Kunst ist Leben, Leben ist Kunst – museum FLUXUS+

Kunst ist Leben, Leben ist Kunst – museum FLUXUS+


Faszination Fluxus: Seit 2008 zeigt der Berliner Unternehmer und Sammler Heinrich Liman bedeutende Werke der Bewegung im museum FLUXUS+ in Potsdam, darunter Arbeiten seines langjährigen Freundes Wolf Vostell. Das Pluszeichen steht für die Öffnung der Ausstellung für zeitgenössische Kunst, die dort ebenfalls zu sehen ist.

Faszination Fluxus: Seit 2008 zeigt der Berliner Unternehmer und Sammler Heinrich Liman bedeutende Werke der Bewegung im museum FLUXUS+ in Potsdam, darunter Arbeiten seines langjährigen Freundes Wolf Vostell. Das Pluszeichen steht für die Öffnung der Ausstellung für zeitgenössische Kunst, die dort ebenfalls zu sehen ist.

Text: Sintje Wilms, Foto: Nicole Krüger

Schon als Student habe er Kunst gekauft, sagt Heinrich Liman, „Drucke, handsigniert, was man sich eben so leisten konnte“. Ein System habe seine Sammlung nie gehabt, setzt er nach, sein Umgang mit Kunst sei intuitiv, nicht spekulativ. So kommt ein Werk zum anderen – auch seine Frau ist kunstbegeistert –, und langsam füllen sich die Wände zu Hause, aber auch im Büro in der Katharinenstraße in Berlin-Halensee. 1981 lernt Liman den Künstler Wolf Vostell kennen. Dessen Atelier im Käuzchensteig, nicht weit von Limans Zuhause entfernt, sei die „reinste Wundertüte“ gewesen, berichtet der Sammler. Vostells Blick auf die Kunst habe ihn fasziniert, mitgerissen. Kunst ist Leben, Leben ist Kunst: Dieser Satz von Wolf Vostell hängt wie ein Ausrufezeichen über seinem Werk. Er lässt sich auf keine Ausdrucksform festlegen, fotografiert, malt, erschafft Skulpturen. Videos, Installationen, Happenings – Vostell gilt als Wegbereiter neuer, experimenteller Kunstformen. Er zählt zu den Urvätern von Fluxus. „Wie Dada ist Fluxus eine Protestbewegung gegen den bestehenden Kunstbegriff, gegen die ‚bürgerliche‘ Kunst. Die schöpferische Idee zählt, nicht das fertige Kunstwerk“, bringt Heinrich Liman das Konzept auf den Punkt. Und dieses Konzept wird ihn nicht mehr loslassen. Zwischen ihm und Vostell entwickelt sich eine tiefe Freundschaft, eine umfangreiche Sammlung, die das Lebenswerk des Künstlers widerspiegelt, entsteht. Im Büro in der Katharinenstraße fanden in den Neunzigerjahren Ausstellungen, Happenings und Konzerte statt, neben Vostell waren Jean-Jacques Lebel, Yoko Ono, Ben Patterson und viele weitere vertreten. „Irgendwann haben meine Frau und ich gedacht: Es wäre schön, auch anderen Menschen Zugang zu Fluxus zu ermöglichen“, sagt Heinrich Liman.

2006 fällt die Entscheidung für ein Museum. Als es 2008 in einem historischen Pferdestall der Leib-Garde-Husaren am Kulturstandort Schiffbauergasse in Potsdam eröffnet, ist Wolf Vostell, dem eine ganze Ausstellungsetage gewidmet ist, bereits seit zehn Jahren tot. Das Haus zeigt Werke von George Maciunas, Nam June Paik und weiteren Fluxus-Größen. Dazu gesellen sich die Arbeiten zeitgenössischer Kunstschaffender, „die mit Fluxus nichts oder nur wenig zu tun haben. Das Plus im Namen steht als Öffnungsklausel“, sagt der Sammler. Die Geschäftsführerschaft hat Heinrich Liman inzwischen zwar abgegeben, doch wer ihn treffen möchte, hat im museum FLUXUS+ die besten Chancen, denn er sitzt hier fast täglich an seinem Schreibtisch. Neben der reinen Ausstellungsarbeit widmen er und sein Team sich intensiv der Kunstvermittlung. Workshops, Ferienkurse und Führungen speziell für Kinder und Jugendliche zählen zum permanenten Angebot. All das will natürlich finanziert sein. Den größten Teil tragen seine beiden Stiftungen, weitere Mittel kommen etwa aus dem Kulturbudget der Bundesregierung, dem Etat der Stadt Potsdam und dem des Landes Brandenburg. Auf die Frage, wie sich jemand, der noch nie mit Fluxus in Berührung gekommen ist, der Sammlung und der Bewegung nähern soll, schmunzelt Heinrich Liman: „Es ist wie bei jeder Form von Kunst: Man muss sich darauf einlassen.“

Diesen Beitrag lesen Sie auch in unserem Magazin diskurs Nr. 36. Bestellen Sie ein kostenloses Exemplar bei Roland Lis, Berater Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, Tel.: (030) 897 98 – 403, E-Mail: roland.lis@weberbank.de 

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