Kleine Kinos – die Rückkehr der Traummaschinen

Kleine Kinos – die Rückkehr der Traummaschinen


Die Achtziger und Neunziger des letzten Jahrhunderts waren wirklich keine guten Jahre für kleine und unabhängige Kinos in Berlin – doch 2017 wendete sich das Blatt

Text: Anke Bracht, Foto: Yorck Kinogruppe/AdrianSchulz

Die Achtziger und Neunziger des letzten Jahrhunderts waren wirklich keine guten Jahre für kleine und unabhängige Kinos in Berlin. Während in Einkaufszentren und bester City-Lage riesige Filmpaläste mit großen Sälen und High-Tech-Ausstattung eröffneten, mussten die kleineren Lichtspielhäuser um jeden Zuschauer kämpfen. Viele gaben auf, darunter der wunderbare „Gloria-Palast“ und das altehrwürdige „Broadway“. Rund um den Ku’damm bezogen Drogeriemärkte und Modefilialisten die verwaisten Räume, und so manche Immobilie musste einem Neubau weichen. Für Freunde des Arthouse-Kinos begann eine Zeit der Tristesse, doch 2017 wendete sich das Blatt – die Kleinen begannen ihr Comeback. So feierte im März des Jahres das Kiez-Kino „Klick“ am Stuttgarter Platz nach 13 Jahren Pause seine Neueröffnung kurz nachdem das „Wolf Kino“ im Februar in Neukölln an den Start gegangen war. Gäste der Weberbank konnten sich bereits vom Charme des Kinos überzeugen. Im Rahmen ihrer Kooperation mit der von Dario Suter gegründeten Filmproduktionsfirma DCM wählte die Weberbank das Kino im Juli als Veranstaltungsort für eine exklusive Sondervorstellung von „Magical Mystery“, der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Sven Regener.

Inzwischen haben die kleinen Kinos weiteren Zuwachs bekommen; jüngstes Mitglied der neuerwachten Kino-Szene ist das „delphi Lux“ am Bahnhof Zoo. Anfang September fanden die ersten Vorstellungen im neuen Arthouse-Kino statt, das von der Yorck-Kinogruppe betrieben wird – als eines von inzwischen zwölf Lichtspielhäusern in Berlin. Der Name des neuen Kinos verweist auf den ehemaligen „Delphi-Filmpalast“ in der Kantstraße, der auch von Yorck betrieben wurde und 2011 wegen der Sanierung des Gebäudekomplexes schließen musste. Das neue Lichtspielhaus liegt praktisch vis-á-vis des alten; in der leerstehenden „Eventpassage“ des Hotels Motel One. Neben einem ausgesuchten Filmprogramm ist auch für Bequemlichkeit gesorgt – die ursprünglich angedachte Anzahl der Sitze wurde um 100 reduziert, damit die Gäste mehr Beinfreiheit haben. Rund 600 Plätze verteilen sich nun auf sieben Säle, deren Wände und Mobiliar in knallbunten Farben leuchten. Eine Verneigung vor der Berliner Kino-Geschichte sind die Leuchten aus dem ehemaligen „Gloria-Palast“, der 1998 geschlossen wurde. Dieser Tage soll das historische Gebäude abgerissen werden – in den Leuchten, Sälen und der Lounge des „delphi Lux“ wird der Glanz des Gloria-Palastes ein Stück weit weiterleben.

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