Vier Erfolgsgeschichten aus der Gründerstadt Berlin

Vier Erfolgsgeschichten aus der Gründerstadt Berlin


Welche Start-ups sorgen derzeit für Gesprächsstoff?

Welche Start-ups sorgen derzeit für Gesprächsstoff?

Text: Anke Bracht, Foto: Alexander Ziegler

AppsFlyer: Messlatte fürs Marketing

Friedrichstraße 68. Hier, in unmittelbarer Nähe zum Gendarmenmarkt, hat AppsFlyer im Februar 2016 Quartier bezogen. Das Berliner Büro ist der zehnte Ableger des 2011 gegründeten Unternehmens, nach London der zweite Standort in Europa. AppsFlyer bietet Lösungen für die verschiedensten Branchen, darunter Spielehersteller, Handel- und Touristikunternehmen, Beratungsagenturen.

Geleitet wird die Regionalniederlassung von Ben Jeger, ehemals Senior Director of Client Services bei Fyber, einem führenden Technologieanbieter aus Berlin für mobile Werbung. „Der mobile Werbemarkt hat sich in den vergangenen Jahren in Deutschland deutlich professionalisiert“, so Jeger. Gerade einmal sechs Jahre zuvor ist Apps-Flyer im israelischen Herzliya an den Start gegangen. Im Start-up von Mitgründer und CEO Oren Kaniel werden Tools entwickelt, die die Wirksamkeit mobilen Marketings messen: Analyse statt Gießkannenprinzip. Es folgten Standorte unter anderem in Bangkok, Tokio und New York; heute arbeiten 240 Mitarbeiter in zwölf Büros weltweit.

AppsFlyer ist Marktführer, die Software ist auf mehr als 2,5 Milliarden Smartphones installiert, das sind 98 Prozent aller Geräte. Apps- Flyer misst die Effizienz von sechs Milliarden Dollar Werbeetat bei über 10000 Werbetreibenden, darunter Macy’s, Samsung, Alibaba und L’Oréal. Jeden Monat werden rund 800 Millionen Installationen und mehr als 250 Milliarden Benutzeraktionen verfolgt.

Urban Sports Club: Flexibel fit

„Grenzenlos Sport, wo und wann du willst“, verspricht das Berliner Start-up Urban Sports Club mit Sitz in Charlottenburg. Wer die kostenlose App herunterlädt, erhält sofort nach der Anmeldung Zugang zu allen Partnerunternehmen – vom Aerobicstudio über die Kletterhalle bis zum Schwimmbad. Einzelsportarten werden ebenso angeboten wie Mannschaftsspiele, Personal Training und Massagen. Der monatliche Beitrag liegt bei 29, 59 oder 99 Euro, je nach Portfolio der Sportarten und monatlicher Nutzungshäufigkeit des Angebots. Lange Laufzeiten gibt es nicht, die Mitgliedschaft ist monatlich kündbar.

„Flexibilität ist einer der wichtigsten Bestandteile unseres urbanen Lebens“, sagt Gründer Moritz Kreppel, „egal was wir unternehmen, meist entscheiden wir spontan. In Sachen Fitness war das lange undenkbar, und genau das wollen wir mit dem Urban Sports Club ändern.“

Gemeinsam mit Benjamin Roth bringt er 2012 den Urban Sports Club an den Start, zunächst in Eigenfinanzierung. Die erste Seed-Finanzierung erfolgt 2015, anschließend expandiert das Start- up nach Hamburg. Mittlerweile stehen den Mitgliedern in neun Städten zwischen Hamburg und München über 800 Standorte zu Verfügung, bald werden es um die 1000 sein. Hintergrund: Wettbewerber Somuchmore schloss sich im Dezember 2016 an, nach Fitengo und 99gyms, die 2015 dazukamen.

GoEuro: Rational reisen

Mitten im Kollwitzkiez, an der Schönhauser Allee 180, dreht sich alles nur um eines – den intelligentesten Weg von A nach B. Die Reiseplattform GoEuro bezieht Flugzeug, Bahn und Fernbus in die Recherche ein, kombiniert die Angebote und liefert dem Kunden transparente Reisepläne, die sich hinsichtlich Preis und Nettoreisedauer einfach vergleichen und buchen lassen.

Der Mann hinter dieser Geschäftsidee ist der aus Bangalore stam- mende Harvard-Absolvent Naren Shaam. 2010 besucht er als Student während eines dreimonatigen Europatrips 14 Länder und stellt fest: Die Koordination von Verkehrsmitteln ist schwierig, Grund hierfür ist das zwar gute, aber fragmentierte Angebot. Diese Erfahrung ist die Initialzündung für GoEuro. „Von New York aus betrachtet, sind es vor allem zwei Städte, die in Europa auf sich aufmerksam machen“, so Shaam, „London und Berlin.“ Er habe sich ganz rational für die deutsche Hauptstadt entschieden – Berlin ziehe viele Talente an, und die Kosten seien weitaus geringer als an der Themse. Der Startschuss für GoEuro fällt 2013.

Mehr als 200 Mitarbeiter aus 40 Ländern arbeiten bei GoEuro, fast die Hälfte sind Frauen. Das Start-up operiert in zwölf europäischen Ländern und bedient aktuell 80 000 Bahnhöfe und Busbahnhöfe so- wie 3100 Flughäfen. Die Plattform ist in zwölf Sprachen verfügbar, Reisende aus 120 Ländern nutzen sie.

Clue: Zyklus im Griff

Den eigenen Zyklus verfolgen, sich über fruchtbare Tage, prämenstruelles Syndrom (PMS) und die Periode informieren – das geht mit Clue. Die App des E-Health-Start-ups BioWink will Frauen unterstützen, ihren Körper besser kennenzulernen. Je mehr Daten Clue bekommt, desto genauer werden die Informationen für die Nutzerin.

Die Idee für einen digitalen Zykluskalender hat Ida Tin, als sie sich persönlich mit Alternativen zur Pille beschäftigt. Schnell stellt die gebürtige Dänin fest, dass sich trotz des technischen Fortschritts noch niemand damit befasst hat, „wie man Fruchtbarkeit einfach und datenbasiert verstehen und kontrollieren kann“. Auf der Digitalkonferenz Reboot 2009 in Kopenhagen lernt sie ihren heutigen Mann und COO Hans Raffauf kennen, erzählt von ihrer Idee.

Drei Jahre später gründet das Paar mit Moritz von Buttlar und Mike LaVigne in Berlin die BioWink GmbH – es ist eine strategische Entscheidung für den Standort, denn die Stadt bietet nicht nur ein funktionierendes Ökosystem für Start-ups, sondern auch die räumliche Nähe zu Technologiepartnern und eine „alteingesessene“ Industrie mit relevantem Know-how. 2013 erfolgt der Launch der App.

Clue beschäftigt heute 50 Mitarbeiter. Rund fünf Millionen Frauen weltweit nutzen den Zyklustracker, die meisten davon in den USA. Letzte Neuerung der App ist das Feature Clue Connect, mit dem sich Daten teilen lassen.

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