Werte konsequent leben

Werte konsequent leben


Die Harald Christ Stiftung für Demokratie und Vielfalt stellt die Stärkung der demokratischen Grundrechte und die des Gemeinwohls in den Mittelpunkt ihres Handelns. Ein Interview mit dem Errichter der Stiftung, Harald Christ.

Die Harald Christ Stiftung für Demokratie und Vielfalt stellt die Stärkung der demokratischen Grundrechte und die des Gemeinwohls in den Mittelpunkt ihres Handelns. Ein Interview mit dem Errichter der Stiftung, Harald Christ.

Interview: Redaktion BBE, Foto: Steffen Roth

Herr Christ, Sie sind Unternehmer in Berlin, zählen seit mehr als drei Jahrzehnten zu den Impulsgebern für Wirtschaft und Politik und engagieren sich für das Wohl der Gesellschaft. Warum haben Sie eine Stiftung gegründet?

Wie Sie schon sagen, ich engagiere mich seit vielen Jahren politisch, in Vereinen und in Initiativen für die Gesellschaft. Das geschah schon immer aus einer sozialliberalen Überzeugung heraus, aber ich habe für mich festgestellt, dass ich mehr tun muss – und möchte! Meine Stiftung für Demokratie und Vielfalt erscheint mir als ein gutes Mittel, um hier Zeichen zu setzen. Mit einer Stiftung, der ich Vermögen übertrage, möchte ich einen Beitrag zur Stärkung unserer demokratischen Grundwerte leisten und zugleich soziales Engagement für das Gemeinwohl unterstützen. Wir erleben zu oft, wie Feinde unserer offenen Gesellschaft gegen diese Werte vorgehen, die Deutschlands Stärke ausmachen – das birgt hohe Risiken. Die Geschichte lehrt uns, dass das Zusammenleben in einer Demokratie den Einsatz von jedem Einzelnen voraussetzt. Mein Einsatz ist – neben meinem politischen Engagement für die liberale Partei – eine Stiftung für Demokratie und Vielfalt.

Was meinen Sie konkret damit?

Wir leben in einer freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft, das sollten wir nie vergessen. Und wir sollten diese Werte hochhalten und konsequent leben. Diese Gesellschaft hat es mir ermöglicht, privaten Wohlstand aufzubauen. In einem anderen Land hätte ich nie die Chancen gehabt wie in diesem. Das weiß ich zu schätzen. Jeden Tag. Deshalb möchte ich unserer Gesellschaft, der ich so viel zu verdanken habe, etwas zurückgeben.

Welche Ziele verfolgen Sie mit der Stiftung?

Wie es der Name schon anklingen lässt, möchte ich die Stärkung der demokratischen Grundrechte und die des Gemeinwohls in den Mittelpunkt rücken. Und eine wichtige Säule des Gemeinwohls ist eine vielfältige Gesellschaft. Damit meine ich nicht nur die Migrations- und Genderdiskussion. Ich wünsche mir eine Gesellschaft mit vollkommener Freiheit von Meinung, Presse, Religion und Liebe, in der das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Lebensweisen und die Chancengleichheit aller Menschen selbstverständlich sind. Wir sollten dankbar sein für diese Vielfalt, denn sie gibt der Gesellschaft die Impulse, die sie braucht, um sich weiterzuentwickeln – und zukunftsfähig zu sein. Aber Vielfalt ist bei uns noch viel zu wenig sichtbar. Die Stiftung setzt sich genau dafür in Form von Projektförderungen, Stipendien, Sponsoring und eigenen Veranstaltungen ein.

Wo liegen die Prioritäten Ihrer Stiftung?

Die Stiftung für Demokratie und Vielfalt nimmt in diesem Jahr ihre Arbeit auf. Sie befasst sich mit drei Schwerpunkten. Der erste – und eindringlichste – Stiftungszweck ist jungen Menschen aus bildungsfernen Familien und benachteiligten Lebensverhältnissen gewidmet. Die Stiftung soll diese Menschen fördern und sie dabei unterstützen, ihre Potenziale zu entfalten. Denn nur so kann langfristig betrachtet Chancengleichheit einmal Wirklichkeit werden. Wir werden Berufsausbildung, Weiterbildung und Studium in einem eigenen Programm fördern und Stipendien vergeben. Beim jährlichen Stiftungsfest soll auch Crowdfunding für ausgewählte Projekte stattfinden.

… und der zweite Fokus?

Der zweite Schwerpunkt hat das Thema Demokratie zum Inhalt. Hier wird die Stiftung ausgesuchte Veranstaltungen und Projekte fördern, wissenschaftliche Arbeit unterstützen und kulturelle Veranstaltungen rund um Demokratie und Vielfalt durchführen, um zu deren Schutz, Verbreitung und Weiterentwicklung beizutragen. Kurz: Wir spielen die Themen der Stiftung im öffentlichen Diskurs und möchten damit so viele Menschen wie möglich erreichen und auf unserem Weg mitnehmen. Womit wir beim dritten Schwerpunkt der Stiftung wären. Hier geht es um die Medien in unserem Land. Kritische Geister und unabhängige Medien sind für eine gesunde Demokratie wesentlich – Nachwuchsjournalisten müssen durch Stipendien und Empowerment in ihrem Schaffen bestärkt werden. Eine diverse Medienlandschaft und eine funktionierende Demokratie bedingen sich gegenseitig und sind wie zwei Seiten derselben Medaille. Dieser Punkt ist essenziell. Ich möchte an dieser Stelle nicht in die Fake-News-Debatte einsteigen. Das überlasse ich anderen. Aber ich möchte dauerhaft einen Beitrag dazu leisten, dass Medien auch in Zukunft kritisch und unabhängig arbeiten können. Deshalb wird die Stiftung für Demokratie und Vielfalt Nachwuchsjournalisten, die sich bei diesen Themen besonders hervorgetan haben, finanziell und ideell unterstützen, um diesen Mindset in der nächsten Generation zu etablieren.

Wie genau wollen Sie da vorgehen?

Neben den Stipendien für Journalisten werden wir Veranstaltungen zu den erwähnten Themen fördern und selbst durchführen. Außerdem werden wir die entsprechenden Lehrstühle initiieren und unterstützen sowie Stipendien im Rahmen von Forschungsvorhaben vergeben.

Drei Schwerpunkte – drei Maßnahmenkataloge. Darüber hinaus wird die Stiftung auch jährlich einen Preis verleihen?

In der Tat. Es bedeutet mir sehr viel, das Thema Vielfalt mit einem Preis zu ehren und damit immer wieder auf die Wichtigkeit dieses gesellschaftlichen Faktors hinzuweisen. Durch meinen Lebensweg weiß ich, dass wir im Wirtschaftsleben, in der Politik oder auch im Sport noch einen weiten Weg zu gehen haben, bis Diversität und Akzeptanz gelebt werden. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, durch den Preis Persönlichkeiten auszuzeichnen und hervorzuheben, die sich für eine offene Gesellschaft einsetzen und damit Zivilcourage zeigen. Gleichzeitig möchte die Stiftung damit ein Zeichen setzen gegen Gewalt, Intoleranz und Extremismus – mit einem großen Ausrufezeichen!

Vom Inhalt zu den Formalien, Herr Christ: Sie wollen die Stiftung als Erbin Ihres Gesamtvermögens einsetzen, das ist sehr ungewöhnlich. Warum beabsichtigen Sie diesen Schritt?

Zunächst einmal habe ich mich zu jährlichen Zuwendungen an die Stiftung verpflichtet, um die Projektarbeit im beschriebenen Umfang zu gewährleisten. Darüber hinaus beabsichtige ich, völlig richtig, die Stiftung als Erbin einzusetzen, um auf diese Weise gesellschaftsrelevante Themen – meine Themen Demokratie und Vielfalt – über mein eigenes Leben hinaus zu fördern, zu befeuern. Mancher wird diesen Schritt als im positiven Sinne „radikal“ betrachten, aber ich bin zutiefst davon überzeugt, dass ich so – und nur so – meine Impulse für Demokratie und Vielfalt in die Zukunft tragen kann. Übrigens: Im angelsächsischen Raum ist es nicht unüblich, als erfolgreicher Unternehmer einen Teil des geschaffenen Vermögens der Gesellschaft zu gemeinnützigen Zwecken zurückzuführen. Ich möchte mit gutem Beispiel vorangehen.

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