Bau-Startups für die Städte von morgen

Bau-Startups für die Städte von morgen


Die Gründerszene hat einen neuen Wirtschaftszweig für sich entdeckt – die Baubranche. Mit innovativen Lösungen für die Flächengewinnung und neuen Wohnmodellen bringen die Startups das Leben in der Stadt auf das nächste Level. Auch in Berlin.

Die Gründerszene hat einen neuen Wirtschaftszweig für sich entdeckt – die Baubranche. Mit innovativen Lösungen für die Flächengewinnung und neuen Wohnmodellen bringen die Startups das Leben in der Stadt auf das nächste Level. Auch in Berlin.

Text: Anke Bracht, Foto: www.cabinspacey.com

Erst Fin-Tech, dann Medi-Tech, nun Bau-Tech: Die Bauwirtschaft scheint die neue Lieblingsbranche deutscher Startups zu sein. Sogar eine eigene Messe hat sie schon: Im Mai fand erstmals die „Tech in Construction“ statt – in Berlin. Die Ideen der Gründer decken das gesamte Spektrum ab, von autonomen Baggern über Wohnlösungen auf kleinstem Raum bis zu smarten Helferlein, die den Bauherrn von der Planung bis zum Einzug unterstützen oder das neue Heim digital auf Vordermann bringen.

Tiny Houses von Cabin Spacey

„Raum ist in der kleinsten Hütte“, hat schon Friedrich Schiller gesagt. Das Berliner Startup Cabin Spacey nimmt das wörtlich und baut Smart Minimal Houses mit 25 Quadratmetern Wohnfläche und viel High Tech, vom schlüsselfreien Zugang über intelligente Licht- und Heizsysteme bis zum Smart Mirror mit Gesichts- und Gestenerkennung als Steuerzentrale. Mit den mobilen Holzhäuschen sollen ungenutzte Flachdächer auf Hoch- und Parkhäusern in zusätzlichen Wohnraum verwandelt werden, so lautet das Konzept der Gründer Simon Becker und Andreas Rauch. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung schätzt, dass es in Berlin etwa 50.000 Dächer gibt, die für ein Minimal House geeignet wären.

Wer die konventionelle Art des Bauens bevorzugt, erhält ebenfalls Unterstützung: Die App Baustarter will Bauwilligen den Stress nehmen und leistet „digitale Baubegleitung bis zum Einzug“. Für Nutzer ist Baustarter kostenlos; das Startup finanziert sich über Architekturbüros und Bauunternehmen, mit denen es zusammenarbeitet. Hinter dem digitalen Baumanager steht CoPlannery, ein mehrfach ausgezeichnetes Spin-off der Technischen Universität Berlin rund um die Gründer Viviane Hülsmeier, Nadir Benkhellouf und Jacob Pupke. Doch wo ist überhaupt noch Platz im urbanen Dschungel?

Brachen sinnvoll nutzen

Eine Antwort darauf hat Rick Mädel, CEO von brownfield24. Die von ihm gegründete Plattform ist darauf spezialisiert, industriell vorgenutzte Areale, unter Denkmalschutz stehende Gebäude oder bodenkontaminierte Flächen zu revitalisieren und einer weiteren Nutzung zuzuführen – als Wohn-, Büro- oder Logistikfläche und immer unter Einbeziehung des Partnernetzwerks. „Unser Ziel ist es, brach liegende, urbane Flächen wieder in den Kreislauf zu integrieren“, sagt Mädel. Der strategische Umgang mit diesen sogenannten „brownfields“ sei in den USA, in Großbritannien und den Niederlanden bereits viel weiter entwickelt als in Deutschland: „Wir können viel darüber lernen, aus brownfields wieder greenfields zu machen.“

Wie das konkret aussehen kann, zeigt das Konsum-Areal in Berlin-Lichtenberg. Dort unterhielt die Konsum-Genossenschaft Berlin zu DDR-Zeiten auf rund 30.000 Quadratmetern eine Großbäckerei sowie eine Fleischerei. Auf die Insolvenz 2003 folgte die Stilllegung aller Fabriken; eine industrielle Nachnutzung scheiterte ebenso wie mehrere Versuche einer Projektentwicklung. Ein durch brownfield24 initiiertes Netzwerk aus Architekten, Sanierern, Projektentwicklern und Investoren hat bereits vor einiger Zeit an der Umgestaltung zum urbanen Quartier mit einem Nutzungsmix aus Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Kultur begonnen. „Berlin hat Platz genug“, sagt Rick Mädel. Übrigens auch für brownfield24: Das im westfälischen Gütersloh beheimatete Startup ist ab kommenden Frühjahr mit einer Niederlassung an der Spree vertreten.

Martin Klatt,Weberbank

Martin Klatt, Immobilienexperte, Weberbank Actiengesellschaft, steht Ihnen für Ihre Fragen telefonisch und per E-Mail zur Verfügung: Tel.: (030) 897 98 – 450 E-Mail: martin.klatt@weberbank.de

 

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