Autonomes Fahren: Die Zukunft klopft an

Autonomes Fahren: Die Zukunft klopft an


Autonome Fahrzeuge kennen die allermeisten nur aus Science-Fiction Filmen. Doch Robotertaxis und selbstfahrende PKW sollen bald auch öffentliche Straßen erobern.

Autonome Fahrzeuge kennen die allermeisten nur aus Science-Fiction Filmen. Nun kurven vier von ihnen über das Gelände der Charité in Berlin. Robotertaxis und selbstfahrende PKW sollen laut deutscher Automobilindustrie bald auch öffentliche Straßen erobern.

Text: Patrick Lindner, Foto: pexels

Vier kleine, gelbe, runde Busse schlängeln sich seit März dieses Jahres zwischen den Backsteinhäusern der Charité entlang. Sie chauffieren bis zu zwölf Passagiere ganztägig über den Campus Mitte und das Virchow-Klinikum. Doch selbst die beschauliche Spitzengeschwindigkeit von 12 km/h kann nicht verbergen, dass unter ihrer knuffigen Haube die Zukunft geschlagen hat. Denn alle vier Minibusse fahren autonom – will heißen ohne menschliches Zutun. Gemeinsam mit der Berliner Verkehrsgesellschaft und dem Land Berlin will das Klinikum seine autonomen Flitzer bis 2020 testen und Erkenntnisse für den Einsatz im öffentlichen Nahverkehr gewinnen.
Denn anders als Mancher mit argwöhnischem Blick ins Silicon Valley vermuten würde, mischen US-Firmen wie Google-Schwester Waymo, Apple, Tesla oder Uber den Wachstumsmarkt nicht alleine auf. Über die Hälfte der weltweiten Patente im Bereich autonomer Mobilitätslösungen geht nämlich nach Deutschland (Quelle: IW Köln). Weltweit führend seien die drei deutschen Unternehmen Bosch (958), Audi (516) und Continental (439). Google-Schwester Waymo lande mit 338 Patenten auf einem moderaten zehnten Platz.
Das Rennen um die Marktanteile ist also bereits in vollem Gange. An rund 20 Projekten zum vernetzten und autonomen Fahren wird deutschlandweit geforscht. Zu den bekanntesten Ideenlaboren gehören „UNICARgil“, ein Zusammenschluss mehrerer Hochschulen unter Führung der RWTH Aachen, sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Auch die Wirtschaft gibt sich zuversichtlich: So planen VW und BMW erste selbstfahrende Fahrzeuge bereits für 2021. Bis die Technologie zum Massenphänomen wird, dürften noch zehn weitere Jahre vergehen, schätzen Experten wie Prof. Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management. Dann käme dem Autofahren das gleiche Schicksal zu Teil wie einst der Reitkunst. Die galt vor rund 130 Jahren nämlich auch als Fortbewegungstechnik à jour.

Wann fährt ein Auto wirklich selbst? Die fünf Stufen des autonomen Fahrens:

Stufe 0: Der Fahrer steuert sein Fahrzeug selbst.
Stufe 1: Assistenzsysteme wie Abstandsregeltempomaten unterstützen den Fahrer (bspw. durch akustische Signale).
Stufe 2: Teilautomatisierte Systeme übernehmen Funktionen wie Spurführung oder Einparken.
Stufe 3: Automatisierungsgrad, bei dem der Fahrer zwar jederzeit eingreifen können muss, aber sich auch anderen Dingen zuwenden darf, sofern das System aktiv arbeitet.
Stufe 4: Beim vollautomatisierten Fahren kann der Fahrer noch eingreifen, wenn das System ausfällt, so auch bei den Charité Bussen. Sonst regelt sich alles von selbst. Diese Systeme werden derzeit von diversen Herstellern getestet.
Stufe 5: Beim eigentlichen autonomen Fahren ist kein Fahrer mehr erforderlich. Komponenten wie Lenkräder oder Gaspedale sind nicht mehr vorhanden.

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