Sprechstunde bei Doktor KI

Sprechstunde bei Doktor KI


Künstliche Intelligenz (kurz: KI) hat das Potenzial, die Medizinbranche zu revolutionieren. Die Technik verheißt Gründern Milliardenmärkte, Krankenkassen weniger Kosten – und den Patienten ein gesünderes Leben. Ein wohliger Dreiklang, der auch StartUps in Berlin antreibt.

Künstliche Intelligenz (kurz: KI) hat das Potenzial, die Medizinbranche zu revolutionieren. Die Technik verheißt Gründern Milliardenmärkte, Krankenkassen weniger Kosten – und den Patienten ein gesünderes Leben. Ein wohliger Dreiklang, der auch StartUps in Berlin antreibt.

Text: Patrick Lindner, Foto: Unsplash

Das Versprechen der KI-Medizin klingt ganz einfach: Je klüger die Computer werden, desto gesünder werden die Menschen. Schon heute unterstützen Bilderkennungsprogramme in Krankenhäusern Mediziner bei der Diagnose von Knochenbrüchen oder Krebs. Tragbare Sensoren sammeln Vitalwerte und können aufwändige Labortests ersetzen. Algorithmen bewerten nicht nur Symptome, sondern beziehen individuelle Faktoren wie Alter, Vorerkrankungen oder Lebensweise mit ein. Sie unterbreiten datenbasierte Therapievorschläge in Sekunden – schneller als mancher Arzt sein Stethoskop zücken kann.

Trotz oder gerade wegen ihrer Effizienz graut es vielen Patienten davor, eines Tages alleingelassen zu werden mit Doktor KI. Laut einer repräsentativen Umfrage der Management- und Technologieberatung BearingPoint lehnen 63 Prozent der Deutschen die alleinige Diagnose durch Computer ab. Der Wert verkehrt sich ins Gegenteil, sobald ein menschlicher Mediziner involviert ist. Ein möglicher Grund: Medizin ist zu einem bestimmten Teil auch Kopfsache. Wenn der Patient kein Vertrauen schöpft, kann das den Therapieerfolg gefährden.

Daher wird die persönliche ärztliche Betreuung wohl noch lange ein wichtiger Baustein bei der Behandlung von Krankheiten bleiben. Das enorme Potenzial von KI bei der Diagnostik schmälert dieser Umstand jedoch keineswegs: Dr. Dietmar Frey ist Gehirnchirurg und forscht an der Charité an einer selbstlernenden Software, die eine individuelle Therapie von Schlaganfallpatienten ermöglichen soll. Sie fügt Fotos vom CT oder MRT zusammen und errechnet ein 3D-Modell des Gehirns. Unter Hinzunahme individueller Patientenwerte ermittelt die künstliche Intelligenz, wo alarmierend wenig Blut fließt und unterbreitet dem Arzt konkrete Empfehlungen. Die reichen vom strikten Alkoholverbot, über Arzneimittelverschreibungen bis hin zu operativen Maßnahmen. Der klinikweite Testlauf soll noch dieses Jahr beginnen. Bei praktischem Erfolg soll die Technologie in ein eigenes Unternehmen ausgegliedert werden.

Herz und Niere überwachen

Diesen Schritt haben die Gründer von BOCAhealth bereits hinter sich gebracht. Das portable Gerät misst Schwankungen im Wasserhaushalt des Körpers, um daraus Hinweise auf Nieren- oder Herzfunktion abzuleiten. So erleichtert BOCAhealth die Anpassung laufender Therapien, beispielsweise nach einem Nierenversagen, oder kann zur Frühdiagnostik bei Risikogruppen verwendet werden. Zudem könnten die smarten Messgeräte die Dauer stationärer Aufenthalte für Betroffene reduzieren. Das freut Patienten und Krankenkassen gleichermaßen.

Einen noch umfassenderen Ansatz verfolgt das Berliner StartUp Ada Health. Per App kann jeder seinen Gesundheitszustand rund um die Uhr managen: Nutzer schildern der App einfach ihre Symptome. Der selbstlernende Algorithmus gleicht diese dann mit persönlichen Daten, vorherigen Befunden und einer internen medizinischen Datenbank ab. Prompt liefert die KI hinter Ada einen Diagnosevorschlag, der bei Bedarf an einen Arzt weitergeleitet werden kann. Der große Unterschied zum eigenhändigen Symptome-Googeln: Nicht die fürchterlichste Diagnose gewinnt, sondern die statistisch wahrscheinlichste. Vom Erfolgspotenzial der App ist auch Len Blavatnik überzeugt. Der Besitzer von Warner Music und weitere Business Angel investierten 2017 insgesamt 40 Millionen Euro in das Health-StartUp.

Sie wollen mehr über E-Health erfahren? Lesen Sie auch unsere Beiträge zu den Möglichkeiten von Telemedizin oder zu weiteren Gesundheits-Apps aus Deutschland.

Corina Golze, Leiterin Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, steht Ihnen für Ihre Fragen telefonisch und per E-Mail zur Verfügung: Tel.: (030) 897 98 – 914, E-Mail: corina.golze@weberbank.de

 

Diesen Artikel empfehlen