Pflege neu denken: Vier innovationsstarke Pflege Start-ups

Pflege neu denken: Vier innovationsstarke Pflege Start-ups


Das wichtige Thema Altenpflege gehört zu den boomenden Dienstleistungsbranchen in Deutschland. Das bestätigt auch das Gesundheitsministerium und rechnet bis 2025 mit 200.000 offenen Stellen für professionelle Pflegekräfte.

Das wichtige Thema Altenpflege gehört zu den boomenden Dienstleistungsbranchen in Deutschland. Das bestätigt auch das Gesundheitsministerium und rechnet bis 2025 mit 200.000 offenen Stellen für professionelle Pflegekräfte.

Text: BBE, Foto: Matthew-Bennett/Unsplash

„Meine Großmutter ist vor Jahren unverhofft plötzlich zum Pflegefall geworden. Neben der emotionalen Belastung war es wirklich eine Herausforderung, sich durch dieses Thema zu kämpfen und einen geeigneten Pflegeplatz zu bekommen. Respektvolle Behandlung, gute ärztliche und medizinische Versorgung, gut ausgebildete und genügend Pflegekräfte standen bei der Auswahl eines Platzes ganz oben auf unserer Wunsch- und Erwartungsliste. Demgegenüber stand das schlechte Image vieler Pflegeeinrichtungen. Daher begrüße ich, und im Übrigen auch viele unserer Ärzte, Innovation, neue Ideen und moderne Konzepte als wichtigen Ansatz, für die Pflege vorzusorgen“, fasst  Corina Golze, Direktorin und Leiterin Privatkunden bei der Weberbank, dieses emotionale Thema zusammen.

Corina Golze, Direktorin und Leiterin Privatkunden bei der Weberbank

Vier Start-Ups, darunter drei aus der Hauptstadt, wollen nun in diesem wachsendem Markt mitmischen, und dabei nicht nur Gewinne einfahren, sondern auch den Pflegestandard durch innovative Konzepte verbessern.

#1: Pflegetiger

Der ambulante Pflegedienst aus Berlin wurde im Sommer 2016 von Moritz Lienert, Constantin Rosset und Philipp Pünjer gegründet. Unter den Investoren ist „Rocket Internet“, ein weltweit agierender Inkubator für Startups aus dem Tech-Bereich. Die ungewöhnliche Kollaboration begründet Pünjer wie folgt: „Rocket hat dieselben Interessen wie wir: Wir wollen alle etwas aufbauen, das groß werden kann.“ Dabei schadet technologisches Knowhow sicher nicht. Eine Mitarbeiter-App aktualisiert Routen beispielsweise automatisch, vereinfacht die Dokumentation und ermöglicht Nachbestellungen von Pflegemitteln. Zudem setzt Pflegetiger auf das Prinzip der „Nachbarschaftspflege“ – Pflegekräfte sind nur in ihrem Wohnumfeld unterwegs. Dadurch entfallen lange Anfahrtswege und Verspätungen durch Verkehr. Was bleibt ist mehr Zeit für die Versorgung der Patienten.

#2 Careship

Die Geschwister Antonia und Nikolaus Albert aus Berlin gründeten Careship vor drei Jahren, als ihre Großmutter pflegebedürftig wurde und sich kein passender Betreuer finden ließ. Ihr Startup informiert Senioren und Angehörige einerseits über Pflegeansprüche und verdingt sich als Matchmaker zu selbständigen Betreuern und Pflegern. Pro Buchungsstunde behält das Unternehmen eine Provision in Höhe von 20 Prozent ein. Bei der letzten Finanzierungsrunde konnten die beiden Gründer Investitionsgelder in Höhe von sechs Millionen Euro einheimsen.

#3 Pflegix

Das Wittener Startup vermittelt rund 9.200 Pflegekräfte und Alltagshelfer an Hilfesuchende. Die Spannbreite der Leistungen reicht von Kurierfahrten und ambulanter Pflege bis hin zu Familienhilfe. Die Dichte an Helfern ist in NRW am höchsten, auch in Großstädten wie Hamburg, München und Berlin ist das Startup gut vernetzt. In seiner ersten Finanzierungsrunde im März dieses Jahres konnte sich Pflegix nicht nur eine sechsstellige Summe sichern, sondern auch die Unterstützung von Business Angel Thomas Wötzel, der selbst ein erfolgreiches Software-Unternehmen im Pflegesektor aufgebaut hat.

#4 Recare

Einen B2B-Ansatz verfolgt das Berliner Startup Recare (vormals Veyo Care). Es versucht die Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern und Nachversorgern durch einen automatisierten Vermittlungsdienst effizienter zu gestalten. So können Krankenhausmitarbeiter ein anonymes, versorgungsrelevantes Patientenprofil erstellen und es über die recare-Plattform an geeignete Pflegekräfte versenden lassen. Diese wiederum können ihre Kapazitäten zu- oder absagen. Die Klinik erhält eine Echtzeitübersicht zu verfügbaren Anbietern und kann gemeinsam mit dem Patienten den gewünschten Nachversorger auswählen.

 

 

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