Mobiles Bezahlen in Deutschland

Mobiles Bezahlen in Deutschland


Sie heißen Google Pay, Apple Pay oder PayPal und wollen die Art, wie wir im Alltagsleben bezahlen, radikal verändern. Welche Vor- und Nachteile Mobile Payment gegenüber etablierten Zahlmethoden bietet und wo vor allem US-Anbieter an ihre Grenzen stoßen.

Sie heißen Google Pay, Apple Pay oder PayPal und wollen die Art, wie wir im Alltagsleben bezahlen, radikal verändern. Welche Vor- und Nachteile Mobile Payment gegenüber etablierten Zahlmethoden bietet und wo vor allem US-Anbieter an ihre Grenzen stoßen.

Text: Patrick Lindner, Foto: Pexels

Im Supermarkt schnell sein Handy mit dem Kassenterminal verbinden, Zahlung freigeben und mit vollen Tüten rausmarschieren. Kein hastiges Nachzählen des Wechselgeldes und zumindest bei kleineren Einkäufen nicht einmal die Eingabe der PIN. Die kommode Welt des Mobile Payments ist im vergangenen Jahr mächtig gewachsen: Rund 820.000 Terminals wurden 2018 bundesweit für mobile Bezahlvarianten nachgerüstet. Dennoch hört die digitale Zukunft vielerorts beim Gang zum Bäcker wieder auf. Hier bleibt Kleingeld oft das bevorzugte Zahlungsmittel. Für die meisten Deutschen ist das aber kein Grund für sehnsüchtige Blicke gen China oder Skandinavien, wo Mobile Payment längst den Alltag dominiert. In einer Umfrage des digitalen Branchenverbandes Bitkom gaben 59 Prozent der Befragten sogar an, niemals per Handy zu zahlen.

Die Deutschen lieben ihr Bargeld

Die Gründe für die deutsche Zurückhaltung bei mobilen Bezahlverfahren sind vielschichtig. Zum einen lieben die Deutschen ihr Bargeld. Niemand sonst in der EU trägt im Durchschnitt mehr Bargeld mit sich herum. Zum anderen ist der deutsche Markt durchdrungen mit Giro- und Kreditkarten, die seit einigen Jahren ebenfalls kontaktloses Bezahlen ermöglichen. Ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal des Mobile Payment entfällt somit. Und auch das Argument, dass Karten ohne geladenen Akku funktionieren, kann man unter pragmatischen Gesichtspunkten gelten lassen.

Ein weiteres Hemmnis für die Verbreitung mobiler Bezahlverfahren sind Sicherheitsbedenken. Hier muss man differenzieren: Was die Sorge vor kriminellem Missbrauch anbelangt, kann schon heute Entwarnung gegeben werden. Zwar kann man die technische Manipulation von Smartphones nie ausschließen, jedoch ist die Höhe und Anzahl von kleinen Transaktionen (ohne PIN-Eingabe) bei allen Payment-Anbietern gedeckelt. Zudem wurde die Haftung bei „missbräuchlicher Nutzung eines Zahlungsinstruments“ 2018 gesetzlich auf höchstens 50 Euro reduziert. Wenn Datenschützer von Sicherheit sprechen, meinen sie hingegen die Weiterverarbeitung von Zahlungsdaten zu Marketingzwecken oder zur Durchleuchtung des Privatlebens, beispielsweise durch Versicherungen oder Behörden. Dieser Verdacht traf in Vergangenheit vor allem die US-Anbieter. Hier steht der Gesetzgeber klar in der Pflicht, juristische Grauzonen auszumerzen und den eingeschlagenen Weg der DSGVO weiter zu verfolgen.

Quittungen dank Mobile Payment immer zur Hand

Allerdings birgt die lückenlose Speicherung von Daten einen oft übersehenen Vorteil für den Nutzer. Insbesondere Quittungen mit kleineren und mittleren Beträgen werden frühzeitig entsorgt. Sie sind jedoch notwendig bei der Inanspruchnahme von Gewährleistungen. Ein Griff zum Handy und per Textsuche ist ein Posten schnell gefunden. Das funktioniert prinzipiell auch mit Kreditkartenabrechnungen oder Kontoauszügen, scheitert in der Praxis aber am Aufwand.

Der größte Knackpunkt bei der Entwicklung von Mobile Payment in Deutschland bleibt wohl das Überangebot an Insellösungen. Neben den großen Akteuren aus den USA bieten viele deutsche Finanzinstitute ihren Kunden eigene Produkte wie paydirekt. In Summe zerfasern sie den Markt. Dabei wäre flächendeckendes Vertrauen in eine Technologie wohl der wirksamste Hebel, um Mobile Payment in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen. So wie in Dänemark. Dort nutzen neun von zehn Smartphone-Besitzern die App Mobile-Pay für nahezu alle Käufe vom Brötchen bis zum TV-Gerät.

Für alle Fragen rund um Ihr Vermögen steht Ihnen Roland Lis, Berater Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, telefonisch und per E-Mail zur Verfügung: Tel.: (030) 897 98 – 403, E-Mail: roland.lis@weberbank.de

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