schubladendenken geschehen und sogar dem Großteil der „modernen“ VCs tolle Innovationen durchs Raster fallen. Und das passiert, weil diese in kein bisheriges Schema passen. Und so hat sich diese Partnerschaft ergeben.

Warum engagieren Sie sich im Bereich Green Start-ups?

„Wie bereits angesprochen, ist der Bereich der Green Start-ups noch sehr jung und dynamisch, jedoch aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Ich bin überzeugt, dass wir irgendwann das Green nicht mehr nennen werden, da jedes Start-up und Unternehmen Green sein wird. Grundsätzlich, da dies von der Gesetzgebung verlangt wird und äußere Faktoren wie der Klimawandel dies schlicht erzwingen. Aber auch, weil das die entscheidende unternehmerische Resilienz ergibt, zukunftssicher und unternehmerisch erfolgreich zu sein. Hinzu kommt noch meine persönliche Passion für die Umwelt sowie mein Antrieb und meine Motivation die Ressourcen, die mir zur Verfügung stehen – mental, intellektuell, das Netzwerk, monetär – für eine gesunde Zukunft einzusetzen. Deshalb bin ich auch so begeistert von dem Claim von Green City Solutions: „We grow fresh Air“. Damit wird eines der zentralen Probleme auf der Welt adressiert und wir sind auch direkt Teil der Lösung. Dieses Thema spiegelt wie kaum ein anderes soziale Ungerechtigkeit wider, da traurigerweise der globale Süden, Entwicklungsländer und sowieso weniger privilegierte Teile in jeder Gesellschaft stark unter Luftverschmutzung leiden. Diese Themen sind mir wichtig.”

Der Bundesverband Deutsche Startups hat ja eine Plattform für Green Start-ups. Warum haben Sie dennoch die Greentech Alliance gegründet? Was kann die Alliance, was der Bundesverband nicht kann?

Der Bundesverband hat seine Daseinsberechtigung und wir sehen uns auch nicht als Konkurrenz. Wir sind in erster Linie ein globales Netzwerk, welches global Impact skalieren möchte. Außerdem lebt unsere Alliance von einem gebenden und interaktiven Charakter. Für uns ist das eine Differenzierung. Wir sind selber grüne Gründerinnen und Gründer und kennen die Herausforderungen und sprechen die Sprache. Das gesamte Ökosystem lernt noch und wir versuchen aus der Mitte heraus gute Impulse zu geben, Standards mit zu entwickeln, zu informieren und direkt zu agieren – und das ohne die typische deutsche Behäbigkeit. Zudem möchten wir das Wissen der Alliance mit allen Mitgliedern, Partnerinnen und Partners und mit den Advisors teilen, damit beispielsweise Regionen mit weniger etablierten Green Start-ups es einfacher haben und besser skalieren können.

Welche Prognose haben Sie für das Segment der Green Start-ups? Ist das ein Hype, der wieder vergeht (man denke z.B. an Fintech-Start-ups oder die Entwickler von Meditations- und Coaching-Apps)?

Auf keinen Fall. Dazu ist der Klimawandel ein zu determinierender Faktor. Wenn wir es nicht schaffen grüne Lösungen zum Standard zu machen und als Status-quo zu etablieren, sieht die Zukunft düster aus: Überbevölkerung, Mega-Cities, Ausbeutung, Pandemien, Überfischung, Zerstörung der Biodiversität. Das sind nur ein paar Schlagwörter im Kanon der wirklichen Herausforderungen. Auch geopolitisch sind Green Start-ups eine riesige Chance, da diese Unternehmen ein großes Umdenken beim Thema Ressourcenverbrauch, Wertschöpfung und Abhängigkeiten von Anfang an mit berücksichtigen. Aller Anfang ist schwer, Umbruch und Wandel kann Angst machen. Aber ich bin überzeugt, dass dieser Wandel uns Freude und Gesundheit geben wird. Niemand wird später mal sagen: „Ich wünsche mir wieder die schlechte Luft in die Stadt zurück.“


Simon Thies, Unternehmer und Co-Gründer der Branchen-Plattform Greentech Alliance
Foto: Robert Lehmann

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