Nächte im Westen

Nächte im Westen


In den Siebzigern und Achtzigern, als Clubs noch Diskothek hießen, spielte die Musik vor allem in West-Berlin. Nach dem Mauerfall verlagerte sich das Clubleben in die östlichen Stadtteile, doch jetzt meldet sich die City West zurück.

In den Siebzigern und Achtzigern, als Clubs noch Diskothek hießen, spielte die Musik vor allem in West-Berlin. Nach dem Mauerfall verlagerte sich das Clubleben in die östlichen Stadtteile, doch jetzt meldet sich die City West zurück.

Text: Cay Dobberke, Foto: Jakob Nawka

Der Dschungel in der Nürnberger Straße galt als Wohnzimmer von David Bowie, etwas weiter lockte das Big Eden und im 90 Grad traf sich die Berliner Schickeria – Vorreiter der neuen Szene ist heute das 808 im Gebäudeensemble Bikini Berlin am Zoo. Ob und was sich in der Stadt etabliert, ist natürlich auch eine Frage der Fläche. Sie muss verfügbar sein und das gewisse Etwas haben. Genau das haben die neuen Clubbetreiber auf dem Radar, wie das Netzwerk Clubcommission Berlin bestätigt. „Der Schlüssel ist bezahlbarer Raum.“, kommentiert Sprecher Lutz Leichsenring das steigende Interesse.

Der Club 808 hat im November vergangenen Jahres eröffnet, nur ein paar Schritte vom Breitscheidplatz entfernt im 25hours Hotel an der Budapester Straße. „Es läuft super und besser als erwartet an“, freut sich Behnam Mashoufi, einer der vier Gründer. Jetzt gibt es oft zwei Warteschlangen vor dem umgebauten Bürogebäude. Die einen wollen ins Erdgeschoss ins 808, die andern nach oben in die 2014 eröffnete Monkey Bar. Dort schaut man von der zehnten Etage über die City West und auf den Affenfelsen im Zoo.

Ein echter Geheimtipp ist die Hildegard Bar von Bartender Thomas Pflanz in der Marburger Straße, sie öffnete im Oktober vergangenen Jahres. Auf der Karte stehen 25 selbst kreierte Drinks und eine der Namenspatroninnen ist Hildegard von Bingen, die Heil- und Pflanzenkundlerin aus dem zwölften Jahrhundert. Ihre Schriften haben bis heute Einfluss – auf die Cocktailkultur. Das mag die meisten Gäste nicht weiter kümmern, doch so viel steht fest: Anstatt in Nostalgie zu schwelgen, setzt die Szene in der City West auf neue Konzepte. Das hätte David Bowie, dem großen Meister des Sich-neu-Erfindens, bestimmt gefallen.

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