Organe aus dem 3-D-Drucker – eine Alternative zu Organspenden?

Organe aus dem 3-D-Drucker – eine Alternative zu Organspenden?


Israelischen Forschern ist es jüngst gelungen ein Miniatur-Herz aus menschlichem Gewebe zu drucken. Ein Hoffnungsschimmer für alle Transplantationspatienten, die oft vergeblich auf ein Spenderorgan warten. Doch bis zum Organ auf Rezept ist es noch ein weiter Weg.

Israelischen Forschern ist es jüngst gelungen ein Miniatur-Herz aus menschlichem Gewebe zu drucken. Ein Hoffnungsschimmer für alle Transplantationspatienten, die oft vergeblich auf ein Spenderorgan warten. Doch bis zum Organ auf Rezept ist es noch ein weiter Weg.

Text: Patrick Lindner, Foto: Pixabay

Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) stehen in Deutschland etwa 9.500 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Demgegenüber standen vergangenes Jahr bundesweit 955 Spender. Auch wenn diese Zahl auf den ersten Blick ernüchternd wirkt, sendet sie ein positives Signal. Denn sie markiert einen Anstieg von 20 Prozent gegenüber 2017. Eine Ursache für diese Entwicklung liegt sicherlich in der öffentlichen Debatte um die Widerspruchslösung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, über die der Deutsche Bundestag voraussichtlich im Herbst 2019 abstimmen wird. Sie sieht vor, dass jeder Volljährige zum potenziellen Organspender wird, sofern er nicht ausdrücklich seinen Widerspruch einlegt. Befürworter des Gesetzentwurfs loben den Pragmatismus des Modells und die Fokussierung auf jene Patienten, denen so das Leben gerettet werden könnte. Kritiker äußerten neben juristischen vor allem ethische Bedenken, die von der drohenden Stigmatisierung von Verweigerern bis hin zur Degradierung schwerverletzter Patienten zu Ersatzteillagern reichen.

Israelischer Forschergruppe gelingen erste Erfolge

Menschliche Spenderorgane aus dem 3D-Drucker könnten einen Ausweg aus diesem ethischen Dilemma weisen. Einer Forschergruppe um Professor Tal Dvir von der Universität in Tel Aviv ist es gelungen ein etwa kirschgroßes Herz im Labor zu erzeugen. Damit ist den Wissenschaftlern ein großer Erfolg gelungen, der einen hoffnungsvollen Anfang markiert – von einer Umsetzung in der Realmedizin ist das Ergebnis allerdings noch weit entfernt. Das Gebilde, so die israelischen Forscher, sei vergleichbar mit dem Herzen eines Fötus und stamme zum größten Teil aus menschlichen Fettzellen. Diese wurden nach der Entnahme zu Stammzellen reprogrammiert, und anschließend zu Herzmuskelzellen sowie Endothelzellen (für Blutgefäße) gezüchtet. Was für Laien nach Science-Fiction klingt, ist mittlerweile ein erprobtes Verfahren in der medizinischen Forschung. Neu ist allerdings der folgende Schritt: Um aus den gezüchteten Zellen ein Organ zu drucken, benötigt man ein sogenanntes Hydrogel mit dem die gezüchteten Zellen vermischt werden – quasi als strukturgebender Klebstoff. In der Fachsprache spricht man von „Bio-Tinte“. Bislang mussten hierfür synthetische Stoffe verwendet werden; die israelischen Forscher erzeugten nun das Gel aus menschlichem Gewebe. Die Wahrscheinlichkeit einer Abstoßung durch das eigene Immunsystem sinkt somit beträchtlich, zumindest in der Theorie.

Studie liefert wichtige Erkenntnisse für die Realmedizin

Denn trotz seiner wissenschaftlichen Bedeutung bleibt das Miniatur-Herz aus Israel eine funktionslose Hülle. Seine Zellen können sich nicht synchron zusammenziehen. Um die komplexen Mechanismen von Organen wie Herzen oder Nieren nachahmen zu können, müssten weit mehr Zellen durch die Wissenschaftler verarbeitet werden können. Auch das Wachstum von Organen und deren Mikroarchitektur stellen zurzeit große Herausforderungen dar. Ehe es das Organ aus dem Drucker gibt, dürften also noch mehrere Jahrzehnte vergehen, was eine Erhöhung der Spendenbereitschaft umso wichtiger macht. Immerhin: Das israelische Forscherteam testete im Rahmen seiner Studie sogenannte „cardiac patches“ (zu Deutsch etwa: „Kardio-Flicken“), die abgestorbenes Gewebe nach einem Herzinfarkt revitalisieren sollen. Solche weniger komplexen Texturen könnten weitaus früher in der Realmedizin zum Einsatz kommen. Fazit: Der Weg vom Spenderorgan bis zur Alternative aus dem 3-D-Drucker bleibt ein Weg der kleinen Schritte.

Corina Golze, Leiterin Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, steht Ihnen für Ihre Fragen telefonisch und per E-Mail zur Verfügung: Tel.: (030) 897 98 – 914, E-Mail: corina.golze@weberbank.de

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