Kongressstadt Berlin: Wohin mit den Besuchern?

Kongressstadt Berlin: Wohin mit den Besuchern?


Mehr als eine Million Menschen besuchten im ersten Halbjahr 2018 Kongresse und Tagungen in Berlin. Veranstalter mahnen an, dass weitere Flächen benötigt werden, um adäquat auf den Boom reagieren zu können. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop vertraut auf flexible Raumlösungen und Unterstützung aus der Privatwirtschaft.

Mehr als eine Million Menschen besuchten im ersten Halbjahr 2018 Kongresse und Tagungen in Berlin. Veranstalter mahnen an, dass weitere Flächen benötigt werden, um adäquat auf den Boom reagieren zu können. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop vertraut auf flexible Raumlösungen und Unterstützung aus der Privatwirtschaft.

Text: Patrick Lindner, Foto: visitberlin/ Wolfgang Scholvien

Im aktuellen Ranking der International Congress & Convention Association (ICCA) belegt die Bundeshauptstadt Platz 4 hinter Barcelona, Paris und Wien. Gründe dafür gibt es viele: So besitzt Berlin die modernste Hotellandschaft Europas mit einer Gesamtkapazität von über 139.000 Betten und genießt (nicht nur) unter Geschäftsreisenden das Flair einer liberalen, sicheren Stadt. Leitmessen wie die IFA, ITB oder die World Health Summit locken jährlich Fachpublikum an und befeuern so den Kongressbetrieb.

Auch die hiesige Startup-Szene gibt sich gesellig und fragt vor allem kleine bis mittlere Flächen an. In Summe steht eine Gesamttagungsfläche von über 500.000 Quadratmetern auf Berliner Boden zur Verfügung. Das entspricht gut 70 Fußballfeldern. Sogar im offiziellen „Stadtentwicklungskonzept Berlin 2030“ finden Kongresse und Messen als „wirkungsvolle und effektive Plattformen für Austausch, Begegnung und Transfer“ Erwähnung, wie beispielsweise die Heureka Conference 2019.

Denn trotz Digitalisierung wollen viele Entscheider bei der Netzwerkpflege nicht auf den persönlichen Kontakt verzichten. Insbesondere, wenn sie in hochspezialisierten Branchen unterwegs sind. Fachkongresse wie der alljährliche BDEW Kongress (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft), der BFW-Kongress vom Verband der mittelständischen Immobilienwirtschaft oder das Forum deutscher Wirtschaftsförderer bilden hierfür populäre Plattformen.

Rosige Aussichten für den Kongressstandort Berlin, wenn da nicht der schleichende Platzmangel wäre. Steigende Grundstückspreise und maroder Altbestand bedrohen das Wachstum. So böte allein das ICC am Messedamm 19.000 Quadratmeter an flexibel nutzbaren Kongressräumen, nur findet sich kein Privatinvestor, der den übrigen Gebäudeteil zum Eigenanteil von geschätzten 200 Millionen Euro sanieren möchte.

Die Wartezeit überbrücken Wirtschaftssenatorin Ramona Pop und Messe-Chef Christian Göke derweil mit dem Bau der Multifunktionshalle „hub 27“. Laut den Bauherren bietet das flexible Raumwunder Platz für Kongresse, Tagungen und Konferenzen mit bis zu 11.500 Teilnehmern. Die geplante Fertigstellung: Sommer nächsten Jahres. Göke sieht den Neubau als Ergänzung zum CityCube, der 2014 Eröffnung feierte: „Der hub27 ist für uns eine wichtige Voraussetzung und der Startschuss zur Geländesanierung. Der Bau wird schon bald zusätzliche hochkarätige Kongresse und Firmenevents beherbergen sowie Weltleitmessen wie die InnoTrans, IFA oder ITB Berlin entlasten.“ Ein Masterplan für das überfällige Update der alten Flächen befindet sich in Arbeit. Laut ersten Schätzungen werden die Arbeiten rund 15 Jahre beanspruchen. Im Anschluss ließe sich fast schon über die Modernisierung der heutigen Neubauten nachdenken.

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