Rindfleisch aus dem Biodrucker

Rindfleisch aus dem Biodrucker


Die internationale Start-up-Szene hat einen neuen Markt entdeckt – die Lebensmittelbranche. Schlachtfreies Fleisch soll Tiere und Umwelt schonen und helfen, die stark wachsende Weltbevölkerung zu ernähren.

Die internationale Start-up-Szene hat einen neuen Markt entdeckt – die Lebensmittelbranche. Schlachtfreies Fleisch soll Tiere und Umwelt schonen und helfen, die stark wachsende Weltbevölkerung zu ernähren.

Text: Anke Bracht, Foto: Greg Montani / Pixabay

Fünfzehntausend Liter Wasser. Damit lassen sich einhundert Badewannen füllen oder 750 Wassereimer à 20 Liter, die aneinandergereiht eine Kette von zweihundertfünfundzwanzig Metern Länge ergeben. Was sich so gigantisch anhört, ist nicht weniger als das, was für die Erzeugung von einem Kilogramm Rindfleisch verbraucht wird. Das ist immer mehr Verbrauchern hierzulande zu viel; der Rindfleischkonsum stagniert seit Jahren bei rund 10 Kilogramm pro Kopf und Jahr, wie eine Erhebung von Statista aus 2018 feststellt. Alternative Erzeugnisse aus Insektenproteinen oder pflanzlichen Substanzen haben inzwischen den Weg in die Supermarktregale und Fastfood-Restaurants gefunden und bieten dem Kunden Produkte, die geschmacklich und optisch möglichst nah dran sind am „Original“ – was zeigt, das der Appetit auf tierisches Fleisch keinesfalls geringer geworden ist. Allein das Verständnis für Nachhaltigkeit und Tierwohl haben sich gewandelt, nicht die Lust auf Fleisch.

Schmackhaftes Rindfleisch aus dem Biodrucker

Diese Tatsache ist in der Lebensmittelbranche angekommen und damit auch die Frage, wie sich tierisches Protein erzeugen lässt, das sowohl nachhaltig erzeugt als auch schmackhaft ist? Eine Antwort darauf hat das israelische Start-up Aleph Farms. Das Unternehmen hat einen 3-D-Drucker entwickelt, der aus lebendigen Zellen ein Stück Rindfleisch aufbauen kann. Werbewirksam getestet wurde das Verfahren auf der Internationalen Raumstation ISS am 8. Oktober dieses Jahres. Mitbeteiligt an dem Versuch waren die mit Aleph Farms kooperierenden Unternehmen 3D Bioprinting Solutions aus Russland und die beiden US-amerikanischen Firmen Meal Source Technologies und Finless Foods. Aleph Farms hatte bereits im September 2018 den Prototyp eines künstlich erzeugten Fleischstreifens vorgestellt, hatte jedoch angekündigt, an der Dicke des Streifens zu arbeiten. Mit der Produktion im All wolle man auf den geringen Ressourcenbedarf aufmerksam machen: Im Weltraum haben wir keine 10.000 oder 15.000 Liter Wasser zur Verfügung, um ein Kilogramm Rindfleisch zu produzieren“, ließ sich Didier Toubia, Chef und einer der Gründer von Aleph Farms, in einem Interview zitieren.

Nachhaltige Erzeugung und schnelle Verfügbarkeit

Um das schlachtfreie Fleisch herzustellen, werden einem lebenden Rind zunächst Zellen (Blut-, Muskel- und Fettzellen) entnommen und in ein Hydrogel eingebettet, eine wasserreiche Substanz, die mit Nährstoffen versetzt ist. Mit dieser sogenannten „Bio-Tinte“ entsteht im Drucker Schicht um Schicht Muskelgewebe – Fleisch. Der Prozess, so Aleph Farms, ahme die natürliche Regeneration des Gewebes nach, wie er auch im Körper des Rindes stattfinde. Neben dem Nachhaltigkeitsgedanken führt das Unternehmen noch ein anderes Argument für sein Produkt an – den Zeitfaktor. Während es auf natürliche Weise mindestens zwei Jahre dauert, bis das Steak auf dem Teller liegt, braucht der Bioprinter nur drei Wochen.

Ein Blick Richtung Medizinbranche, in der diese Technologie weit vorangeschritten ist, verweist auf das Potenzial, die Bioprinting in sich trägt – ethisch und wirtschaftlich. Wie in der Medizin stehen wir auch bei der Ernährung vor einem Paradigmenwechsel.

Für alle Fragen rund um Ihr Vermögen steht Ihnen Roland Lis, Berater Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, telefonisch und per E-Mail zur Verfügung: Tel.: (030) 897 98 – 403, E-Mail: roland.lis@weberbank.de

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