Nachgefragt: Wie sieht die Zukunft der Tourismusbranche aus?
Wie könnte die Zukunft der Tourismusbranche aussehen in der Zeit nach COVID-19? Was wird sich ändern? Wo liegen die Chancen? Vertreter der Berliner Tourismuswirtschaft geben Antworten.
Beitragsfoto: Jens Junge / Pixabay
Wie könnte die Zukunft der Tourismusbranche aussehen in der Zeit nach COVID-19? Was wird sich ändern? Wo liegen die Chancen? Vertreter der Berliner Tourismuswirtschaft geben Antworten.
Burkhard Kieker, Geschäftsführer von visitBerlin (Foto: Thomas Kierok)
„Die Corona-Krise hat den Berlin-Tourismus überrollt. Wir analysieren gerade, wie sich die Pandemie mittel- und langfristig auf das Reiseverhalten auswirkt. Dabei spielen auch Faktoren, wie zukünftig verfügbares Einkommen oder zukünftige Preise und auch die Dichte des zukünftigen Flugangebots eine große Rolle. Wie sich all das gestalten wird, ist im Moment völlig unklar. Alles hängt davon ab, wie schnell ein wirksamer Impfstoff gegen Corona gefunden wird. Anfang des Jahres bis zum Ausbruch der Krise hatten wir große Kongresse in der Stadt. Hoffnungen setzt die Branche auf Kongresse und Messen, die im letzten Drittel des Jahres stattfinden sollen. Wir hoffen, dass sich die Lage bis dahin beruhigt hat. Das visitBerlin-Convention Office verhandelt gerade über Veranstaltungen in den Jahren 2025 bis 2028, um sie für Berlin zu gewinnen. Hier gehen Arbeit und Nachfrage unbeeindruckt weiter. Ich gehe davon aus, dass das Tourismus- und Kongresswesen auch künftig Berlins wichtigster Wirtschaftsfaktor bleiben wird.“
Stefan Athmann, General Manager Schlosshotel Berlin by Patrick Hellmann (Foto: privat)
„Die Krise fordert und fördert mehr Flexibilität von uns, wir müssen breiter denken, uns neu aufstellen und verändern, Synergien nutzen. Homeoffice wird neu bewertet werden, Video- und Telefonkonferenzen ersetzen den persönlichen Austausch auch bei Business Reisenden. Ich gehe stark davon aus, dass sich das Reiseverhalten grundsätzlich ändern wird. Touristen aus anderen Ländern werden nicht mehr so viel reisen, der Markt wird in diesem Segment stark einbrechen. Dafür wird es mehr Reisen im eigenen Land geben, und darauf müssen wir reagieren, z.B. in dem wir Berlin nicht nur als Hauptstadtmetropole bewerben, sondern auch das Umland mit einbeziehen. Vielleicht ist sogar Urlaub in der eigenen Stadt eine Idee, um die Berliner direkt anzusprechen. Schon jetzt bieten Hotels ihre Zimmer auch als Working Spaces an, um Umsatz in diesen Zeiten zu generieren. Ich hoffe und wünsche mir, dass wir den Optimismus nicht verlieren und am Ende gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.“
Christian Andresen, Präsident DEHOGA Berlin (Foto: Marius Knieling)
„Die künftige Entwicklung des Tourismus kann heute leider noch niemand voraussagen. In den Herkunftsländern der ausländischen Berlinbesucher wütet das Virus ebenfalls, aus diesen Ländern wird es wahrscheinlich aufgrund gesundheitlicher Regeln und wirtschaftlicher Einschnitte für Jahre weniger Gäste geben. Ebenso steht in den Sternen, wann und wie große Veranstaltungen wie Messen, Kongresse, Konzerte, Sportevents und vieles mehr, was unsere Stadt so auszeichnet, wieder stattfinden dürfen. Wir alle können nur hoffen, dass die Maßnahmen zum abgestimmten Wiederaufleben des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens klug und mit Augenmaß geplant und umgesetzt werden. Unsere Branche muss auf jeden Fall mit länger anhaltenden und deutlich spürbaren schlechteren wirtschaftlich Rahmenbedingungen rechnen. Die Auslastung der touristischen Infrastruktur wird auf Sicht deutlich sinken und damit die Branche extrem belasten. Das ist sehr negativ für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Berlin in Hinsicht auf die Entwicklung der Arbeitsplätze und der realisierbaren Steuereinnahmen für die Stadt. Chancen liegen hier ausschließlich in einer abgestimmten wirtschaftlichen Förderung der Betriebe, damit diese nach der Krise, welche, wie beschrieben in unserer Branche sicher länger dauert, sofort wieder voll durchstarten können.“
Ekkehard Streletzki, Besitzer des Hotel & Congress Center Estrel und des Hotel Ellington Berlin
(Foto: Estrel Berlin /Marc-Steffen Unger)
„Natürlich ist Berlin von den Einbußen im touristischen Bereich extrem betroffen, wir bemerken das insbesondere an unserem Hotel Ellington.“ Das Estrel ist hingegen am stärksten von den Veranstaltungen betroffen, die nun allesamt weggebrochen sind. Allerdings sind wir davon überzeugt, dass Berlin nicht an Attraktivität verlieren wird und sich unser Unternehmen mittelfristig wieder von diesen Ausfällen erholen wird. Generell ist der Mensch ein soziales Wesen, daher erwarten wir nach Corona eine deutliche Wiederaufnahme der Reiseaktivitäten, sei es beruflich oder auch urlaubsorientiert.“
Für alle Fragen rund um Ihr Vermögen steht Ihnen Roland Lis, Berater Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, telefonisch und per E-Mail zur Verfügung: Tel.: (030) 897 98 – 403, E-Mail: roland.lis@weberbank.de
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