Die Start-up Szene hat den Weltraum für ihre Geschäftsmodelle entdeckt. Das Unternehmen LiveEO, das mittels Satellitendaten und KI Gefahrenquellen am und im Boden ermittelt, zählt zu den Pionieren der Bewegung. Ein Interview mit Co-Gründer Sven Przywarra.

Interview: Redaktion BBE, Foto: LiveEO

Herr Przywarra, wir haben im Juli 2019 an dieser Stelle über LiveEO berichtet. Was hat sich in der Zwischenzeit getan?

Wir haben neue Kunden gewonnen und sind auf Expansionskurs, auch international. Vor wenigen Wochen konnten wir eine weitere Finanzierungsrunde über 5,25 Millionen Euro abschließen. Mit dem frischen Kapital wollen wir die Expansion in Europa vorantreiben und den US-amerikanischen Markt aufrollen. Auch personell sind wir gewachsen, unser Team besteht inzwischen aus rund 50 Mitarbeitern.

Sie haben LiveEO gemeinsam mit Daniel Seidel 2016 als Ausgründung der Technischen Universität Berlin an den Start gebracht und zählen zu den Ersten, die ihr Geschäftsmodell auf raumfahrtgestützten Lösungen aufbauten. Inzwischen befassen sich viele Start-ups bundesweit mit kommerzieller Weltraumtechnik, Stichwort New Space. Wo sehen Sie da Ihren Platz?

Wir sind stolz darauf, Teil von New Space zu sein. Gerade hier in Berlin tut sich da in dieser Hinsicht sehr viel. Wir streben auch Kooperationen zu anderen New Space Unternehmen an, für konkrete Aussagen ist es jedoch noch zu früh. Aber so viel ist klar: Der Weltraum ist der Erde näher als je zuvor!

Ihr Kerngeschäft basiert derzeit auf satelliten- und KI-gestütztem Monitoring von Infrastruktur. Was ist mit neuen Produkten?

Derzeit arbeiten wir noch nicht daran, aber unser Ziel ist es, in den nächsten zwei Jahren unser Portfolio mit neuen Produkten zu erweitern. Derzeit stehen die Exploration und der Vertrieb unserer bestehenden Produkte im Vordergrund.

Noch einmal kurz zurück zu Ihren Expansionsplänen. Werden Sie das USA-Geschäft von Berlin aus aufbauen?

Berlin ist unsere Basis, da laufen alle Fäden zusammen. Aber wir sind dabei, ein Team vor Ort aufzustellen. Einige Kollegen dort sind bereits an Bord.

Wo werden Sie LiveEO ansiedeln?

Wahrscheinlich im Mittleren Westen, dort haben wir heute schon Kunden. Aber wie sich das Ganze standortmäßig und personell entwickelt, ist auch davon abhängig, wie es mit Corona weitergeht.

Apropos Corona. Wie gehen Sie als Arbeitgeber mit der Situation um?

Wir haben sofort alle Kollegen nach Hause geschickt. Logistisch war das zum Glück kein Problem, weil wir alle komplett digital unterwegs sind. Inzwischen arbeiten immer noch viele Kollegen im Homeoffice oder remote. Ich persönlich bin gerne im Büro, weil ich hier besser arbeiten kann.

Stichwort Digital Leadership. Für Sie ein Thema?

Gerade dann, wenn physische Präsenz selten ist, ist es wichtig, die Unternehmenskultur zu pflegen. Dazu gehören für mich auch Rituale wie Online-Events oder eine gemeinsame Video-Kaffeepause. Gerade für neue Mitarbeiter ist das wichtig, damit sie sich im Team wohlfühlen.

Wie lautet Ihre Prognose für den Arbeitsalltag bei LiveEO nach der Pandemie?

Die letzten Monate haben gezeigt, dass das Arbeiten von zu hause aus sehr gut funktionieren. Und bei den vielen Calls, die wir jeden Tag haben, bekommen wir immer noch sehr viel davon mit, wie es den Kollegen geht. Davon, dass wieder alle Mitarbeiter jeden Tag ins Büro kommen, gehe ich daher nicht aus. Aber wir haben es bei LiveEO mit sehr komplexen Themen zu tun und deshalb bin ich der Meinung, dass man sich ab und an sehen sollte. Es wird ein hybrides Modell, und wir haben noch viel vor.

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