Die Zukunft der Kaufhäuser – Mit Exklusivität und Innovation in die Zukunft

Die Zukunft der Kaufhäuser – Mit Exklusivität und Innovation in die Zukunft


Das große Sterben der Kaufhäuser schien unaufhaltsam. Mit einzelnen, äußerst ambitionierten Projekten versuchen René Benko & Co., den Trend aufzuhalten und sich geänderte Verbraucherbedürfnisse zum Nutzen zu machen.

Das große Sterben der Kaufhäuser schien unaufhaltsam. Mit einzelnen, äußerst ambitionierten Projekten versuchen René Benko & Co., den Trend aufzuhalten und sich geänderte Verbraucherbedürfnisse zum Nutzen zu machen.

Text: Redaktion BBE, Foto: Alex Powell / Pexels

Es waren einmal fünf: Die Bundesrepublik hatte einst Platz für mehrere große Warenhausketten. Nicht nur in den Metropolen, auch in Städten von mittlerer Größe waren Fußgängerzonen und zentrale Knotenpunkte geprägt von Kaufhof, Karstadt, Hertie, Horten oder Quelle. Doch nachdem die ersten Hertie-Häuser schon 1993 vom Markt verschwanden, war der große Abstieg eingeläutet.

Ursprünglich waren es die Warenhäuser, die dem Einzelhandel zu schaffen machten, boten sie doch unter einem Dach plötzlich alles, wofür der Kunde sonst diverse Anlaufpunkte aufsuchen musste. Heute jedoch machen Ketten wie H&M, Zara oder C&A mit ihrem ungleich größeren, zielgruppenorientierteren Angebot den Warenhäusern Konkurrenz. Zum Hauptfaktor für den Abgesang auf die Riesen der Fußgängerzone wurde jedoch in den vergangenen Jahren der Onlinehandel. Gab es im Jahr 2004 noch 290 Kauf- und Warenhäuser in Deutschland, waren es 2019 schon nur noch 175, Tendenz sinkend*.

Doch Unternehmer wie René Benko mit der Signa Holding oder die OTTO Gruppe als Investor bei ECE Group, die in Europa mehr als 200 Shopping-Center betreibt, sehen diese Entwicklungen weniger als vorgezeichnete Zukunft einer Branche, sondern viel mehr als Chance. Sie wollen aus etwas durchaus Etabliertem, mit dem die Kunden noch nicht ganz abgeschlossen haben, etwas Neues mit den positiven Zügen des Bewährten für langfristige Perspektiven schaffen. Wenn auch der Marktanteil von Kauf- und Warenhäusern am Umsatz des gesamten Einzelhandels zuletzt nur noch auf etwa 3% geschätzt wurde, so bleiben doch die Besucherzahlen stabil**. Dieses Interesse wollen die neuen Warenhausprojekte nutzen: So startete OTTO gemeinsam mit ECE eine bisher einzigartige Verbindung zwischen Onlinehandel und stationärem Handel. Der Trend zum Onlineshopping wird hier genutzt, gepaart mit der Tatsache, dass „60 Prozent der Bevölkerung in maximal 30 Minuten ein ECE-Center erreichen“, wie auf der Webseite Center-Betreibers heißt. Der Kunde, der zuvor online nach einem Produkt gesucht hat, entdeckt dort, dass es selbiges in einem nahegelegenen ECE-Center gibt, kann es sich dort anschauen und natürlich auch erwerben. Auf diese Art kann die Online-Reichweite von OTTO die Frequenz und damit die Umsätze im Center erhöhen.

Weniger auf die breite Masse als auf die Kunden für exklusivere Shoppingerlebnisse setzt hingegen die Signa-Gruppe. In Österreich arbeitet Benko weiter an seinem Großprojekt „KaDeWe Wien“ – ein Luxuswarenhaus, gepaart mit Hotellerie und Gastronomie. Dass es nicht mehr nur genügt, Waren feil zu bieten, ist inzwischen gesetzt, und so wird auch Signas Umbau des Karstadt am Berliner Hermannplatz diesen Tatsachen gerecht. In Berlin lobte Signa sogar mit „Nicht ohne Euch“ einen Ideenwettbewerb für die Hoffläche des Objektes aus. Der Nutzungsmix soll neben Karstadt als bewährtem Nahversorgungsanbieter Büro- und Gewerbeflächen, Gastronomie sowie Kunst- und Kultureinrichtungen beherbergen. Auch Mietwohnungen und gemeinnützige Projekte sollen Platz finden.

Ein weiteres Projekt in Sachen Erlebniskauf wurde vor zwei Jahren in New York gestartet: Showfields. In dem historischen Gebäude an der Ecke Bond und Lafayette Street in Manhattan beziehen junge Unternehmen vor allem aus dem Online-Bereich Quartier und können sich so auch stationär präsentieren. Die Mietverträge sind begrenzt, um den Kunden Abwechslung zu bieten. Ergänzt werden die Ladenflächen durch ein Café, Kunstausstellungen, ein Co-Working-Space und Eventflächen. Das Konzept wird inzwischen in mehreren Ländern umgesetzt.

So könnte sie also aussehen, die Zukunft des Warenhauses: nicht mehr der massive Fremdkörper im Stadtbild, sondern belebter, integrierter Teil seiner Nachbarschaft. Die Zukunft wird zeigen, ob dieser Umschwung gelingt. An mangelnden Ambitionen und Ideen wird es nicht scheitern.

* Quelle: Statista 343146
** Quelle: Statista 1649

Für alle Fragen rund um Ihr Vermögen steht Ihnen Roland Lis, Berater Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, telefonisch und per E-Mail zur Verfügung: Tel.: (030) 897 98 – 403, E-Mail: roland.lis@weberbank.de

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