Landwirtschaft 4.0

Landwirtschaft 4.0


Die Digitalisierung der Landwirtschaft nimmt Fahrt auf, ein gewaltiger Wachstumsmarkt ist die Folge. Unternehmen aus der Metropolregion Berlin-Brandenburg haben dies erkannt und spielen in vorderster Reihe mit.

Die Digitalisierung der Landwirtschaft nimmt Fahrt auf, ein gewaltiger Wachstumsmarkt ist die Folge. Unternehmen aus der Metropolregion Berlin-Brandenburg haben dies erkannt und spielen in vorderster Reihe mit.

Text: Anke Bracht, Foto: Bence Balla-Schottner / Unsplash, Erscheinungsdatum: 23. Juli 2020

Sensoren zur Bodenanalyse, Feldroboter und Drohnen, Herdenmanagement: Immer mehr landwirtschaftliche Erzeuger setzen auf digitale Prozesse. Im Bereich der Landmaschinen ist die Entwicklung besonders weit fortgeschritten: Bereits im Jahr 2015 wurden 30 Prozent der Wertschöpfung* in diesem Segment weltweit mit Software, Elektronik und Sensorik erzielt – ein Dreifaches dessen, was die Automobilindustrie in dem Jahr erreichte. Dabei ist das Umlenken auf digitale Technologien weit mehr als ein weiteres Tool zur Steigerung von Effizienz und Ertrag. Vielmehr bietet sich in der Digitalisierung der Landwirtschaft die einmalige Chance, betriebswirtschaftliche und ökologische Aspekte in Einklang zu bringen.

smartcloudfarming.com – satellitengestützte Bodenbeurteilung


Wechselnde Fruchtfolgen und Brachen waren über Jahrhunderte das probate Mittel, um Böden nicht zu sehr zu beanspruchen und ihnen die Möglichkeit zur Regeneration zu geben. In Zeiten von Monokulturen ist das undenkbar. Der Landwirt steuert mit Dünger gegen, um den Ertrag der Fläche zu optimieren. Doch was genau benötigt der Boden? SmartCloutFarming aus Berlin liefert die Antwort: Das Anfang 2019 gegründete Unternehmen hat eine Software entwickelt, die Satelliten- und Drohnenaufnahmen verwendet und bestimmte Merkmale wie Feuchtigkeit oder organisch gebundenen Kohlenstoff farbig und in die Tiefe auf einer Bodenkarte darstellt. Die Kunden nutzen das Programm gegen Gebühr und können punktgenau reagieren. „Unsere Zielgruppen sind Genossenschaften und Agrarunternehmen“, sagt Mitgründer Suvrajit Saha, „derzeit arbeiten wir an internationalen Pilotprojekten.“ Bis sich das Monitoring für Agrarflächen hierzulande durchsetze, sieht er allerdings noch viel politische Überzeugungsarbeit. „Die deutsche Landwirtschaft wird stark subventioniert. Deshalb fehlt häufig noch der Anreiz bei den Erzeugern. Vielleicht“, so Saha, „sind wir auch einfach nur ein wenig vor der Zeit.“

dropnostix.com – Vitaldaten direkt aus dem Pansen

Das Unternehmen Dropnostix aus Potsdam hat ein Monitoring System entwickelt, das die Vitaldaten von Kühen sammelt und damit schon früh Hinweise auf Krankheiten, Empfängnisbereitschaft und Geburt gibt. Auch das Bewegungs- und Trinkverhalten wird gemessen und ausgewertet. Kernstück der Technologie ist ein sogenannter Sensor-Bolus. Die längliche Kapsel mit dem darin befindlichen Sensor wird einmalig und für das Tier schmerzfrei über das Maul eingegeben – wie eine Tablette – und gelangt in den Pansen, von wo aus der Sensor Signale an eine Empfängerstation im Stall sendet. Die gesundheitliche Unbedenklichkeit wurde 2019 in einem Prüfbericht der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft bestätigt; die Entwicklung selbst wird von der Europäischen Union gefördert. Die Gründer Lars Abraham und Dr. Michael Breitenstein, beide Absolventen der Universität Potsdam, gründeten Dropnostix 2015 mit der Mission, „das Potential von modernen Technologien (zu) nutzen, um Landwirten bessere Entscheidungen zu ermöglichen, die sowohl das Tierwohl erhöhen als auch den wirtschaftlichen Erfolg maximieren.“

Ökonomie im Einklang mit Ökologie: Die Agrarwirtschaft macht mit digitalen Lösungen vor, wir es geht. Das sollte auch anderen Branchen Mut machen, die digitale Transformation als Chance zu begreifen.

*Quelle: www.biooekonomie-bw.de

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