Virtual Reality in der Kunst

Virtual Reality in der Kunst


In eines der berühmtesten Gemälde Caspar David Friedrichs können Besucher der Alten Nationalgalerie nun dank VR-Brille gewissermaßen selbst hineingelangen. Solche Technologien, die virtuelle Räume öffnen oder erlebnisorientiert Vergangenes mit Gegenwärtigem verschränken können, werden zunehmend als hilfreiches Medium zur Vermittlung von Kunst und Geschichte genutzt.

In eines der berühmtesten Gemälde Caspar David Friedrichs können Besucher der Alten Nationalgalerie nun dank VR-Brille gewissermaßen selbst hineingelangen. Solche Technologien, die virtuelle Räume öffnen oder erlebnisorientiert Vergangenes mit Gegenwärtigem verschränken können, werden zunehmend als hilfreiches Medium zur Vermittlung von Kunst und Geschichte genutzt.

Text: Karen Grunow, Foto: Samuel Zeller/Unsplash

Fast steht der Besucher Schulter an Schulter mit dem einsamen Mönch und schaut auf die unruhige See. Möwen kreisen über ihnen, kreischen. Der Strand ist weit, ein paar windverzerrte kleine Bäume stehen dahinter. Das Meer rauscht. Die Mimik von Caspar David Friedrichs „Mönch am Meer“ verrät nichts, ruhigen Blickes scheint er zu sinnieren. Der des Besuchers hingegen schweift nach links, rechts, oben, unten, Sand, Sand, Meer, da – ein Boot! -, graue Wolken. Alles ist schwarzweiß, denn was der Besucher der Alten Nationalgalerie hier zunächst sieht, ist das, was sich unter Caspar David Friedrichs berühmtem Gemälde befindet. Dann kommt in dicken Strichen pastose Farbe ins Spiel. Der Mönch ist fort. Nun steht der Betrachter da, genau da, wo vorher eben der Geistliche seine bloßen Füße in den Sand grub. Mitten im Gemälde.

Mitten im Gemälde

Wenige Minuten nur dauert dieser Ausflug ins Jahr 1810, als Friedrich sein wohl berühmtestes Werk fertigstellte. Möglich wird diese Zeitreise dank VR-Brille. Virtual Reality im Museum? Das scheint im ersten Moment widersinnig, denn wie kann ein Kunstwerk für den Betrachter noch wirklicher, echter werden als wenn er direkt davorsteht? Doch schon Zeitgenossen des Künstlers hätten die Sehnsucht verspürt, wie der Mönch am Strand zu stehen, erklärt Ralph Gleis, Leiter der Alten Nationalgalerie. Bis zum 30. Juni können Besucher das jetzt ausprobieren, sollten sich allerdings vorab ein Zeitfenster sichern. Im Viertelstundentakt werden jeweils vier Leute in die Virtual Reality eingelassen; die Tickets für die Begegnung mit dem Mönch sind begehrt.

Solcherart erlebnisorientierte Vermittlung ist noch nicht allzu häufig in Kunstmuseen anzutreffen, VR-Brillen kommen aber zunehmend öfter als Teil von Kunstprojekten selbst zum Einsatz. In naturkundlichen Sammlungen hingegen sind sie bereits verbreiteter: Da werden Dinosaurier mittels Brille zum Leben erweckt. Besucher der Nikolaikirche können vor Ort dank Virtual Reality auch zu den anderen Häusern der Stiftung Stadtmuseum einen flotten Abstecher machen – und im besten Fall neugierig werden und doch direkt hinspazieren.

Zeitgemäße Kunstvermittlung dank Virtual Reality

Seit 2017 gibt es das vom Bund geförderte Projekt „museum4punkt0 – Digitale Strategien für das Museum der Zukunft“. Neben den Staatlichen Museen zu Berlin sind Häuser in Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Bremen beteiligt. Entstanden sind bereits virtuelle Fahrten über den Mond oder digitale Raumerlebnisse. „Wir müssen die musealen Infrastrukturen verändern, um auf das veränderte Besucherverhalten reagieren zu können“, betont Kulturstaatsministerin Monika Grütters den Ansatz, beispielsweise historische Ereignisse erlebbarer werden zu lassen.

Bei Augmented Reality werden die virtuelle und die reale Welt miteinander verschränkt, in Berlin zum Beispiel bei Stadtführungen oder eben durch „museum4punkt0“ auch schon mal bei Museumsrundgängen nutzbar. Für den Jubiläumsreigen zum 100. Geburtstag des Bauhauses hat das Berliner Musiktheaterensemble Nico and the Navigators eigens eine Augmented-Reality-Performance entwickelt. „La trahison des images – Der Verrat der Bilder“ heißt diese und wird nach einem Gastspiel in den Meisterhäusern in Dessau vom 26. September bis zum 3. Oktober im Georg-Kolbe-Museum zu erleben sein. Ab Juli gibt es die Tickets für alle, die sich die Zeitreise-Brillen aufsetzen möchten.

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