Thematisch investieren – wie geht das?

Thematisch investieren – wie geht das?


Nachgefragt: Im Interview spricht Daniel Schär, Leiter des Portfoliomanagements der Weberbank, über thematisches Investieren als Anlageform.

Nachgefragt: Im Interview spricht Daniel Schär, Leiter des Portfoliomanagements der Weberbank, über thematisches Investieren als Anlageform.

Interview: Weberbank, Foto: Crevis / Shutterstock

Herr Schär, thematisches Investieren wird bei Anlegern immer beliebter. Was verbirgt sich hinter dieser Form der Anlage?

Mit thematischen Investitionen kann man an langfristig wirkenden makroökonomischen und strukturellen Trends, sogenannten Megatrends, partizipieren. Sie entwickeln sich in der Regel unabhängig vom Konjunkturzyklus. Ein gutes Beispiel dafür ist die Digitalisierung, die viele Bereiche unserer Gesellschaft disruptiv verändert. Bezahlt wird zunehmend bargeldlos, Medien werden online konsumiert, und Daten speichert man vermehrt in der Cloud. Durch gezielte Investitionen in Unternehmen, die von diesen Entwicklungen profitieren, kann man daran teilhaben. Anleger nutzen dafür vor allem Themenfonds. Allein im Jahr 2020 ist das Volumen, das weltweit in Themenfonds investiert ist, um 75 Prozent gestiegen. Im vergangenen Jahr setzte sich dieser Trend fort. Spannend sind dabei auch die regionalen Präferenzen. Während europäische Investoren Bereiche wie saubere Energien oder Ökologie stark nachfragten, standen in Asien und Nordamerika Themen wie künstliche Intelligenz, Robotik und Fintech im Fokus.

Was sollte bei der thematischen Investition beachtet werden?

Wichtig ist vor allem die Identifikation der richtigen Themensegmente. Bildet das Thema eine Marktnische ab, wie beispielsweise im Fall von E-Sports, Cannabis, Weltraumindustrie oder Luxusgütern, so besteht das Anlageuniversum oft aus einer überschaubaren Anzahl von Unternehmen. Das bringt eine hohe Abhängigkeit von der Entwicklung einzelner Aktien mit sich. Zudem sind diese kleinen Marktsegmente häufig einer starken Zyklik unterworfen und weisen dadurch erhöhte Kursschwankungen auf. Ein Modethema von heute kann morgen schon ein alter Hut sein. Wir empfehlen, sich auf langfristige Themen zu konzentrieren, die echte Megatrends abbilden und über viele Jahre Bestand haben. Dann rücken auch das Timing der Investition und die taktische Themenauswahl in den Hintergrund.

Welche Trends sind das Ihrer Meinung nach?

Neben dem eingangs erwähnten Thema der Digitalisierung haben wir vor allem die folgenden Bereiche identifiziert: Umwelt und Nachhaltigkeit – eine der größten Herausforderungen dieses Jahrhunderts ist die Umstellung auf eine klimafreundliche Wirtschaft und Gesellschaft. Aufstrebendes Asien – der Kontinent entwickelt sich zur wichtigsten Wirtschaftsregion und China zur neuen Supermacht neben den Amerikanern. Demografie und Urbanisierung – die Weltbevölkerung wächst, wird in den Industrieländern jedoch immer älter. Das bringt Herausforderungen in Gesundheitsfragen und neue Infrastrukturanforderungen mit sich.

Worauf sollten Anleger bei der Auswahl der richtigen Vehikel und der dann folgenden Portfoliozusammenstellung achten?

Bei der Investition in Megatrends sollte man aktiv gemanagte Produkte passiven vorziehen. Starre Indexregeln einer passiven Anlage widersprechen im Regelfall der Suche nach den erfolgversprechendsten Unternehmen eines Anlagethemas. Aktive Manager hingegen können sehr gezielt die Firmen wählen, die einerseits bereits erfolgreich sind und andererseits spannende Wachstumspotenziale haben. Nach der Auswahl der Produkte ist es im Portfoliokontext wichtig, eine möglichst gute Streuung abzubilden. Dies gilt es sowohl regional als auch auf Branchenebene zu beachten. Schließlich soll am Ende nicht ein Portfolio entstehen, das beispielsweise nur aus Technologieunternehmen besteht, die zwar langfristig aussichtsreich sind, aber auch eine hohe Schwankung mit sich bringen.

 


Daniel Schär, Leiter Portfoliomanagement Weberbank Actiengesellschaft

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