Linda Hausser: Bademode aus Berlin

Linda Hausser: Bademode aus Berlin


Mit Influencern machte sie ihr Label JANTHEE bekannt, heute tragen Stars wie Kendall Jenner ihre Kreationen – Linda Hausser. Ein Gespräch über Unternehmertum, die Wichtigkeit von Brand Building und über das nötige Bauchgefühl.

Mit Influencern machte sie ihr Label JANTHEE bekannt, heute tragen Stars wie Kendall Jenner ihre Kreationen – Linda Hausser. Ein Gespräch über Unternehmertum, die Wichtigkeit von Brand Building und über das nötige Bauchgefühl.

Interview: Redaktion BBE, Foto: Rogier Alexander

Frau Hausser. Warum sind Sie Unternehmerin geworden?

Ehrlich gesagt habe ich mich nie aktiv dazu entschlossen ‘Unternehmerin zu werden’. Ich bin da einfach reingerutscht.

JANTHEE Berlin habe ich 2016 gegründet. Damals war ich 21 und war mitten in meiner Ausbildung zur Hotelfachfrau im Hotel Adlon. Es ging mir überhaupt nicht darum großes Geld mit der Firma zu verdienen, sondern eher darum mir nebenbei etwas dazu zu verdienen. Trotzdem hatte ich eine Vision für die Firma und jedes Mal, wenn ich daran dachte was JANTHEE alles erreichen könnte, ging ich vom Hundertsten ins Tausendste. Heute ist das anders. Genau wie früher sprudeln mir die Ideen regelrecht aus dem Kopf, nur bin ich jetzt in der Lage sie umzusetzen. Das ist wirklich ein schönes Gefühl.

Welches waren die größten Herausforderungen, als Sie an den Start gegangen sind?

Es gab einige Herausforderungen, und es gibt sie immer noch. Nicht nur finanzielle, sondern auch persönliche Lasten musste ich überwinden um dahin zu kommen wo ich heute stehe.

Am Anfang spielte das Budget natürlich eine große Rolle. Ich hatte meine ganzen Ersparnisse in die Firma investiert, lange würde das aber nicht reichen. Irgendwie musste ich den Stein ins Rollen bringen. Ich kontaktierte Influencer, die sonst für einen Post teils vierstellige Beträge bekamen, und überredete sie irgendwie meine Produkte umsonst zu tragen und zu teilen. Viele reagierten abweisend, aber eben nicht alle. Der bisherige Höhepunkt war, dass ich selbst Kendall Jenner mit meiner Marke überzeugen konnte. Sie bestellte letzten Sommer in unserem Online Shop und teilte es auf ihrem Instagram Account.

Nach und nach – wenn auch nur sehr langsam – setzte ein Schneeballeffekt ein und wir gewannen das Vertrauen immer wichtigerer Influencer und somit das unserer Zielgruppe. JANTHEE Berlin wuchs langsam, aber organisch, und die Einnahmen einer Kollektion reichten immer gerade um die nächste zu finanzieren.

Eine weitere Herausforderung war es, als junge Gründerin ernst genommen zu werden, besonders ohne Uniabschluss. Die Designs meiner Bikinis waren knapp und sexy, was in der strengen Business-Welt nicht immer gut ankam, und ich wurde als unseriös abgestempelt. Mittlerweile stehe ich drüber und kenne meinen Wert – und den Wert von JANTHEE sowieso.

Was würden Sie aus Ihrer Erfahrung heraus GründerInnen mit auf den Weg geben?

Diese Frage wird mir oft gestellt und es fällt mir immer noch schwer sie zu beantworten, weil man über so vieles sprechen könnte. Vielleicht auch, weil ich selbst noch mitten im Lernprozess bin.

Der erste wichtige Punkt ist Mindset. Besonders am Anfang kann es sehr frustrierend sein, wenn nichts reinkommt. Orientier dich an deiner Vision, nicht an deinen Einnahmen, und bleib einfach dran. Gestalte deinen Arbeitstag so, dass er für dich funktioniert, und versuche eine Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu finden.

Das zweite ist Brand Building. Eine gute Marke zählt mehr als das perfekte Produkt – dein Produkt kannst du immer optimieren, deine Marke muss Kunden von Anfang an überzeugen. Investier deine Energie also darin, deine Marke zu stärken. Das kostet zwar Zeit und Geld, lohnt sich langfristig aber auf jeden Fall.

Der Schwerpunkt JANTHEE liegt auf Swimwear. Warum gerade dieses Segment?

Das hat einen persönlichen Hintergrund. Mit 19 bin ich auf eine Weltreise aufgebrochen und habe zum Surfen einen Stopp in Mittelamerika gemacht. Die Mädels dort trugen ihre Bikinihosen etwas knapper, und es gefiel mir mit welch einem Selbstbewusstsein sie darin auftraten.

Verzweifelt suchte ich in Europa nach solchen Hosen, aber mit wenig Glück. Immer musste ich mir für diesen Schnitt Bikinis aus den USA oder Australien bestellen, Zoll und hohe Versandkosten bezahlen. Meinen Freundinnen ging das ähnlich. Es war ganz klar eine Marktlücke in Europa und ich entschloss mich sie selbst zu füllen.

Ihre Swimwear könnte man sich vom Look her gut an der Copacabana vorstellen. Gibt es Styles oder Länder, von denen Sie sich inspirieren lassen?

Das stimmt, früher hat man knappere Bikinis hauptsächlich in Brasilien getragen. Allerdings ist körperbetonte Bademode mittlerweile auch in Europa angekommen und ich hole mir viel Inspiration von den Stränden der Cote d’Azur, Ibiza, Mykonos oder der Amalfi Küste.

Momentan überwintere ich in Dubai. Ich bin zum ersten Mal hier und sammle viele Eindrücke und Inspirationen für die nächste Kollektion.

Arbeiten Sie mit Designern oder entwerfen Sie alles selbst?

Ich entwerfe meine Produkte zwar bis aufs kleinste Detail selbst, würde mich aber nicht als Designerin bezeichnen. Ich sehe mich als Unternehmerin, die ihre Zielgruppe kennt und ein Gespür für Ästhetik, Trends und den Zeitgeist hat.

Mein Kopf rattert 24/7 und ich nehme alles wahr was mir gefällt oder mich inspiriert. Die SS21 Kollektion habe ich an einem heißen Sommernachmittag am Pool entworfen, das geht relativ schnell bei mir. Da ich meine eigene Zielgruppe bin, weiß ich auch ganz genau, was ankommt und was nicht und kann dadurch ganz gut abschätzen was sich verkaufen wird.

Allerdings wächst unser Sortiment stetig und jede Saison kommen neue Produkte hinzu. Dieses Jahr verkaufen wir zum Beispiel zum ersten Mal ‘Resort Wear’ und für nächstes Jahr sind auch schon einige Überraschungen geplant. Es wird also immer mehr und ich plane daher künftig einen Designer an meiner Seite zu haben, der mich unterstützt.

Gibt es Kollektionen, die in bestimmten Abständen erscheinen?



Bis jetzt haben wir unsere Kollektionen immer zum Australischen Winter gelauncht, also zwischen Ende Dezember und Mitte Januar. Das klingt zwar komisch, weil es zu der Jahreszeit bei uns noch kalt ist, ein großer Teil unserer Kunden kommt aber aus Australien und Südafrika – da macht es durchaus Sinn, in dem Zeitraum neue Bikinis zu launchen!

Dieses Jahr bringen wir aber zum ersten Mal eine zweite Kollektion raus, pünktlich zum europäischen Sommeranfang. Ich bin schon ganz gespannt wie die ankommt!

Ist eine Erweiterung des Sortiments angedacht, z.B. Swimwear für Herren?

Auf jeden Fall. Sowohl Herren Bademode, als auch eine weitere exklusiv-Swimwear-Linie für Damen sind derzeit in Planung. Mehr darf ich nicht verraten!

Für alle Fragen rund um Ihr Vermögen steht Ihnen Roland Lis, Berater Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, telefonisch und per E-Mail zur Verfügung: Tel.: (030) 897 98 – 403, E-Mail: roland.lis@weberbank.de

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