Hoch hinaus

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Pasta aus Mehlwürmern, fleischlose Burger und schlachtfreies Fleisch – nie war die Lebensmittelbranche Innovationen gegenüber so aufgeschlossen wie heute. Nun steht der Anbau von Gemüse und Kräutern im Fokus und damit der Versuch, das Land in die Stadt zu holen.

Pasta aus Mehlwürmern, fleischlose Burger und schlachtfreies Fleisch – nie war die Lebensmittelbranche Innovationen gegenüber so aufgeschlossen wie heute. Nun steht der Anbau von Gemüse und Kräutern im Fokus und damit der Versuch, das Land in die Stadt zu holen.

Text: Anke Bracht, Foto: © diephotodesigner.de

Diese Studie ist nichts für schwache Nerven. „Urban Farming“, 2018 herausgegeben vom Fraunhofer Institut, legt den Finger in die Wunde. Schon heute leben mehr als die Hälfte (54 Prozent) von 7,4 Milliarden Menschen in Städten, bis 2050 werden es 66 Prozent der dann zu erwartenden 9,7 Milliarden sein. Wie sollen all diese Menschen – noch dazu in stetig wachsenden Megacities – ernährt werden? Auch hier hält der Report nichts Tröstliches bereit; Stand heute werden 80 Prozent aller verfügbaren Flächen bereits landwirtschaftlich genutzt. Auch die Emissionsbilanz liest sich nicht so toll: Laut Studie entfallen 30 Prozent der weltweit erzeugten Treibhausgase auf die Produktion von Agrarprodukten – gefolgt von Energie (26 Prozent) und Industrie (19 Prozent). Was also tun? Ein Start-up in Berlin hat Antworten – und will hoch hinaus.

Kann vertikale Landwirtschaft die Zukunft sein?

Stichwort Vertical Farming. Vorreiter ist zweifelsohne Japan. Nach dem schweren Reaktorunfall 2011 in Fukushima zählte es zu den dringlichsten Maßnahmen, die Bevölkerung mit garantiert strahlenfreiem Gemüse zu versorgen – just in time verfügbar und frisch, ohne langwierigen Transport. Die Lösung: vertikale Landwirtschaft mit Nutzpflanzen, die unter Kunstlicht und umspült von Nährlösungen gedeihen, die wiederum einem geschlossenen Kreislauf entstammen – eine kleine und intakte Welt für sich. Kameoka gilt als Vorreiter des aktuellen Hypes. Die japanische Stadt beherbergt die derzeit größte vertikale Salatzucht der Welt. Auf 16 Ebenen – was rund 25 ha Anbaufläche entspricht – werden täglich 21.000 Salatköpfe geerntet, das sind an die 20 Millionen im Jahr. Betreiber ist Spread Co., der die Salate an Supermärkte und Restaurants in und um Tokio herum liefert.

Die Ziele sind hoch gesteckt bei Vertical Farming

Auch hierzulande sind die Ziele hoch gesteckt. Infarm gilt als Pionier des Vertical Farming in Deutschland. „Ziel war es, ein System zu entwickeln, das sich als Landwirtschaftseinheit leicht in die Infrastruktur der Stadt integrieren lässt“, lässt sich Osnat Michaeli in einem Interview mit Berlin Valley zitieren. Gemeinsam mit ihren Mitgründern Erez und Guy Galonska brachte sie das Unternehmen 2013 an den Start. Mehr als 100 Millionen Euro Wagnis-Kapital hat Infarm seitdem eingesammelt und in seine smarten Gewächshäuser investiert. Vor den Augen der Kunden wachsen und ernten, lautet das Motto. Neben einer großen Lebensmittelkette, mit der Infarm ein bundesweites Roll-up plant, arbeitet das Unternehmen mit diversen Restaurants zusammen, darunter mit dem „Good Bank“ in Berlin Mitte, in dem die Gäste umgeben von High-Tech die darin erzeugten Kulturen verspeisen. Und auch die Sterneküche zeigt sich überzeugt: Tim Raue orderte bereits zwei der vertikalen Zuchtbeete für seine Restaurants.

Ob das Konzept des vertikalen Anbaus von Gemüse und Kräutern tragfähig ist? Ob es dazu beitragen kann, den Hunger der Welt mit nachhaltig erzeugten Lebensmitteln zu stillen? Die Anfänge sind vielversprechend.

Für alle Fragen rund um Ihr Vermögen steht Ihnen Roland Lis, Berater Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, telefonisch und per E-Mail zur Verfügung: Tel.: (030) 897 98 – 403, E-Mail: roland.lis@weberbank.de

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