Simon Zühlke: Stahl ist erst der Anfang

Simon Zühlke: Stahl ist erst der Anfang


Simon Zühlke ist der Mitgründer von Vanilla Steel. Die im Juni 2020 gegründete Plattform bringt Verkäufer und Käufer von überschüssigem Stahl zusammen und ist bereits in mehr als 50 Ländern aktiv. Das Ziel: eine globale Plattform für Industriegüter.

Simon Zühlke ist der Mitgründer von Vanilla Steel. Die im Juni 2020 gegründete Plattform bringt Verkäufer und Käufer von überschüssigem Stahl zusammen und ist bereits in mehr als 50 Ländern aktiv. Das Ziel: eine globale Plattform für Industriegüter.

Text: Redaktion BBE, Foto: Vanilla Steel

Dass er sein eigenes Unternehmen gründen wolle, sei für ihn schon lange klar gewesen, sagt Simon Zühlke: „Ich wollte lieber etwas Neues aufbauen anstatt Bestehendes effizienter zu machen.“ Nach seinem Bachelor im Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Darmstadt und seinem Masterabschluss an der ESCP Business School in London und Paris hatte er in einer Strategieberatung in München genau das gelernt: Prozesse effizient gestalten. Im nächsten Stepp schloss sich der Mitgründer von Vanilla Steel für drei Jahre dem Start-up JobTeaser an und baute für das bei München ansässige Unternehmen den DACH-Markt auf. „Während der Zeit habe ich gesehen, wie wenig Einfluss man im Sales-Bereich auf das Produkt selbst hat, es wurde wirklich Zeit, etwas eigenes zu gründen, wo ich meine Vorstellungen umsetzen konnte.“

Weder Zühlke noch seine Mitgründer Matthias Affeldt, Alexis Ducros und Clifford Ondara hätten sich wohl träumen lassen, dass eine Stellenanzeige sie zusammenbringen würde. „Ein ehemaliger Kollege war darauf aufmerksam geworden“, sagt Simon Zühlke, „ein großer deutscher Stahlkonzern inserierte ‚Gründer gesucht’.“ Als „Founder in Residence“ erhielten die vier Jungunternehmer Einblick in die Stahlbranche – und die Herausforderungen. „Die Stahlbranche ist äußerst konservativ, wenn möglich läuft alles über den persönlichen Besuch, über Telefon und Fax“, sagt der Mitgründer von Vanilla Steel, „gleichzeitig ist allen Playern bewusst, dass sie sich der Digitalisierung öffnen müssen. Die Coronakrise war in dieser Hinsicht ein unglaublicher Katalysator für die Stahlindustrie.“

Mit seinen Co-Gründern sei es ein „tolles Match“ gewesen: „Wir kannten uns vorher nicht, aber haben alle Erfahrung darin, Startups mit Marktplatzmodellen aufzubauen. Dies zwar in anderen Industriezweigen, allerdings sind die Fragestellungen, die sich bei Plattform-Konzepten ergeben meist branchenübergreifend.“ Während der Gründungsphase sei ihnen schnell klar geworden, dass die Plattform unabhängig sein muss, nur so ließen sich Anbieter wie Käufer überzeugen. „Preisdaten sind nun mal sehr sensibel“, lautet die Begründung. „Wir sind mit zwei Missions an den Markt gegangen“, sagt Simon Zühlke, „zum einen haben wir im Stahlsektor einen enormen Nachholbedarf an Digitalisierung. Während in Asien bereits 40 Prozent des Stahls online gehandelt werden, befinden wir uns in Europa im niedrigen einstelligen Bereich.“ Den europäischen Stahlmarkt zu stärken und kompetitiv zu machen, sei das Ziel. „Außerdem geht es uns um die Dekarbonisierung. Überschüssiger Stahl hatte bislang kaum Chancen, weiter verwendet zu werden. Statt eines Lebenszyklus winkte die Verschrottung. Das bedeutet jedoch, dass der CO2-Fußabdruck steigt“, sagt Simon Zühlke, „mit Vanilla Steel engagieren wir uns also auch für die Nachhaltigkeit.“

Dass die Branche empfänglich für die Argumente ist, zeigt sich im Erfolg des Unternehmens: Mehr als 1.000 Kunden aus rund 50 Ländern zählt Vanilla Steel, Tendenz steigend. Kauf und Verkauf werden über Auktionen gesteuert, die allen Teilnehmern auf der Plattform zugänglich sind. „Der Kunde hat bei uns zwei Möglichkeiten“, erklärt Simon Zühlke, „entweder er wählt die ‚Englische Auktion’, dann muss er – wie bei Ebay – den Bieter mit dem höchsten Kaufpreis akzeptieren. Beim Modell ‚blinde Auktion’ kann er selbst entscheiden, wer den Zuschlag erhält. Das kann wichtig sein, wenn unter den Bietern ein Bestandskunde ist und der Verkäufer seine Loyalität zeigen möchte.“ Auch Logistiker und Versicherer sind auf Vanilla Steel präsent: „Wir wollen unseren Kunden ‚one-stop-shopping’ ermöglichen, wie man es privat ja auch von Anbietern wie Amazon gewohnt ist.“

Im nächsten Schritt will man sich an die Märkte von Schwellenländern herantasten: „Stahl mit gutem EU-Standard ist dort sehr begehrt.“ Und dann ist da ja noch die Plattform selbst. „Sie lässt sich beliebig erweitern“, sagt Simon Zühlke, „zum Beispiel könnte wir dort auch mit anderen Metallen, mit Papier oder gebrauchten Maschinen handeln.“ Stahl ist also nur der Anfang.

Für alle Fragen rund um Ihr Vermögen steht Ihnen Roland Lis, Berater Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, telefonisch und per E-Mail zur Verfügung: Tel.: (030) 897 98 – 403, E-Mail: roland.lis@weberbank.de

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