Harald Zapp: Disruptive Innovationen für die vernetzte Industrie

Harald Zapp: Disruptive Innovationen für die vernetzte Industrie


Harald Zapp ist Gründer und CEO der Next Big Thing AG. Die Next Big Thing AG ist ein Internet der Dinge (IoT) Company Builder mit Sitz in Berlin. Seine Vision ist es, ein vollständiges Angebot für den Aufbau von IoT Joint Ventures bereit zu stellen. Ein Interview.

Harald Zapp ist Gründer und CEO der Next Big Thing AG. Die Next Big Thing AG ist ein Internet der Dinge (IoT) Company Builder mit Sitz in Berlin. Seine Vision ist es, ein vollständiges Angebot für den Aufbau von IoT Joint Ventures bereit zu stellen. Ein Interview.

Text: Redaktion BBE, Foto: The Next Big Thing AG

Herr Zapp. Sie sind Seriengründer; Ihr Unternehmen Relayr wurde von der Münchner Re zu einem Firmenwert von 300 Mio. Dollar übernommen. Direkt im Anschluss gründeten Sie NBT. Was treibt Sie an?

Ich bin davon überzeugt, dass Deutschland nur langfristig eine führende Industrienation bleiben wird, wenn wir bei der Entwicklung von Hightech-Innovationen ganz vorne mitspielen. Eigentlich sind deutsche Unternehmen mit ihrem riesigen Schatz an Industriedaten prädestiniert dafür, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, die auf neuen Technologien wie dem Internet of Things, Künstlicher Intelligenz oder der Blockchain beruhen. Zu oft beschränken wir uns hierzulande aber darauf, das bestehende Kerngeschäft zu erweitern. Ich habe die Next Big Thing AG gegründet, um disruptive Innovationen für die vernetzte Industrie zu entwickeln und diese schnell auf die Straße zu bringen. Dafür gründen wir als Venture Studio serienmäßig B2B-Deep Tech-Unternehmen aus. Wir finanzieren nicht nur, sondern sind eng in das Tagesgeschäft und die strategischen Entscheidungen eingebunden – von der Gründung bis zum Exit.

Mit Ihrem Company Builder NBT ziehen Sie konventionelle Start-ups hoch und unterstützen Konzerne und Mittelstand bei ihren Ausgründungen im Bereich digitale Geschäftsmodelle. Wer hat die besseren Ideen? Und wer hat die besseren Marktchancen?

Der Sweetspot von NBT ist es gerade, dass wir die Stärken aus allen Welten verbinden. Wir bringen angehende Gründer, Traditionsunternehmen, Investoren, Tech-Experten und Forschungspartner zusammen, denn gemeinsam haben wir die besten Marktchancen. Unser Co-Innovation-Ansatz verbindet also die Reichweite, Marktzugang und Expertise von Traditionsunternehmen mit dem Innovationstempo agiler Startups. Die Beteiligten stehen dabei vor unterschiedlichen Herausforderungen.

Für Unternehmen ist es oft schwierig, Forschung und Entwicklung abseits ihres etablierten Geschäftsumfelds voranzutreiben. Die Zusammenarbeit mit NBT als externem Partner eröffnet ihnen einen kosteneffizienten Zugriff auf neue Technologien, ohne den Fokus auf das eigentliche Kerngeschäft zu schmälern.

Angehende Gründer profitieren in der Zusammenarbeit mit uns wiederum davon, dass sie sich völlig auf ihre eigentliche Geschäftsidee konzentrieren können – die technische Expertise, zum Beispiel im Bereich IoT, steuert unser Expertenteam bei. So bündeln wir die Kräfte, um so schnell wie möglich von der Idee zur Umsetzung zu kommen. Dabei setzen wir auf einen strukturierten Validierungsprozess.

Was macht NBT besser als andere Company Builder?

Zum einen unser klarer Technologie-Fokus. Wir sind führende Experten für die vernetzte Industrie – die sogenannte Machine Economy. Im Gegensatz zu herkömmlichen Gründer- und Beschleunigerprogrammen verfügen wir über ein eigenes Kernteam aus Technologie- und Venture-Entwicklern. Außerdem sind wir sozusagen als Co-Founder in allen Wachstumsphasen des Portfoliounternehmens mit unserem Team involviert. Wir prüfen die Geschäftsmodelle auf Herz und Nieren und ziehen nur wirklich erfolgversprechende und technisch schnell umsetzbare für eine Gründung in Betracht. Wir wirken an der Ideengenerierung mit, stellen Teams zusammen, beraten strategisch, stellen technische Expertise und Ressourcen bereit. Das reduziert das Risiko zu scheitern auf ein Minimum. Außerdem unterstützen wir angehende Gründer in spezifischen Branchen dediziert mit unserem Entrepreneurs-in-Residence (EiR)-Programm, in dem sie in drei Monaten einen Business Case zusammen mit den Experten von NBT entwickeln.

In einem Interview wurden Sie zitiert: „Anfangen ist nicht das Schwierige, sondern die Entscheidung, wann man eine Idee weiterführt – und wie man sie dann weiterführt.“ Wie viel Zeit geben Sie den Start-ups, bis Sie diese Entscheidungen treffen?

In der Tat: bei der Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen ist es nicht die größte Herausforderung, mit viel Aufwand ein Projekt anzuschieben, sondern es auch marktfähig zu machen. Es wird häufig unterschätzt, wie komplex das B2B-Segment ist. Zeit ist hier die entscheidende Waffe für Startups. Darum ist unser bewährter Venture-Development-Prozess so zielführend.

Zu Beginn der Geschäftsprozessentwicklung steht bei uns ein strukturierter Validierungsprozess, gefolgt vom Proof-of-Concept. Hier wird geprüft, ob das neue Modell tragfähig ist. Darauf folgen die Feinabstimmung, das Prototyping und der Markttest mit dem Minimum Viable Product. In der Regel wird schon nach drei bis sechs Monaten entschieden, ob ein solches Produkt für den Markt reif ist.

NBT arbeitet im Bereich IoT. Wie sehen Sie die Ideen und Marktchancen deutscher IoT-Start-ups im internationalen Vergleich?

Für den Standort Deutschland sind IoT-Anwendungen für die Industrie essentiell. Wenn Maschinen und Assets aller Art mit Sensoren versehen und im Netzwerk digital erfasst werden, eröffnet das neue, datengetriebene Produkte und Services – wie präzise Echtzeit-Logistik, selbstregelnde Produktion, vorausschauende Wartung und effiziente Qualitätssicherung. Es gibt hierzulande schon einige erfolgreiche IoT-Startups. Zu unserem eigenen Portfolio gehören zur Zeit 17 Unternehmen aus den unterschiedlichsten vertikalen Märkten, unter anderem Sensry, das IoT-Sensoren und Chips entwickelt. Metr, ein Proptech-Venture, realisiert datengesteuerte IoT-Anwendungen für die Wohnungswirtschaft. Und ConcR stellt Sensoren für Echtzeit-Betonhärtemessung her. Insgesamt gibt es aber noch zu wenig Technologie-Startups. Wenn man uns mit den USA vergleicht, gibt es eine regelrechte Gründungsscheu. Das müssen wir ändern.

Am 26. September war Wahltag – für Deutschland und für Berlin. Was wünschen Sie sich von einer kommenden Regierung – in der Stadt wie im Bund – um Innovationen noch stärker voranzutreiben?

Für unsere wirtschaftliche exportorientierte Zukunft sind digitale Schlüsseltechnologien sowie B2B-Tech-Startups essenziell. Wir müssen uns ambitioniertere Ziele setzen, um Gründungen besser zu fördern: Der Anspruch muss sein, die 20er Jahre zu einer neuen Gründerzeit machen. Dafür wünsche ich mir, dass Wirtschaft und Politik in der kommenden Legislaturperiode eine konzertierte Aktion starten. Wir brauchen mehr Unternehmergeist in Wissenschaft und Forschung. Es gibt viele Punkte, an denen wir konkret ansetzen können. Dazu gehört, dass die Politik Deep-Tech-Standards wie z. B. RISC-V – etwa für das Internet of Things – auf europäischer Ebene entschlossen vorantreibt, Stichwort digitale Souveränität. Außerdem sollten wir alles dafür tun, junge motivierte Talente in Europa zu halten oder besser noch das Gravitationszentrum für diese Schlüsseltechnologien werden. Hier sollte eine Maßnahme sein die Visavergabe an hochkarätige Tech-Fachkräfte aus dem außereuropäischen Ausland zu erleichtern.

Für alle Fragen rund um Ihr Vermögen steht Ihnen Roland Lis, Berater Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, telefonisch und per E-Mail zur Verfügung: Tel.: (030) 897 98 – 403, E-Mail: roland.lis@weberbank.de

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