Wie sollten Schulen digitalisiert werden?
Mit dem „Digitalpakt Schule“ ist der Weg nun frei für besseres Internet und zeitgemäße technische Geräte in den Klassenzimmern, insgesamt 5 Milliarden Euro stellt die Bunderegierung bereit. Ein Teil der Mittel soll auch in die Schulung des Lehrpersonals fließen. Grund zu ungeteilter Freude ist das aber nur bedingt. Experten mahnen, dass es eher auf Medienkompetenz der Schüler ankommt, als auf die neueste Tablet-Version.
Mit dem „Digitalpakt Schule“ ist der Weg nun frei für besseres Internet und zeitgemäße technische Geräte in den Klassenzimmern, insgesamt 5 Milliarden Euro stellt die Bunderegierung bereit. Ein Teil der Mittel soll auch in die Schulung des Lehrpersonals fließen. Grund zu ungeteilter Freude ist das aber nur bedingt. Experten mahnen, dass es eher auf Medienkompetenz der Schüler ankommt, als auf die neueste Tablet-Version.
Text: Lenya Meislahn, Foto: Pexels
Die Jugendlichen in Deutschland „fit machen fürs digitale Zeitalter“, damit warb Bundesbildungsministerin Anja Karliczek um Zustimmung für den sogenannten Digitalpakt, der nun beschlossen wurde. Die 5 Milliarden Euro verteilen die Länder auf rund 40.000 Schulen im Land. Am dringendsten benötig werden zeitgemäße Geräte wie Tablets, über die bisher nur jede dritte Schule in Deutschland verfügt, sowie Notebooks und Whiteboards. Die meisten Schulen sind noch mit Beamern oder stationären Computern ausgestattet, die zum größten Teil aber veraltet sind. Das ergab eine Studie des Branchenverbands Bitkom.
Medienmündigkeit in der Schule lehren
Kritiker bemängeln, dass der Digitalpakt vor allem der IT-Branche nutzt, wenn die Schülerinnen und Schüler nicht gleichzeitig lernen, mit digitalen Medien kritisch umzugehen. Zwar ist ein Teil der Mittel dafür vorgesehen, Lehrerinnen und Lehrer in Sachen Digitalisierung weiterzubilden. Für das Lehren von „Medienmündigkeit“ aber gäbe es noch zu wenig Konzepte, wie etwa das Bündnis für humane Bildung anmahnt. Über das technische Wissen und die achtsame Anwendung digitaler Medien hinaus sollten für Medienmündigkeit Kenntnisse über Datenschutz, soziale Medien, alternative Messenger- und E-Mail-Dienste und auch sozialpsychologische Folgen von Medienkonsum eine Rolle spielen.
Wie wichtig es ist, Kinder für die Nutzung digitaler Kommunikation und Medien zu stärken und zu sensibilisieren, zeigte in den vergangenen Monaten das Phänomen „Momo“. Die Puppe war in einer Tokioter Galerie ausgestellt und Nachrichten mit ihr eigentlich nur als Scherz unter Freunden gedacht gewesen. Der ursprüngliche Account ist inzwischen deaktiviert, die traumatisierten Kinder aber bleiben.
Selbstbewusst gegen Cybermobbing
Oft geht Gewalt im Internet aber vom privaten Umfeld aus. Das Bündnis gegen Cybermobbing ermittelte, dass in Deutschlands rund 1,4 Kinder und Jugendliche schon einmal über das Handy oder soziale Medien bedrängt, beleidigt oder bedroht wurden. Die Möglichkeiten der Digitalisierung für Bildung zu nutzen ist also eine Sache, ihre Risiken zu lehren und den bewussten Umgang damit ein mindestens ebenso wichtiger Bestandteil einer zeitgemäßen Erziehung. In einer Umfrage der Bundeszentrale für Politische Bildung unter Schülerinnen und Schülern, zeigte sich bei vielen der Wunsch, über den ganz alltäglichen Umgang mit digitalen Medien aufzuklären und mögliche Vor- und Nachteile von Instagram, Snapchat, WhatsApp, Facebook etc. mit ihnen zu besprechen. Nur so können sich die Schüler der digitalen Medien bewusst werden und so von ihnen profitieren – auch im Unterricht.
Zeitgemäße Geräte und digitale Lehrmethoden im Klassenzimmer sind also nur die eine, sehr wichtige, Seite des Milliardenpakets „Digitalpakt Schule“. Die andere, ebenso wichtige Seite, ist der schulische Bildungs- und Erziehungsauftrag, der mit der Digitalisierung breiter geworden ist. Mit den Mitteln des Digitalpakts sollten Pädagogen zusätzlich darin aus- und weitergebildet werden, Kinder und Jugendliche im Umgang mit Medien zu sensibilisieren und zu stärken. Nur so können diese an der digitalisierten Lebens- und Arbeitswelt selbstbestimmt und verantwortungsbewusst teilhaben.