Stefan Klingsöhr: Quo vadis, Berliner Immobilienmarkt?

Stefan Klingsöhr: Quo vadis, Berliner Immobilienmarkt?


Immobilien sind seine Leidenschaft: Seit mehr als 25 Jahren engagiert sich Stefan Klingsöhr als geschäftsführender Gesellschafter der Klingsöhr Unternehmensgruppe. Die Entwicklungen des Berliner Immobilienmarktes hat er dabei ebenso im Blick wie sein neues Projekt in Neukölln. Ein Interview.

Immobilien sind seine Leidenschaft: Seit mehr als 25 Jahren engagiert sich Stefan Klingsöhr als geschäftsführender Gesellschafter der Klingsöhr Unternehmensgruppe. Die Entwicklungen des Berliner Immobilienmarktes hat er dabei ebenso im Blick wie sein neues Projekt in Neukölln. Ein Interview.

Interview: Redaktion BBE, Foto: KLINGSÖHR

Herr Klingsöhr, was geht gerade ab am Berliner Immobilienmarkt?

Wir erleben gerade das Gegenteil von dem, was die letzten Jahre geprägt hat. Seit der Finanzkrise 2008 haben wir einen Boom verzeichnet, alles lief praktisch von allein. Um es mal provokant zu formulieren: Man konnte sich so ziemlich alles erlauben. Das hat natürlich auch – ich nenne die jetzt mal so – Glücksritter auf den Plan gerufen. Die sind weg. Im Markt findet eine Bereinigung statt.

Welches sind die aktuellen Herausforderungen, denen sich Ihre Branche stellen muss?

Für viele Immobilienentwickler und Co-Investoren wird es immer schwieriger, Projektfinanzierungen abzuschließen, die Banken werden vorsichtiger. Für uns trifft das zum Glück nicht zu, die Banken stehen zu uns und die Projekte laufen.

Gleichzeitig erleben wir in Berlin eine Bauverhinderungspolitik. Milieuschutzgebiete, Umwandlungsverbot, Mietendeckel – ein Beispiel: Meine 80-jährige Mieterin kann nicht mehr ausziehen, weil ihre regulierte Miete aus den 70er Jahren niedriger ist als die Miete für eine kleine Wohnung wäre. Also lebt sie weiter in einer viel zu großen Wohnung. Und wie ihr geht es vielen. Doch damit werden Flächen und Energie verschwendet, was zu Lasten der Gemeinschaft und der Umwelt geht. Hier muss dringend eine Lösung gefunden werden.

Oder nehmen wir den Mietenspiegel. Abgeschafft! Wir müssen uns nicht wundern, wenn dadurch sozialer Unfriede entsteht und Wohnungsbesitzer immer als die „bösen reichen Eigentümer“ dargestellt werden, die der Gesellschaft schaden. Mein Vorschlag wäre Kauf statt Miete zu 0 % Zinsen, also Tilgung statt Miete. Das würde auch die Rentenkassen entlasten.

Wie gehen Sie persönlich mit der aktuellen Situation um?

Man muss die Dinge selbst in die Hand nehmen. Das habe ich schon immer getan und ich fahre ja seit mehr als 25 Jahren sehr erfolgreich damit. Gerade sind wir mit 250 Millionen Euro in zwei Projekten in Neukölln engagiert. Für mich ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wo Politik und Wirtschaft an einem Strang ziehen und mit welchem super Ergebnis!

Neukölln galt ja lange als die „Schmuddelecke“ der Stadt, wurde meiner Ansicht nach aber immer stark unterschätzt. Der Bezirk liegt innerhalb des S-Bann-Rings, bis zum BER-Flughafen braucht man mit dem Auto eine Viertelstunde. Die Infrastruktur ist preiswert, die Lebensqualität groß. Im Industriegebiet am Südring sind Weltmarktführer angesiedelt; mehr als 460 Betriebe mit über 12.000 Mitarbeitern. Immer mehr Unternehmen, insbesondere Start-ups, siedeln sich hier an. Neukölln ist ein Zukunftsstandort, so viel ist sicher.

In welcher Form engagieren Sie sich dort genau?

Zum einen sind wir südlich des geplanten „Estrel Towers“ am Neuköllner Schifffahrtskanal aktiv und planen dort das Projekt „Hohe Neun“, ein Bürohochhaus. Des Weiteren ist direkt gegenüber, auf der anderen Seite des Kanals, das Ensemble „The Shed“ geplant. Es liegt auf dem Areal der ehemaligen Nudelfabrik „Griessmühle“ und besteht aus drei Büro- und Gewerbeimmobilien sowie aus der alten Fabrikhalle, die wir zu einem Veranstaltungsgebäude mit Gastronomie umbauen. Insgesamt sprechen wir hier über 35.000 m2 Fläche.

Welche Branchen wollen Sie damit ansprechen?

Dienstleistung, Forschung und Entwicklung. Unternehmen, die ihren Mitarbeitern nicht nur ein Top-Arbeitsumfeld, sondern auch eine hohe Lebensqualität rundum bieten wollen. Und genau das macht Neukölln möglich, weil hier Politik, Wirtschaft und Forschung und Lehre den Bezirk gemeinsam vorantreiben. Ich kann nur sagen: Das macht Spaß!

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