Mehr Kulturhäuser für die Hauptstadt

Mehr Kulturhäuser für die Hauptstadt


Die Museumslandschaft bleibt in Bewegung. Neben der James-Simon-Galerie
auf der Museumsinsel bekommt die Stadt mit dem Humboldt-Forum und dem Futurium zwei weitere spannende Anlaufpunkte für alle Berliner und ihre Besucher.

Die Museumslandschaft bleibt in Bewegung. Neben der James-Simon-Galerie
auf der Museumsinsel bekommt die Stadt mit dem Humboldt-Forum und dem Futurium zwei weitere spannende Anlaufpunkte für alle Berliner und ihre Besucher.

Text: Karen Grunow, Foto: Schnepp Renou, Simon Schnepp und Morgane Renou

„Ein absoluter Glücksfall für die Stadt“, schwärmt Christian Tänzler, Pressesprecher von visitBerlin, wenn er über die bevorstehenden Eröffnungen im Museumsbereich spricht. Aus Sicht des Tourismus- experten entsteht mit dem Humboldt-Forum im wiederaufgebauten Berliner Schloss und der James-Simon-Galerie als zentralem Zugang zu den Häusern auf der Museumsinsel eine neue kulturelle Mitte in der Hauptstadt. Darüber hinaus wird am 5. September das Futurium, das „Haus der Zukünfte“, unweit des Hauptbahnhofs eröffnet. Dessen Konzept passe für Berlin als Innovationsstandort ganz hervorragend, stellt Christian Tänzler begeistert fest.

Zum bereits 1999 beschlossenen Masterplan für die gesamte Museumsinsel gehört neben der denkmalgerechten Sanierung der einzelnen Museumsgebäude auch die James-Simon-Galerie. Als einen „wesentlichen Meilenstein des Masterplans Museumsinsel“ bezeichnen Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, und Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, die bevorstehende Eröffnung des markanten Neubaus. Künftig sollen die Besucher der Museumsinsel in der James-Simon-Galerie ankommen und zur Archäologischen Promenade und zu den einzelnen Museen geleitet werden, auch zum Pergamonmuseum. Wenn 2023 der Bau von dessen viertem Flügel beendet ist, wird der Rundgang Antike Architekturen auf der Haupt- ausstellungsebene möglich sein.

Die James-Simon-Galerie, benannt nach dem bedeutenden Mäzen der Berliner Museen aus der wilhelminischen Ära, wird am 12. Juli eingeweiht. Auf drei Ebenen können die Besucher Eintrittskarten erwerben und ihren Guide für geführte Rundgänge treffen, hier befinden sich die Servicefunktionen mit der zentralen Garderobe, einem großen Museumsshop sowie dem Café. Überdies gibt es Flächen für Sonderausstellungen. Ab 30. August wird dort die Schau „Nah am Leben. 200 Jahre Gipsformerei“ präsentiert.

Wer das Glück hatte und bereits einen Blick in die James-Simon- Galerie werfen durfte, konnte den für David Chipperfield typischen minimalistischen Stil, ergänzt durch hochwertige Materialien, ausmachen. Der britische Architekt und sein Team verwendeten im Innern edle Hölzer als Kontrast zum glatt geschalten Ortbeton und zu den Verbundmaterialien aus Marmor und Glas.

Ebenfalls an der Spree, am Alexanderufer, liegt der spektakuläre Neubau der Architekten Richter Musikowski, der als das derzeit nachhaltigste Gebäude des Bundes gilt: das Futurium. Es wolle „ein Ort des Entdeckens, des Diskutierens und des Ausprobierens“ sein, erklärt Kultur- und Wissenschaftsmanager Dr. Stefan Brandt, seit zwei Jahren Direktor der Einrichtung. Am 5. September wird das „Haus der Zukünfte“ eröffnet. „Wir sind davon überzeugt, dass es nicht die eine Zukunft gibt, die unabwendbar auf uns zukommt“, betont Brandt. „Zukunft geht uns alle an“, denn es sei Verpflichtung und Herausforderung zugleich für die Gesellschaft, ins Handeln zu kommen.

Das Futurium ist ein gemeinsames Projekt der Bundesregierung mit wissenschaftlichen Institutionen und Partnern aus der Wirtschaft. Wie wollen wir leben? Diese Frage liegt dem Konzept zugrunde, das von drei Pfeilern getragen wird. Zum einen ist eine Ausstellung zu verschiedenen Zukunftsentwürfen geplant. Zum anderen bietet das Lab mit vielfältigen Angeboten Möglichkeiten, Zukunftstechnologien auszuprobieren. Das Forum als drittes Standbein ist der Veranstaltungsbereich des Futuriums, der Impulse setzen und Wege für eine lebenswerte Zukunft diskutieren will. „Wir möchten Menschen zum Mitgestalten von Zukunft ermutigen“, so Brandt. Dabei setze man auf spielerische Ansätze und partizipative Formate. Schon am ersten Wochenende werden Workshops, Führungen und ein prominent besetztes Debattenprogramm abgehalten. „Die Besucher lernen das Grundangebot in verdichteter Form kennen“, kündigt Stefan Brandt für die Eröffnungstage an.

Dass sich die künftigen Aktivitäten nicht nur auf das mit einer matt-metallisch changierenden Hülle aus keramisch bedrucktem Gussglas versehene Gebäude beschränken, zeigte sich bereits im vergangenen Jahr, als die vom Landschaftsarchitekturbüro JUCA gestaltete Freifläche für ein Urban-Gardening-Projekt genutzt wurde. Ein Punktmuster überzieht die komplette Fläche und verleiht den beiden Vor- plätzen einen individuellen Charakter. Innerhalb des Musters sind spielerisch Sitzmöglichkeiten, Wege und Ruhezonen angeordnet. Wie wichtig Künstlerinnen und Künstler als Impulsgeber für die Gestaltung der Zukunft sind, darauf verweist die 15 Meter hohe kinetische Stahlskulptur „Drehmoment“ der Berliner Künstlergruppe realities:united, die vor dem Eingang steht.

Die Begegnung mit einem bedeutenden Künstler des Barocks hingegen ermöglicht das Humboldt-Forum, das ab 30. November zugänglich sein wird. Denn die von Andreas Schlüter, 1699 bis 1706 Schlossbaumeister, entworfene Fassade des Schlosses ist in den vergangenen Jahren wiederauferstanden. Wenn Hartmut Dorgerloh, seit einem Jahr Generalintendant des Humboldt-Forums, von der grundsätzlichen Vision spricht, greift er gern die Idee einer „Freistätte für Kunst und Wissenschaften“ auf. Das war das Credo König Friedrich Wilhelms IV., als er 1841 den Ausbau der Museumsinsel anordnete.

Für visitBerlin-Pressesprecher Christian Tänzler jedenfalls ist im Hinblick auf die drei neuen Orte eines klar: „Diese Trilogie ist eine ganz bedeutende Entwicklung.“ Denn „für 80 Prozent unserer Gäste ist die Kultur ein entscheidender Grund, Berlin zu besuchen“, ist der Tourismusmanager überzeugt.

Auch in den nächsten Jahren wird Berlin mit weiteren hochkarätigen Neuzugängen und Wiedereröffnungen aufwarten. Noch wird die Neue Nationalgalerie, entworfen vom großen Ludwig Mies van der Rohe, durch David Chipperfield Architects saniert, die Fertigstellung ist allerdings absehbar. In direkter Nachbarschaft entsteht am Kulturforum das Museum des 20. Jahrhunderts. Und für 2021 ist der neue Bauhaus-Museum-Erweiterungsbau avisiert. Schließlich wird mit der kompletten Wiedereröffnung des Pergamonmuseums rund zwei Jahrhunderte, nachdem mit Schinkels Altem Museum 1830 der erste Museumsbau in Preußen entstand, der Masterplan Museumsinsel vollendet sein.

Den vollständigen Text lesen Sie in unserem Magazin diskurs Nr. 30. Bestellen Sie ein kostenloses Exemplar bei Roland Lis, Berater Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, Tel.: (030) 897 98 – 403, E-Mail: roland.lis@weberbank.de 

 

 

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