Legal Tech – Algorithmen auf dem Vormarsch

Legal Tech – Algorithmen auf dem Vormarsch


Die deutsche Legal Tech-Szene boomt, Start-ups wie Legal OS (v.l.n.r.: Jacob Jones, Lilian Breidenbach, Charlotte Kufus) aus Berlin drängen an den Markt. Doch viele Anwälte sind skeptisch. Wo können Algorithmen sinnvoll unterstützen und wann werden sie zur Konkurrenz?

Die deutsche Legal Tech-Szene boomt, Start-ups wie Legal OS (v.l.n.r.: Jacob Jones, Lilian Breidenbach, Charlotte Kufus) aus Berlin drängen auf den Markt. Doch viele Anwälte sind skeptisch. Wo können Algorithmen sinnvoll unterstützen und wann werden sie zur Konkurrenz?

Text: BBE Redaktion, Foto: Marc Beckmann

Das Berliner Start-up Legal OS bietet eine Dokumenten-Automatisierung für Juristen in einem Abonnement-System. Gemeinsam mit Lilian Breidenbach und Jacob Jones hat Charlotte Kufus das Unternehmen 2018 gegründet. „Wir sind alle keine Juristen, aber auch wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Digitalisierung und Automatisierung an Kanzleien und Rechtsabteilungen bislang komplett vorbeigegangen ist“, sagt die CEO von Legal OS; „dabei bieten sich Vertrags- und andere juristische Dokumente geradezu dafür an, denn Recht ist ein regelbasiertes System.“ Für die Anwälte bedeute diese Automatisierung nicht nur Zeitersparnis und Qualitätssicherung: Sie können nach bestimmten Suchbegriffen filtern und auf Knopfdruck eine Auswertung starten. Unsere Software macht juristische Dienstleistung skalierbar,“ sagt Kufus.

Dem stimmt Charlotte Falk grundsätzlich zu. Bei der Betrachtung des Themas Legal Tech jedoch den Fokus allein auf Kanzlei-Software zu legen, hält die Pressesprecherin des Legal Tech Verband Deutschland e.V. für unzureichend. Im Verband mit Sitz in Berlin organisieren sich Legal Tech Anbieter, die sich mit Netzwerkarbeit, Vorträgen und politischen Stellungnahmen die Chancen von Legal Tech Entwicklungen aufzeigen. Ziel des Verbandes ist es, die vermeintliche Kluft zwischen Anwaltschaft und Legal Tech Unternehmen innerhalb und außerhalb von Kanzleien zu überwinden. Und das bezieht sich nicht nur auf Entwickler von Büro-Software wie Legal OS. „Juristen haben im Studium keine Bezugspunkte zu Digitalthemen. Dazu kommen eine fehlende Interdisziplinarität und ein generell sehr starres Ausbildungskonzept. Das erklärt die Hemmschwelle.“

Auch verstehe sie bis zu einem gewissen Grad die Befürchtung der Anwälte, Legal Tech Anwendungen könnten sich zu einem Mitbewerber entwickeln, wobei der Einsatz von Algorithmen im Rechtsbereich auch an seine Grenzen komme: „Bei repetitiven bzw. standardisierbaren Abläufen werden Rechtssuchende von Legal Tech profitieren – sie machen die juristische Dienstleistung effizienter, unbürokratischer und billiger, dazu kann sie die Qualität verbessern.“ Sobald es um individuelle Fragestellungen gehe, könne Technologie den Menschen nicht vollständig ersetzen. „Es ist wie bei der Digitalisierung der Medizin: Künstliche Intelligenz kann unterstützen, vereinfachen, aber sie kann weder den Mediziner noch den Therapeuten ersetzen.“ Ein sinnvoller Schritt um Legal Tech in die juristische Ausbildung zu integrieren, könnte zunächst das Angebot von Zusatzseminaren an juristischen Fakultäten sein. Diese gibt es bereits an Universitäten, aber sie sich oft kein fester Bestandteil der Ausbildung.

Legal Tech dürfte sich weiter etablieren, nicht nur hierzulande, wie das Beispiel Legal OS zeigt: Das Start-up setzt nicht nur auf deutsche Kanzleien; das Unternehmen will nach Großbritannien und in die USA expandieren. Charlotte Kufus ist davon überzeugt, dass ihr Unternehmen in der Szene ganz vorne mitspielen wird: „In fünf Jahren“, so die Gründerin, „werden Verträge ausschließlich digital erstellt. Und wir sind die Vorreiter.“

Für alle Fragen rund um Ihr Vermögen steht Ihnen Roland Lis, Berater Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, telefonisch und per E-Mail zur Verfügung: Tel.: (030) 897 98 – 403, E-Mail: roland.lis@weberbank.de

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