Was muss sich verändern, um mehr Frauen zum Gründen zu bewegen?

Was muss sich verändern, um mehr Frauen zum Gründen zu bewegen?


Der Anteil der Start-ups, die seit 2008 in Deutschland von Frauen gegründet wurden, liegt bei vier Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Boston Consulting Group 2019. Welche Bedingungen notwendig sind, um dies positiv zu verändern, dazu beziehen Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft Position.

Der Anteil der Start-ups, die seit 2008 in Deutschland von Frauen gegründet wurden, liegt bei vier Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Boston Consulting Group 2019. Welche Bedingungen notwendig sind, um dies positiv zu verändern, dazu beziehen Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft Position.

Beitragsfoto: Christin Hume / Unsplash

„Die Branchen, in denen ich mich als Fintech-Gründerin bewege – Finanzen, Technologie, Start-ups –, sind nach wie vor leider von Männern dominiert. Der Anteil an weiblichen Vorständen in Fintechs innerhalb der EU beläuft sich auf lediglich fünf Prozent. Ich finde das schade, möchte Frauen jedoch ermutigen, das als Chance zu sehen. Gerade weil Frauen hier unterrepräsentiert sind, verschafft ihnen das mehr Aufmerksamkeit und spannende Chancen, denn es gibt noch viele Lücken zu schließen. Und es ist mittlerweile erwiesen, dass diverse Teams erfolgreicher sind. Ich sehe mich vor allem als Gründerin und Finanzexpertin, da spielt es zunächst keine Rolle, dass ich eine Frau bin. Ich sehe es aber als äußerst positiven Effekt, dass ich dadurch Frauen aufzeigen kann: Führungspositionen sind auch etwas, wo du hingehörst. Damit kann ich hoffentlich Frauen ermutigen, diesen Schritt ebenfalls zu gehen.“
Dr. Marie Louise Seelig
Gründerin und CEO von Acatus GmbH

 

„Mit knapp 16 Prozent ist der Anteil der Start-up-Gründerinnen tatsächlich gering. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren. Start-ups sind meist stark von den MINT-Fächern geprägt, in denen Frauen noch immer unterrepräsentiert sind. Zudem sind die meisten Start-up-Unternehmerinnen bei der Gründung in einem Alter, in dem häufig die Familienplanung ansteht. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist daher für sie besonders wichtig. Hier braucht es bessere Angebote. Zudem haben wir in Studien Hinweise darauf gefunden, dass Frauen tendenziell weniger Kapital eintreiben. Ein möglicher Grund: Viele Investoren sind Männer, und Frauen haben es schwerer, in diesen Investorenkreisen pitchen zu dürfen – quasi die gläserne Decke der Gründerszene. Aber: Gründen ist häufig Teamsache, und knapp ein Drittel aller Gründerteams hat auch eine Frau an Bord. Zum Glück, denn gemischte Teams sind langfristig meist erfolgreicher!“
Franziska Teubert
Geschäftsführerin Kommunikation und Partner-Management Bundesverband Deutsche Startups e. V.

 

„Wir brauchen mehr weibliche, authentische und sichtbare Vorbilder sowie mehr Repräsentanz von Frauen in Führungspositionen und Branchen jeglicher Art. Es braucht mehr weibliche Investorinnen und besseren Zugang zu Kapital für Gründerinnen. Aber auch die Art, wie wir Business machen, ist noch immer stark von männlichen Werten dominiert. Wichtig ist es für Frauen, sich ein Geschäftsumfeld zu schaffen, in dem sie authentisch und mit ihrer individuellen Vorgehensweise erfolgreich sein können – anstatt sich an ein Bild von Unternehmersein anzupassen. Wünschenswert wäre auch eine stärkere Förderung von nachhaltigen und sozialen Geschäftsideen und nicht nur der Fokus auf den schnellen Profit. Dieser Prozess, mehr Frauen zur Gründung des eigenen Start-ups zu ermutigen, benötigt einerseits Zeit sowie andererseits Vorreiterinnen und Visionärinnen, die mit bestem Beispiel vorangehen. Frauen, die zeigen, dass es möglich ist, die eigenen unternehmerischen Träume wahrzumachen. Unternehmerin zu sein ist nicht immer der einfachste Weg, dafür für mich aber der erfüllendste!“
Maxi Knust
Gründerin von Fempreneur.de und Herausgeberin von „The Female Founders Book“

 

„Gegenfrage: Sind Frauen denn wirklich weniger begeistert, ein Unternehmen zu gründen? Ich denke, es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die veranlassen, dass es weniger Frauen sind, die sich dazu entschließen. Zwar hat sich in den vergangenen Jahrzehnten viel Positives in Richtung der familienbewussten Personalpolitik getan, doch hat sich das Leitbild der arbeitenden Gesellschaft selbst heute noch nicht wesentlich geändert. Ich habe das Gefühl, dass die Gesellschaft noch immer ein geringeres Vertrauen in die Wirtschafts- und Managementkompetenz der Frauen hat als in die Kompetenz der Männer. Ich bin überzeugt, dass wir daran arbeiten müssen, denn wir können auf das wirtschaftliche Potenzial der Frauen nicht verzichten. Viele erfolgreiche Gründerinnen gehen mit ihrem Mut, ihrem Fleiß, Engagement und Erfindergeist mit gutem Beispiel voran: ob bei Westwing, Outfittery, Amorelie, RatePay oder bei Junique.“
Christoph Steinbiß
Senior Workplace Consultant/Raumhaus GmbH,
Leiter des Ausschusses für junge Fach- und Führungskräfte im VBKI

 

„Ich glaube nicht, dass man jemanden zum Gründen begeistern kann – entweder das Unternehmer-Gen ist in einem oder nicht. Frauen müssen an sich mehr Vertrauen in sich selbst und ihr Können haben. Die Angst, Familie und Unternehmensgründung in Einklang zu bringen, muss überwunden werden, denn durch gute Organisation, worin wir Frauen Profis sind, können wir alles schaffen. Es geht um Leidenschaft – frei nach dem Motto ‚You Can Have It All‘. Das Einzige, das sich verändern muss, ist das Stigma, Frauen könnten nicht gleichzeitig Mutter und erfolgreich sein.“
Victoria Chirita
Gründerin von DeinDesign.de

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